Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Christin A., 05. September 2018
Abenteuer Schweden

Wir (Lukas 15, Johann 15, Vivi 19 und ich 35 Jahre alt) haben beschlossen, diesen Sommer zu einem besonderen zu machen. Vor zwei Jahren schon habe ich mit meinem Sohn Lukas die gleiche Reise gebucht, allerdings sollte unsere Tour zu zweit auf dem bequemeren Straken entlang führen. Aufgrund eines Unfalls am zweiten Abend habe ich mir den Fuß gebrochen und wir mussten die Reise leider abbrechen. Ich musste also, diesmal mit Verstärkung, etwas zu Ende bringen...

 Am Abend des 12. Juli sind wir mit dem Auto von Rostock mit der Nachtfähre nach Schweden/ Trelleborg über gesetzt. Von dort haben wir uns sofort auf den Weg zum Ziel begeben, unser Abenteuer begann im Kyrkekvarns Kanotcenter in Västergötland. An der Rezeption wurden wir nicht nur einmal gefragt, ob wir die Route entlang des Tidan einschlagen wollen. Immerhin gibt es dort etliche Umtragestellen, wobei wir Strecken über Land bis zu 1.700 m bewältigen sollten. Na klar! Wir sind jung, dynamisch und hoch motiviert. Schnell haben wir unsere zwei Kanus, welche vom Veranstalter zur Verfügung gestellt worden, bestückt: Zelte, Isomatten, Schlafsäcke und jede Menge Proviant. Nachmittags tauchten wir erstmalig die Paddel in's klare Wasser und zogen beschwingt los. Nach etwa 6 km überraschte uns ein Regenschauer und wir beschlossen bei Hallaströmmen unser erstes Nachtlager aufzuschlagen. Weil wir unsere Pack-Künste nicht richtig überlegt hatten, waren einige wichtige Utensilien nass geworden. Dennoch haben wir nach dem Verzehr eines zerkochten Nudelklumpens gut geschlafen und sind am nächsten Morgen nach einem reichlichen Frühstück in den zweiten Tag gestartet. Vor Ort gab es die erste Umtragestelle, aber die Kanus waren ja leer und wir glaubten wirklich, dass sich das weiterhin so einfach gestaltet. Gemütlich und ohne Zeitdruck paddelten wir bis Bengtsvad zur nächsten Umtragestelle, die seltsamerweise eine Treppe war. Nachdem wir diese bewältigt hatten, dauerte es gar nicht lange bis Brokvarn. Dort mussten wir die Boote auf den Kanuwagen sogar schon 800 m über Land ziehen, mittlerweile haben wir uns gut eingespielt und hatten alles im Griff. Unser nächstes Ziel war der See Gimmesjön, den wir überquerten und am nördlichen Ufer unseren Platz für die Nacht vorbereiteten. Nach einem sonnigen Tag und etwa 9 zurückgelegten Kilometern gab es das erste Mal Dosenfutter. Nachts hörten wir uns unbekannte Geräusche, wahrscheinlich hat uns ein Elch ausgelacht.

Am darauf folgenden Tag und nach einem erfrischenden Bad setzten wir unsere Reise fort und gelangten schließlich nach ungefähr 9 km nach Madangsholm zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit. Unterwegs meistern wir zwei Umtragestellen, wobei uns eine über 1.300 m über einen Weg durch den Wald und die andere über 1.200 m an einer stark befahrenen Straße entlang führte. Auf dieser Etappe hatten wir den ersten schmerzlichen Verlust erlitten: Das Paddel von Johann ist zerbrochen und wir hatten keinen Ersatz dabei. Weil die Schweden aber unheimlich nett sind und sich scheinbar immer zu helfen wissen, wurde das Paddel auf einem Bauernhof mit Panzertape zum Leben wieder erweckt. Die Schwierigkeit war nun, sich möglichst geschickt und vorsichtig durch das teils steinige und wenig Wasser führende Flussbett zu manövrieren. Zu unserem Glück trafen wir aber noch am selben Abend eine Gruppe Deutscher, die ebenfalls in Kyrkekvarn starteten und uns ihr Ersatzpaddel überließen. Ziemlich gut gelaunt paddelten wir Tags darauf Richtung Tidaholm. Weil wir dort sowieso an Land mussten, nutzten wir die Gelegenheit und gingen im Ort einkaufen. Das Brot war ausgegangen und eine gekühlte Cola sollte die schon etwas geschundenen Lebensgeister wieder wecken. Etwa 1.500 m flanierten wir mit unseren zwei Kanus durch Tidaholm, offensichtlich war man dort aber an den Anblick solcher Gruppen gewohnt und schenkte uns daher kaum Beachtung. Nach unendlichen 11 km fanden wir einen Rastplatz kurz vor Fröjered. Langsam schwanden die Kräfte und das Sitzen auf den Kanus war schon lange nicht mehr so bequem wie am Anfang. Das Auf- und Abbauen der Zelte erfolgte zwar nach so viel Übung geordneter, wurde aber zunehmends als nervig empfunden. Trotz alle dem wurden wir am nächsten Tag in Fröjered an der Aussetzstelle mit einem Badeplatz belohnt. Die Jungs sprangen angeberisch und halsbrecherisch vom Steg in's Wasser, die Mädels erfreuten sich an einem Eis. So viel Losgelassenheit war gerecht, kurz vorher sind wir fast unter einer Brücke stecken geblieben und wären gekentert. Bei Korsberga am Kraftwerk haben wir uns entschlossen, die Nacht ganz unromantisch dort zu verbringen. Es hatte schon wieder geregnet und die gute Laune war fast weg gespült. Die selbst gemachte Pizza entschädigte aber dafür und ließ den nicht enden wollenden  Regen nahezu vergessen. Am nächsten Morgen starteten wir unseren letzten Paddeltag. Da hieß es nochmal ran klotzen. Wir hatten uns vorgenommen, bis Tibro zu gelangen. Zwischendurch ist scheinbar der Elan erneut kurz abhanden gekommen. An einer Umtragestelle, die an einer besetzten Kuhweide gelegen war, wollten drei von vier Mitgliedern der Reisegruppe das Handtuch werfen. Letztendlich konnte ich aber die jungen Leute davon überzeugen, dass die Rinder keine Gäste dauerhaft in ihrem Revier dulden.

Mit einem Stück Schokolade in der Hand und einem Lied auf dem Lippen waren wir schneller als gedacht am Ziel und schlugen unsere Zelte zum letzten Mal auf. Dem Anlass entsprechend wurde das perfekte Outdoordinner auf das Campinggeschirr getafelt. Es gab Vielerlei-Eintopf. Darin war alles enthalten, was der Packsack noch her gegeben hat. Außer Fleisch. Im Laufe des nächsten Tages wurden wir samt der Kanus und des Equipments von einem Mitarbeiters des Kanotcenters abgeholt, der Transfer dauerte lediglich eine Stunde. Auch wenn wir vielleicht nicht die schnellsten waren oder besondere Leistungen erbracht haben, war dieser Urlaub doch einzigartig. Nicht nur die Organisation war reibungslos, auch das Drumrum gab keinen Grund zur Beschwerde. Aufgrund des Feuerverbotes gab es zwar an keinem Abend die begehrte Lagerfeuerromantik. Trotzdem haben wir jeden Moment genossen. Wasserwandern bereitet Freude, bringt einen aber auch an seine körperlichen Grenzen. Wir haben es geschafft! Wir haben Scharen von Mücken und Bremsen getrotzt, wir haben geschwitzt, wir haben den Klappspaten besiegt und wir hatten Respekt vor einigen Stromschnellen gehabt. Wir haben aber auch viel gelacht, einfach die Seele in dieser unberührten Natur baumeln lassen und wie verrückt getanzt. Danke Scandtrack und allen Beteiligten in Schweden!

Autor: Christin A., 05. September 2018