Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Stefanie M., 15. Oktober 2019
Alleine auf der Insel oder der Frosch im Vorzelt

Sturmgepeitscht die Wellen am See. Ich frage mich ernsthaft, warum in aller Welt ich 24 Stunden quer durch Österreich, Deutschland, Dänemark und einen Teil Schwedens gereist bin, um dann im Kanu mit all dem Zeugs bei Regen und Sturm auf einem Felsen in Ufernähe zu stranden und nicht mehr weiterzukommen. Am Strand in Italien könnte es doch so gemütlich sein. Aber da hätte ich nicht diese Einsamkeit hier, die schier endlosen Wälder, die Seen und Inseln. Das Willkommen in Schweden ist heuer sehr unwirtlich. Unausgeschlafen nach der Nacht im Bus, vor lauter Aufregung nichts essen könnend und jetzt noch 2 Stunden zu einer einsamen Insel paddelnd, durchnässt und zittrig. Die Wellen scheinen beinahe das Kanu zu verschlingen, wenn ich nicht aufpasse und mit ganzem Körpereinsatz ruhig und gleichmäßig versuche dagegenzuhalten. Doch nicht gegen die Wellen kämpfen, mit ihnen paddeln bringt mich letztendlich auf meine Insel am fast anderen Ende des Sees (ich hatte es ja so gewollt, die ruhigste Insel hatte ich mir gewünscht…). Noch nie war ich so froh gewesen, festen Boden unter meinen Füßen zu haben. 

 Baute einfach am nächstbesten Platz mein Zelt auf, zog mir trockene Kleidung an und schlief erstmal. Die ganze erste Nacht regnete es in Strömen. Immer wieder kontrollierte ich alles im Schein der Stirnlampe. Dem Geräuschpegel nach zu urteilen hätte ich längst unter einem Wasserfall treiben müssen, aber zum Glück blieb alles dicht und trocken. Als ich ins Vorzelt schaute, quakte mir doch tatsächlich ein Frosch entgegen, der es sich auf meiner Schwimmweste gemütlich gemacht hatte (dem war es wohl da draußen auch zu nass geworden). 

 Als ich am nächsten Morgen aus dem Zelt kroch, war der Frosch verschwunden, dafür schien die Sonne! Unglaublich! Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet! Suchte mir einen gemütlichen Platz in der Sonne für mein Frühstück. Das war mal eine Aussicht!!! Jetzt sah ich erst so wirklich, wo ich da gelandet war und wie schön der See war mit sanfteren Wellen, Weitblick und der herrlichen Naturstille. Keine Häuser in Sicht, keine Autos, keine Leute, keine Straßenlaternen des Nachts. Nur ich und die Insel und die wundervolle Natur meines Lieblingslandes. 

 Was ich so gemacht habe ganz allein die nächsten Tage wird für immer mein Geheimnis bleiben. Fest steht, dass konfrontiert sein mit sich selbst manchmal auch harte Arbeit sein kann. Es war oft sehr windig, ich kam gut weg mit dem Kanu von der Insel, brauchte aber ewig bis ich wieder dort war. An sich war ich einfach nur da – im Hier und Jetzt. Ich musste nichts tun, nichts leisten. Konnte auch einfach nur stundenlang am Strand sitzen und auf den See schauen. Oder bei Regen einfach im Zelt schlafen. Hatte am Ende der Woche eine Karte der Insel gezeichnet und für jede Gelegenheit einen passenden Strand gefunden, einen für den Morgenkaffee, einen für Inspirationen,  mehrere zum Schwimmen, ein paar feine Felsen zum Sonnenbaden, ein paar Felsen zum Hineinquetschen bei Regen…

 Nachdem ich erkannt hatte, dass mein erster Zeltplatz die windigste Ecke der ganzen Insel war und die Flatterplane mich in den Wahnsinn zu treiben drohte, zog ich kurzerhand um auf die andere, windstillere Seite. Aus der Plane baute ich mir einen Unterstand für das gesammelte Feuerholz (hatte es vorher auf Felsen in der Sonne während der Regenpausen getrocknet), für die Essenstonne und den Kocher. So hatte ich auch bei Regen ein feines Plätzchen zum Kochen mit Aussicht und reichlich Stauraum. Aus der Essenstonne hätte ich noch sehr viel länger leben können, sie war ja für 2 Personen gepackt. Leider hatte ich nur genau 2 Heidelbeeren gefunden. Nun gut.

 Wenn ich Lust hatte, fuhr ich eine Runde mit dem Kanu, wenn nicht, ließ ich es bleiben. Einmal setzte ich auch einfach nur ans andere Ufer über und machte eine Wanderung zum Lilla Bör. Abends entzündete ich ein Feuer in der Feuerstelle, an ein paar Abenden regnete es aber auch. An einem klaren Abend legte ich mich mit meinem Schlafsack auf einen Felsen und schlief draußen. Es war herrlich! Als ich mal munter wurde, ging direkt am gegenüberliegenden Ufer der abnehmende Mond auf und ich sah eine Sternschnuppe. Kitschiger ging nicht mehr. Und der Sternenhimmel! So wundervoll!! Die Milchstraße zog sich über den See, für mich immer wieder die schönsten Momente in Schweden.

 Irgendwie hatte ich dann recht großen Respekt vor der Rückfahrt zum Camp. Es war immer noch recht windig und der Weg weit. Wollte aber die letzte Nacht auch noch auf meiner inzwischen heißgeliebten Insel verbringen. Auf solchen Reisen lerne ich in solchen Momenten immer enorm viel über mich. Wie gehe ich mit Angst um, wenn ich allein bin? Wie schaffe ich es, ins Vertrauen zu kommen? 

 In der letzten Nacht wurde der See so still wie ich es noch nicht erlebt hatte hier. Die Stille war gewaltig ohne die ständigen Wellen. Und ich tankte diese wundervolle Ruhe, genoss jeden Atemzug so sehr. Am Morgen war es immer noch still und ich schaffte es in aller Seelenruhe ins Camp, konnte mir sehr viel Zeit lassen und mich unterwegs immer wieder einfach nur treiben lassen im Kanu, was vorher mit dem Wind nicht möglich gewesen war. So konnte es also auch sein… 

 An sich hatte mir die Zeit alleine dann auch gereicht, sieben Tage ohne Menschen und Gespräche war super, aber ich freute mich auf ein freundliches Gesicht und das Loswerden meiner Abenteuergeschichten, die sich meine Mitreisenden dann anhören durften. Am Hauptcamp wurde es mir schon wieder zu voll und ich machte noch eine feine Wanderung über den Hügel zum Foxen zu einer einsamen Bucht, wo ich ein letztes Mal badete in Schweden.

 Fazit: es war eine ganze neue Erfahrung für mich mal so ganz alleine auf einer Insel. War sehr gespannt gewesen, wie es mir da so gehen würde. Freundinnen hatten sich gefragt, ob mir da nicht langweilig werden würde. Nein, war es gar nicht. Es war schön, manchmal herausfordernd, abenteuerlich, lustig, feurig, nass und vieles mehr. Herrlich war das sorglose Wissen darum, alles dabei zu haben von Scandtrack mit einer echt guten Ausrüstung und mehr als genug Essen. Im Vergleich zu meinen anderen Solo-Touren war das sehr entspannend gewesen, sich mal nicht um Zug- und Busverbindungen in Schweden und nicht vorhandene Supermärkte kümmern zu müssen. So hatte ich den Luxus eines Zwei-Personen-Zeltes und hatte auch zwei Schlafsäcke dabeihaben können, wo mir glaub ich noch nie so warm gewesen war beim Schlafen wie dieses Jahr! Ein großes Danke an die Veranstalter und das echt superliebe Team vor Ort!

Autor: Stefanie M., 15. Oktober 2019