Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Kai W., 14. Oktober 2018
2 Wochen Kanutour in Dalsland/Nordmarken

Trockenheit, Sturm, Regen und der Kuss der Muse!

 Im letzten Jahr waren wir Ende August/Anfang September zum ersten mal mit Scandtrack in Schweden unterwegs und diese eine Woche Kanutour auf eigene Faust hat uns seinerzeit ziemlich beeindruckt.  Nach unserer Rückkehr stand daher schnell fest, dass wir diese Art Urlaub auf jeden Fall wiederholen wollten - und das am besten gleich noch etwas länger.

 Also buchten wir für 2018 ganz mutig gleich 2 Wochen und legten den Reisebeginn auf Anfang August um von allem „etwas mehr“ zu haben. Nun, vorweg können wir sagen, diese zwei Wochen entpuppten sich als eine weit größere Herausforderung als die eine Woche im Vorjahr und am Ende kam alles auch etwas „anders“, als wir uns das vorgestellt haben :-). Bereits im Vorfeld verfolgten wir natürlich den Umstand der anhaltenden Trockenheit in Schweden und erfuhren eine Woche vor Urlaubsantritt vom mittlerweile ausnahmslosen Koch,- und Feuerverbot im Zielgebiet und planten daher einige Dinge, unser Reisegepäck, sowie die mögliche Kanuroute bereits im Vorfeld um.  Was kann man wohl noch so alles tun, wenn das im Vorjahr ausführlich praktizierte Pilze sammeln, das Angeln - und das entsprechend umfangreiche Kochen und Grillen warmer Mahlzeiten wegfällt? Klar, ein zweites Buch muss mit. Und sonst?

 Kurzerhand fand als Ergebnis diverser Überlegungen ein Block Papier und ein Aquarell Malkasten Platz in unserem Reisegepäck, vielleicht ließe sich die Zeit ja für etwas Muse und Kunst nutzen? Eine gute Entscheidung wie sich zeigen sollte, denn tatsächlich fand dieses, für eine solche Reise doch eher unübliche, Zubehör seine Verwendung. Die Landschaft, die Ruhe und das ganze Ambiente entfalteten ihre Wirkung und so entstanden in der Abgelegenheit einiger Orte wundervolle Bilder, die unseren Reiseverlauf dokumentieren sollten. Handgemalte Zeichnungen statt hochauflösender Dronenvideos, eben ein kleines Stück mehr „Back To Nature“ :-).

 Aber von vorn: Der Scandtrack Express hatte am Tag unserer Abreise Richtung Schweden aufgrund etlicher Staus über eine Stunde Verspätung, konnte dies aber auf der Fahrt wieder wett machen, so dass wir am Samstag Vormittag pünktlich in Lennartsfors ankamen. Nun galt es, erstmal das Equipment in Empfang zu nehmen und im Boot zu verstauen. Für die gebuchten zwei Wochen gabs entsprechend auch eine rappelvolle zweite Essenstonne und insgesamt nebst Zubehör entsprechend etwas weniger Platz im Boot. Da wir die Prozedur der Equipment- und Bootsübergabe bereits vom Vorjahr kannten, waren wir entsprechend geübt und stachen alsbald in See. Schließlich wollten wir gleich am ersten Tag noch genau „den“ Platz ansteuern, den wir vom letzten Jahr mit den tollsten Erinnerungen verbanden. Ein kleines Fleckchen im Flötefjorden ca 6,5km vom Basiscamp entfernt. Würde unser Lehmofen vom letzten Jahr noch stehen? Ist der Platz eventuell schon besetzt? Wir paddelten erwartungsfroh drauf los, vorbei an vielen tatsächlich schon belegten Plätzen und Danos, bogen in den Flötefjorden ab - und erreichten unseren Lieblingsplatz des letzten Jahres, welcher zudem noch einsam und verlassen war - und fühlten uns sofort „angekommen“. Auch unser Lehmofen stand noch und wurde in der Zwischenzeit ganz offensichtlich von anderen Reisenden genutzt und erweitert, was uns sehr freute. Da war die zentnerweise Lehmschlepperei im Vorjahr doch nicht ganz umsonst. Auch wenn wir den Ofen aufgrund der Trockenheit und der bestehenden Waldbrandgefahr diesmal nicht selbst in Betrieb genommen haben, haben wir ihn noch etwas aufgehübscht, verstärkt und die Lehmschicht erneuert, damit er noch anderen Reisenden Freude bereiten kann. 

 An diesem idyllischen Lagerplatz mit Blick aufs schwedische Hinterland, entstanden dann am nächsten Morgen auch die ersten Aquarellzeichnungen, bevor es mit unserer grob geplanten Route weiterging. Wir fuhren in kleineren Etappen nordwärts am Ostufer des Foxens entlang. Dabei probierten wir uns die ersten Tage quer durch die Essenstonnen an allem möglichen, was man ohne Kochen zu sich nehmen konnte. Die Paprikaschoten waren auch kalt lecker. Selbst die Tomatensaucen waren kalt zum Brot eine annehmbare Mahlzeit. Der Versuch Nudeln einfach nur im kalten Wasser weich werden zu lassen führte zu der Erkenntnis, dass das Ergebnis nicht wirklich genießbar war, während das im Wasser aufquellen lassen der Reis/Risotto Gerichte überraschenderweise durchaus zu einem wohlschmeckenden Gericht führte.  Angesichts der monatelang vorherrschenden Hitze bei um die 30 Grad, hatten wir uns eigentlich bis hierhin auf einen „Badeurlaub“ eingestellt, doch das Wetter sollte bald umschlagen, mehr und mehr Wolken verbargen die Sonne und schon ab dem dritten Tag sanken die Temperaturen auf nur noch knapp um die 20. Wir erwischten aber noch 2 warme Tage an denen wir die Seele baumeln lassen konnten. Am sechsten Tag unserer Tour zog dann ein schwerer Sturm auf, der nicht nur unsere Weiterfahrt vereitelte, sondern welcher sich im Nachhinein als der schwerste Sturm der Saison herausstellen sollte. Am Ufer musste man sich mit vollem Gewicht abstützen um nicht von den Felsen geweht zu werden, fast zwei Meter sprühte uns die Gischt des Foxens hoch ins Gesicht und der Wellengang war geradezu beängstigend. Als auch noch die Kiefern um unser Zelt bedrohlich ächzten, sich gewaltig neigten und erste Zweige und Äste um uns herum niedergingen, packten wir kurzerhand unser Zelt zusammen und trugen unser Equipment durch den Wald auf die andere Seite der Landzunge und schlugen unser Nachtlager in einer relativ windgeschützten Bucht direkt am Strand, in sicherer Entfernung von Bäumen jeglicher Art auf. Hier ließen wir den Sturm vorüberziehen, um am nächsten Tag unsere Reise unbeschadet fortsetzen zu können.

 An diesem Tag ging dann auch noch die Ladebuchse unseres Handys kaputt, so dass wir von nun an komplett ohne Zeit, Datum und Positionsbestimmung unterwegs waren, womit das Abenteuer erst so richtig begann :-)

 Um nicht den Überblick zu verlieren welchen Tag wir hatten (schließlich lagen noch 9 Tage vor uns) legten wir handschriftliche Reisenotizen an, in welchem wir Ort, Strecke und Wochentag vermerkten und orientierten uns fortan ausschließlich anhand der Karte.

 Wir überquerten den Foxen dann vor Sundsbyn und fuhren im Anschluss am Westufer nach Süden, was uns vor allem in Höhe von Risön noch ein paar traumhafte Plätze bescherte, an denen wir die rar gewordenen aber bisweilen dennoch vorhandenen Sonnenstunden genossen. Auch hier entstanden ein paar schöne Aquarelle und wir erlebten so einige beeindruckende Momente, wie z.B. eine Nebelwand die zur frühen Morgenstunde über den Foxen zog, was sich leider nicht so recht fotografisch festhalten ließ. Allein der Anblick war aber atemberaubend. Mittlerweile war auch das Feuerverbot aufgrund der regenreichen Nächte gelockert, sodass wir endlich wieder heißen Kaffee und vor allem warme Mahlzeiten genießen konnten.

 Die Tage vergingen und in unserer letzten Etappe trieben wir uns in der Gegend um Hästön zwischen dem Foxen und dem Stora Le herum, wobei wir von unserem jeweiligen Lager noch einige Ausflüge wie z.B. nach Båstnäs zum legendären Autofriedhof, welcher definitiv einen Besuch wert ist, oder anderen Inselgruppen machten.  Wir haben übrigens die gesamte Reise hinweg offizielle Danos weitestgehend gemieden und unser Nachtlager immer an einsamen Orten aufgeschlagen, da wir zu der Sorte Schwedenurlauber gehören, die hier vor allem die Abgeschiedenheit und Einsamkeit schätzen.

 Durch die mittlerweile durchweg trübe und feuchte Witterung, sowie der Tatsache dass wir nun schon fast 2 Wochen unterwegs waren, die Tageszeiten aufgrund des defekten Handys nur schätzten und zudem kaum noch trockene Klamotten hatten, kamen wir uns bisweilen wirklich „ausgewildert“ vor. :)

 Am letzten Tag entschlossen wir uns dann noch zu einen Ausflug weiter Richtung Stora Le zur Insel Trollön, um wenigstens einmal die norwegische Grenze zu überqueren. Der Wellengang und das Fortbewegen auf dem Wasser war schon etwas ungemütlich - aber just als wir auf Trollön ans Ufer gingen kam doch nochmal kurz die Sonne heraus und so konnten wir am Grenzstein noch ein paar schöne Erinnerungsfotos machen. Das war dann übrigens der Moment, an dem wir bemerkten, dass unser Fotoapperat über eine Datums und sogar Uhrzeitangabe verfügt - und dieses Wissen unsere handschriftlichen Notizen, sowie das grobe Schätzen der Uhrzeit in den letzten 9 Tagen überflüssig gemacht hätte :)

 Sei es drum, wahrscheinlich hätte dieser Urlaub dann auch nur halb so viel Abenteuercharakter für uns gehabt. Die Rückfahrt am Samstag Vormittag zum Basiscamp entwickelte sich mit Gegenwind, Wellengang und Starkregen nochmal zu einer letzten Herausforderung, die wir aber ebenso gemeistert haben.

 In unseren  2 Wochen Kanutour auf eigene Faust, kam somit alles zusammen. Anstatt des ausgemalten „Sonne, Baden, Pilze, Fisch, Lagerfeuer und Natur“ Urlaubs, erlebten wir in diesen zwei Wochen einen Wechsel der Extreme. 

 Im Feuerverbot mit kalten Mahlzeiten gestartet, dem Sturm getrotzt und am Ende kaum noch was trockenes zum anziehen - hat uns aber dennoch die Muse geküsst, uns einzigartige Momente und Erinnerungen beschert und diese Seenlandschaft uns ein ums andere mal in seinen Bann gezogen. Schon auf der Rückfahrt im Scandtrack Express fabulierten wir darüber, welche Wasserroute wir wohl beim nächsten mal wählen und wo wir überall rasten würden. Als Fazit steht damit erneut eine Reise, die wir so schnell nicht vergessen werden. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle wieder einmal an das gesamte Scandtrack Team. Die zusätzliche Kaltverpflegung während der Kochverbotsphase war wirklich üppig und ausreichend, die Teammitglieder im Basiscamp immer geduldig, freundlich und ansprechbar. Ihr alle habt einen großen Anteil daran, dass wir soviel Freude an unserem Urlaub hatten, auch wenn er am Ende so ganz anders verlief als „geplant“ :-) Aber so ist das eben bei einem Urlaub dieser Art: Planen kann man zu Hause. In Deutschland. Auf Arbeit. Im Alltag. Hier in Schweden bestimmt die Natur den Lauf der Dinge und des Menschen Platz darin ist der, dankbar und in Demut das anzunehmen, woran die Natur einen teilhaben lässt. 

 In diesem Sinne: Irgendwann kommen wir sicher nochmal zurück! Kai & Lies

 Dieser Bericht ist auch hier online:  https://reisenfotos.blogspot.com/2018/10/2-wochen-kanutour-in-dalslandnordmarken.html

Autor: Kai W., 14. Oktober 2018