Valborg, die Vertreibung der bösen Geister
In Schweden markiert Valborg, die Walpurgisnacht, den Abschied von der dunklen Jahreszeit und den sprießenden Frühling. Das Fest, das am 30. April gefeiert wird, vereint heidnische Traditionen und christlichen Glauben, da der Name auf die Heilige Walpurga zurückgeht, deren Heiligsprechung am 1. Mai etwa 100 Jahre nach ihrem Tod erfolgte. Ursprünglich war Valborg ein Fest, das den Beginn des Sommers einläutete und Hexen und böse Geister vertreiben sollte. Heute ist die Walpurgisnacht in Schweden vor allem ein fröhliches Fest, das Jung und Alt zusammenbringt. Zentrales Element sind die riesigen Lagerfeuer, die in der ganzen Nation entzündet werden. Diese Feuer symbolisieren einerseits die Reinigung und das Wiedererwachen der Natur und sollen andererseits die bösen Geister abwehren. Chöre treten im Freien auf, und traditionelle Lieder zum Lob des Frühlings erklingen überall. Es ist eine Zeit, in der die Menschen zusammenkommen, um den Winter endgültig zu verabschieden und die wärmende Sonne, das frische Grün der Bäume und die bunte Pracht der Blumen zu begrüßen.
Midsommar - die Sommersonnenwende feiern
Das Midsommarfest in Schweden ist eine farbenfrohe und ausgelassene Feier, die die Ankunft des Sommers zelebriert. Es wird am Freitag um die Sommersonnenwende, den längsten Tag des Jahres, gefeiert und ist das nach Weihnachten bedeutendste schwedische Fest. Historisch verwurzelt in heidnischen Sonnenwendfeiern symbolisiert Midsommar heute die Freude über die erwachende frühsommerliche Natur. Früher glaubte man, dass die Mittsommernacht von Magie erfüllt sei und Elfen und Trolle unterwegs wären. Die Vorbereitungen für Midsommar beginnen schon Tage vorher. Familien und Freunde kommen zusammen, um die sogenannte Mai- oder Midsommerstange, ein mit Laub und bunten Blumen geschmückter Baumstamm, herzurichten. Häuser und öffentliche Plätze werden festlich dekoriert, und jeder bereitet sich darauf vor, das Fest im Freien zu feiern. Sobald die Maistange steht, versammeln sich Menschen jeden Alters um sie herum, um zu traditionellen schwedischen Volksliedern zu tanzen. Einer der bekanntesten Tänze ist der „Små grodorna“ (Die kleinen Frösche), bei dem man die Bewegungen von Fröschen nachahmt. Zum Midsommarfest gehört auch ein festliches Mahl. Typischerweise beginnt das Essen mitFrühkartoffeln und eingelegtem Hering begleitet von Sauerrahm und frischem Dill. Oft werden auch Gravad Lax (gebeizter Lachs) und Knäckebrot serviert. Zum Nachtisch genießt man traditionell frische Erdbeeren mit Sahne oder Erdbeertorte. Am Abend finden oft Lagerfeuer statt, und die Feierlichkeiten können bis tief in die Nacht dauern, besonders in nördlichen Teilen Schwedens, wo die Sonne kaum untergeht.
Kräftskiva: Das Krebsfest im Spätsommer
Das schwedische Krebsfest, Kräftskiva, ist ein kulinarisches und kulturelles Highlight, das seinen Ursprung in dem Beginn der Krebsfischsaison in der ersten Augusthälfte hat. Ursprünglich eingeführt in den 1900er Jahren hat sich dieses Fest zu einer landesweiten Tradition entwickelt, bei der Familie und Freunde in den späten Sommermonaten zusammenkommen, um das Krebsessen zu zelebrieren. Die Dekoration spielt eine zentrale Rolle bei Kräftskiva, wobei Papierlaternen, oft in Form von kleinen Monden, und bunte Tischdecken das Ambiente schmücken. Lustige Papierhüte und Lätzchen mit Krebsmotiven tragen zur Stimmung bei. Kulinarisch stehen die in Dill gekochten Flusskrebse im Mittelpunkt, serviert mit Baguette, kräftigem Käse und verschiedenen Beilagen. Dazu genießt man kühlen Aquavit und Bier. Die musikalische Untermalung besteht aus traditionellen schwedischen Trinkliedern die ausgelassen gesungen werden. Kräftskiva ist nicht nur ein Festmahl, sondern feiert auch die Gemeinschaft, Tradition und die Freuden der schwedischen Sommerzeit.
Das Lucia-Fest: Eine Feier des Lichts im Winter
Das Lucia-Fest gehört zu den faszinierenden Höhepunkten im schwedischen Festkalender und bildet quasi das Pendant zu Midsommar, da es vor Einführung des gregorianischen Kalenders auf die Wintersonnenwende fiel. Geschichtlich verankert in nordischen und christlichen Traditionen – das Fest hat seinen Ursprung in der Verehrung der Heiligen Lucia, einer Märtyrerin, die als Symbol des Lichts und der Hoffnung gilt – findet es traditionell am 13. Dezember statt und vereint Licht und Gesang in einer Zeit der Dunkelheit. An diesem Tag schlüpfen Mädchen, in der Regel die älteste Tochter, in weiße Gewänder und tragen einen Kranz aus Kerzen auf dem Kopf, um so als Lucia verkleidet in Prozessionen durch Schulen, Büros und Gemeinden ziehen. Begleitet von „Luciatåg“, einem Chor, der traditionelle Lieder wie „Sankta Lucia“ singt, wird das Licht in die dunkle Winterszeit gebracht. Zur Labung reicht man typische Leckereien wie „Lussekatter“, Safranbrötchen in Form einer Spirale, und „Pepparkakor“, schwedische Lebkuchen. Der Gedenktag an die Heilige Lucia verbindet die Generationen und verbreitet Wärme und Freude in der dunkelsten Zeit des Jahres.
Weihnachten in Schweden - ein Fest der Gemütlichkeit
Weihnachten oder, wie die Schweden sagen, "Jul" wird als eine Zeit der Besinnlichkeit und der Familie zelebriert. Die schwedische Weihnachtszeit beginnt offiziell mit dem ersten Advent und erreicht ihren Höhepunkt am Heiligen Abend, dem 24. Dezember. Schwedische Häuser werden liebevoll mit Sternen, Kerzen und dem traditionellen Adventskranz geschmückt, die für eine festliche und gemütliche Atmosphäre sorgen. Ein zentraler Bestandteil der schwedischen Weihnachtstradition ist der Julbord, ein reichhaltiges Buffet mit Spezialitäten wie Julskinka (Weihnachtsschinken), eingelegtem Hering und köstlichen Köttbullar (Fleischbällchen). Der Abend des 24. Dezembers wird oft mit der Familie verbracht, Geschenke werden ausgetauscht und gemeinsam wird das Weihnachtsfest in aller Ruhe genossen. Die traditionellen Lucia-Festlichkeiten im Vorfeld und der Besuch in der Kirche am Heiligabend vervollständigen die schwedischen Weihnachtsbräuche. Schwedens Weihnachtsfeiern sind ein Spiegelbild der kulturellen Werte des Landes: Familienzusammenhalt, Respekt vor Traditionen und eine tiefe Liebe zur Gemütlichkeit und zum gemeinsamen Genuss.
Fazit: Lebendige Festkultur als Spiegelbild der schwedischen Gesellschaft
Die Feste und Bräuche Schwedens, von der Walpurgisnacht bis hin zum stimmungsvollen Weihnachtsfest, sind weit mehr als nur jährliche Ereignisse. Sie sind ein lebendiger Teil des schwedischen Kulturerbes, der die Jahreszeiten markiert und die Gemeinschaft stärkt. Jedes Fest spiegelt die tiefen Werte der schwedischen Gesellschaft wider: eine enge Verbundenheit mit der Natur, den Respekt vor der Vergangenheit und das Streben nach einem harmonischen und gemeinschaftlichen Leben. Diese Festlichkeiten sind nicht nur Gelegenheiten zum Feiern, sondern Momente, in denen sich das kulturelle Bewusstsein und die schwedische Mentalität offenbaren.