Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Oliver S., 10. September 2015
Abenteuer mit Familieneffekt

Die Anreise nach Kyrkekvarn kündigte es schon an: Wolkenverhangener Himmel, Pfützen auf den Straßen, kräftiger Wind und eine eher laue Temperatur von 13°C nachmittags mitten im August.

 Wir sind in Schweden, live! Wir sollten jedoch bald erfahren, dass Schweden sich auch von einer anderen Seite zeigen kann.

 In der Kanotcenter - Basisstation wurden wir freundlich in deutscher Sprache empfangen. Da es schon spät war blieben wir die erste Nacht in Kyrkekvarn auf dem Campingplatz. Pünktlich zum Zeltaufbau fing es auch gleich mal kräftig an zu regnen. Das war Schweden‘s Feuertaufe und der erste Test für die wasserdicht verpacke Ausrüstung und das Zusammenspiel der Mannschaft. Meine Frau, zwei Kinder, 12 und 14 Jahre alt, und mich.

 Punkt 09:00 Uhr am nächsten Morgen wurden wir vom Angestellten der Rezeption - unseres Erachtens ein direkter Nachfahr eines Wikingers - nach den noch benötigten Ausrüstungsgegenständen und nach der Richtung „Straken oder nach Norden“ gefragt. Selbstverständlich nach Norden den Tidan abwärts!

 Nach guter Erläuterung des Flussverlaufs, der Anlegestellen, des Verhaltens und der Abholung am letzten Tag packten wir unsere sieben Sachen in die Packsäcke und los ging’s.

 Zweite Station: Nähe Agarden. Wildromantisch im Wäldchen, gute Feuerstelle mit Holz und dem typischen Klohäuschen. Die Wäscheleine war schnell gespannt und die gefangenen Fische, Hecht und Barsche, waren schnell auf dem Feuer zubereitet. Im klaren Tidan sind abends Flusskrebse auf der Jagd. Schön, wenn es so weiter geht.

 Dritte Station: Campingplatz in Tidaholm. Unglaublich günstige 100 SKR für eine Nacht bei sehr guter Infrastruktur und sehr nette Leute an der Rezeption. Auf dem Weg dorthin immer wieder Wildgänse, die in Schwärmen aufflattern. 

 Vierte Station: Anlegeplatz nahe Nycklerör. Ein weithin offener Platz mit schönem einfachem Holzgerüst zum Trocknen der Ausrüstung und praktischen Anlegen an einem flachen Felsen.

 Fünfte Station: Zwischen Liden und Nya Karstorp. Kein offizieller Anlegeplatz. Wir machten die Bekanntschaft mit freundlichen Schafen und säuberten erstmal die Zeltstelle vom Schafsmist. Gegen Abend hatten die Schafe ein Einsehen und begaben sich in den heimatlichen Stall.

 Sechste Station: Nahe Nyholm. Hier war Pionierarbeit nötig. Mit dem Spaten kämpften wir uns durch hüfthohes Gras und ebneten eine Fläche für das Zelt und zum Sitzen. An Feuer war hier nicht zu denken - das Gras war zu dicht und zu hoch.

 Siebente Station / Endsation: Lagerfors. Zum Abschluss ein kräftiger Regenguss am gepflegtesten Campplatz. Am nächsten Morgen wurden wir durch metallisch klirrende Geräusche geweckt.

 „Excuse me …“ hieß es dann. Wir trauten unseren Augen nicht. Eine schwedische Familie hatte uns einen robusten Zeltpavillon aufgestellt und Holz bereitgestellt. Hilfsbereitschaft at it‘s best.

 Gegen 13:00 Uhr wurden wir mit dem VW-Bus abgeholt und fuhren unsere Kanustrecke von ca. 110km Länge auf den Straßen zurück nach Kyrkekvarn.

 Auf der gesamten Kanustrecke hatten wir zahllose Erlebnisse, das einprägsamste davon war wohl die Begegnung mit einem Elch, der offensichtlich am Tidan getrunken hatte und überrascht war, uns auf dem Fluss zu begegnen. Dann waren noch die zwei Rehe, die durch den Tidan schwammen. Schwimmende Rehe? Noch nie gesehen. Zahllose Libellen jeglicher Größe waren neben den vielen Wildgänsen die einzigen fliegenden Begleiter. Stechmücken? Fehlanzeige! Wir packten unser Anti-Brumm quasi unbenutzt wieder ein.

 Von den vielen Fischen im Fluss landeten einige im Kochtopf bzw. auf dem heißen Stein am Lagerfeuer. Die Feldküche ist einfach, aber wirkungsvoll. Am Morgen in Wasser eingelegte Bohnen und Linsen gab es gekocht am Abend. Dazu wahlweise Reis oder Nudeln mit Pasta.

 Kühe und Schafe begleiteten uns eingezäunt über weite Strecken.Das ist ein wenig schade, denn die Einzäunungen verhindern das Campen an sehr schönen Plätzen.

 Gerade dieses Einfache und Handwerkliche ist es, was die Tour auf eigene Faust zum Erlebnis macht. Gemeinsam die Kanadier sichern, ausladen, den Lagerplatz herrichten, Zelt aufstellen, Holz suchen, sägen und spalten, Feuer entfachen mit am Vortag getrockneter Birkenrinde.

 Essen zubereiten mit Wasser aus dem Tidan, kochen, zusammen essen und später Geschirr spülen. Aufräumen. Im Zelt so nahe, wie das ganze Jahr nicht, zusammen einschlafen und aufwachen. Zelt abbauen, packen und Kanus beladen. Weiter geht’s mit paddeln durch breite Flussabschnitte, mit Bäumen versperrten Engstellen und mancherlei Stromschnellen. Nicht zu vergessen die Untiefen durch die mächtigen Felsbrocken im Fluss, an denen sich der Kanadier bei Unachtsamkeit nur zu gerne festklemmt. Jeder Tag ein Abenteuer mit unklarem Verlauf, Ausgang und Ausklang.

 Da ist Teamwork gefragt mit Aufgabenverteilungen und Verantwortungen, so dass das Familienleben eine neue Dimension erhält, an die sich alle gerne wieder erinnern.

Autor: Oliver S., 10. September 2015