Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Christian F., 15. Oktober 2019
Alltagsflucht in die Wildnis
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„Hä, wie jetzt? Extra nach Schweden fahren, nur um mit einem Ruderboot über nen See zu tingeln? Ist doch bestimmt nur so ne Briefkasten Adresse und wir bleiben am Ende auf unserer Kohle sitzen?!“ So in etwa klang der Wortlaut meiner Reaktion darauf, als mein Kumpel Alex zu Beginn des Jahres seine Pläne zu Tage förderte, gegen Ende des Sommers eine Kanu Reise auf eigene Faust in Angriff zu nehmen. „Scandtrack“ klang für mich auf Anhieb irgendwie nach „Startreck“ und mir taten sich vor der geistigen Netzhaut einfach nur Bilder auf, die eine Kombination der Berichte in Stern TV, über unseriöse Kaffeefahrten mit Abzocke Showdown oder der You Tube Videos über Trash Touren nach Tschernobyls Prypyad bildeten. Meine Begeisterung hielt somit anfänglich etwas in Grenzen und der getreue Alex sah sich dazu genötigt einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Ob er sein Gegenüber argumentativ überzeugen konnte...? Ratet mal!

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 Auf eigene Faust zu reisen und sich im Urlaub völlig frei und stets ungebunden fortzubewegen, ist ja im Grunde genommen die genialste Art zu reisen überhaupt. Zumindest mal dann, wenn es sich bei den Mitstreitern der jeweiligen Tour nicht um ideen- und elanlose Langweiler handelt, die jeden Tag aufs neue, erst gewaltsam aus den Federn gehebelt werden müssen, um einem dann als störrige Bremser und Nörgler den Tag dann mit nervigen Diskussionen zu versauern. Beherbergt Ottonormalverbraucher ausschließlich Menschen in seinem Bekanntenkreis, die dem soeben geschildertem Klientee entsprechen, wäre eine All inklusive Pauschalreise in eine überfüllte Touristenhochburg eher eine Option, sofern man ein Abenteuer ins blaue, denn nicht ganz alleine in Angriff nehmen oder sich einer Reisegruppe anschließen möchte.

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 Fürs Reisen auf eigene Faust benötigt man in erster Linie mal eine ordentliche Portion Abenteuerlust und die Bereitschaft, sich jederzeit unbequemen Situationen (egal ob schlechtes Wetter, mangelnde Fortbewegungsmittel oder grottige Übernachtungsmöglichkeiten) entgegen stellen zu müssen. Mit der nötigen Flexibilität und Spontanität, den am Abend zuvor verfassten Tagesplan, aufgrund unvorhergesehener Ereignisse (negativer oder auch positiver Natur) umzukrempeln, sollte man ebenfalls nicht geizen.

 Sind gewisse Voraussetzungen denn grundsätzlich gegeben, wäre das Fundament für eine Buchung bei Scandtrack schonmal geschaffen.

 Als wir uns am 6.9. morgens um 9.19 Uhr wie die Packesel beladen (das Reisegepäck in Form von 60 und 70 Liter Rucksäcken auf dem Rücken, kleine Rucksäcke als „Handgepäck“über die Brust geschnallt) zum Bahnhof unserer Heimatstadt Konz aufmachten, hatte unsere Vorfreude auf den Trip nach Nordmarken ihren Zenit erreicht. Die Sonne schien und wir hatten die, auf uns zu kommende Woche mit einem Abenteuer verplant, auf das wir uns in den vergangenen Tagen und Wochen zuvor, ausgiebigst vorbereitet hatten. Lediglich die Anreise zum Basiscamp in Höglund versprach im Vorfeld schon recht zähflüssig zu werden, da wir unser Sitzfleisch nicht nur bereits am ersten Zustiegspunkt in Köln auf die Zerreisprobe stellen mußten, sondern wir hatten ja im Vorfeld auch noch eine knapp dreieinhalbstündige Zugfahrt in die Domstadt vor uns.

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 Der von Scandtrack zur Verfügung gestellte Bus, fuhr pünktlich von einer nahe des Hauptbahnhofes gelegenen Haltestelle in der Komödienstraße ab und die Busfahrt selber verlief wider erwartend sehr entspannt, da der Bus verhältnismäßig komfortabel ausgestattet war. Die Leute an Bord waren allesamt locker drauf, da sich alle quasi „im gleichen Boot“ befanden und auf eine abenteuerliche Woche blickten. Die Route, auf der abwechselnd zwei Busfahrer im Einsatz waren, führte von Köln aus über Dortmund, Bielefeld, Hannover, Hamburg (dort stieg allerdings niemand zu) über Puttgarden, Helsingsborg und Göteborg hoch nach Lennartsfors, und dauerte knapp 22 Stunden. Vermutlich wären wir deutlich schneller gewesen, hätte die buseigene Toilette nicht auf halber Strecke bereits den Dienst versagt, so das wir aufgrund des üppiges Getränkekonsumes mancher Insassen, an sämtlichen Raststätten anhalten mußten. 

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 So kamen wir Samstag Mittag gegen 12 Uhr, mehr oder weniger erholt (was unzählige Naps und Sekundenschläfchen über die Nacht verteilt, eben so hergaben) wohlbehalten im Basiscamp von Scandtrack an. 

 Das Camp "Höglund" welches nahe der Ortschaft "Lennartsfors" liegt, war an dem besagten Mittag in wie bereits leider gemeldet, in düsteres und wenig zum Campingurlaub einladendes Wetter getaucht und unser Enthusiasmus hielt sich parallel dazu, anfänglich in Grenzen. Die zähflüssige Anreise und der Schlafmangel steckten uns noch in den Knochen. Wir luden unsere Rucksäcke aus, bekamen auf der "Terrasse", einen warmen Snack, sowie Heißgetränke serviert und machten uns, nachdem wie die Trockentoiletten benutzt haben, samt unserem Gepäck auf, ein etwa vierhundert Meter langes Waldstück zu durchqueren, wo wir zum eigentlichen Camp gelangten und sich die Equipmentausgabe befand. Diese besagten Trockentoiletten, werden bei uns im übrigen auch als "Plumsklos" bezeichnet und sollten uns während unseres Aufenthaltes noch zahlreiche weitere Male begegnen...das, nur so am Rande erwähnt...

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 Die Ausgabe des gesamten Equipments erfolgte trotz des regen Treibens der zahlreichen Abenteurer, die an dem Tag sowohl das Camp verließen, als auch eintrafen, seitens der Organisatoren recht routiniert. Die Abläufe wirkten gut durchdacht und es bildete sich keinerlei Stau an den einzelnen Punkten. Zuerst erhielten wir im Austausch gegen unsere Voucher, die gesamte Ausrüstung, Schwimmwesten, Paddel, wasserdichte Packsäcke und die reichhaltige Verpflegung, deren Menge und Umfang mir im Nachhinein besonders positiv in Erinnerung geblieben ist. Nachdem wir unsere Unterweisung in Sachen Umgang mit dem Kanu erhalten, sowie unser gesamtes Hab und Gut ins Boot manövriert hatten, konnten wir endlich in See stechen und es fiel merkbar eine Last von uns ab. Nach der ewig langen Anreise und dem doch recht aufwendigen, erstmaligen Um-und Beladen des Bootes, an dem uns am ersten Tag ja noch die Routine fehlte und was ja auch noch im Regen stattfand, waren wir endlich dort angekommen, wo wir hin wollten in den "Foxen" und unser einwöchiges Abenteuer hatte begonnen. 

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 Ehe wir das erste Mal ablegten, einigten mein Mitstreiter und meine Wenigkeit uns darauf, das er als jemand, der einen regulären Bootsführerschein besitzt und somit etwas mehr mit dem Verhalten von Wasserfahrzeugen im Einsatz vertraut ist, hinten sitzt und den Steuermann mimt. Folglicherweise saß ich natürlich vorne und wir behielten diese Konstellation die gesamte Zeit über bei. 

 Am ersten Tag unserer Reise paddelten wir Richtung Norden empor und Alex zog bereits kurze Zeit nachdem wir zum ersten Mal abgelegt hatten, einen Fisch aus dem Wasser, den er dank der anfänglichen Euphorie und mangels der Möglichkeiten den Fisch an Bord des Kanus fachgerecht auszunehmen, gütigerweise wieder in die Freiheit entließ. Schließlich würden ja noch zahlreiche weitere anbeißen in den kommenden Tag...oder? Ne, Pustekuchen! Zu seinem Ärgernis war es der einzige Fang der Woche. 

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 Das Wetter erwies sich bereits zu Beginn als recht wechselhaft und sowohl Sonne als auch Regen gaben sich so heftig die Klinke in die Hand, das man an der einen Seite des Sees, der bestes Trinkwasser beherbergte, den Niederschlag aus düsteren Wolken herunterprasseln sah, an der Anderen blendete das Sonnenlicht auf der pechschwarzen Wasseroberfläche. Über uns bildete sich ein gewaltiger Regenbogen, der Anblick war kolossal! 

 Da wir im Vorfeld schon vor hatten, während unseres Aufenthaltes eine gelungene Kombination aus üppigen Kanu Fahrten und Camping zu gestalten, haben wir uns gegen kleines Entgeld einen Wagen für das Kanu ausgeliehen, mit dem wir die Passagen an Land überqueren konnten, die einzelne Abschnitte der Seen von einander trennte. So konnten wir uns frühzeitig schon den Plan fassen, eine große Schleife auch weiter südlich zu drehen um den "Stora Le" zu erkunden. 

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 Am ersten Abend konnten wir glücklicherweise eine dieser DANO Hütten, welche noch frei war für uns in Beschlag nehmen und sollten diese im späteren Verlaufe des Abends noch mit ein paar netten Leuten aus Köln teilen, die gemeinsam mit uns am Feuer saßen und ihre Zelte nebenan aufschlugen. Insgesamt schliefen wir 5 von 7 Nächten in diesen DANO Hütten, welche jede für sich einen einzigartigen Charme besitzt und sich mal in einem kleinen Märchenwald befindet, mal ein gefühltes Südsee Panorama besitzt und mal das Ambiente einer Lumberjack Hütte in Kanada. Eine weitere Nacht wiederum schliefen wir etwas abseits einer Hütte und einmal ganz einfach völlig in der Wildnis. 

 Es pendelte sich am ersten Abend bereits eine gewisse Form von Automatismus ein, der sich jeden Tag aus neue wiederholen sollte. Zuerst visierten wir das bereits frühzeitig ausbaldowerte Ziel des besagten Tages an, und zogen das Boot an Land, wo wir es ausluden und umdrehten. Dann machte sich einer daran, Feuerholz zu spalten und Feuer zu machen, während der Andere die das Kochequipment bereit stellte. Dann wurde Wasser gefiltert, Kaffee gekocht, das Nachtlager aufgeschlagen, Nasse Klamotten zum trocknen aufgehangen, Akkus geladen, Essen gekocht, fotografiert, telefoniert, geredet, geschlafen. Oh ja, geschlafen! Man sollte es kaum glauben, aber ich habe während meines Aufenthaltes in Schweden so bombe geschlafen, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr (wenn man die An-und Abreise im Bus mal außen vor läßt). Das klingt jetzt zwar etwas kurios, wenn man bedenkt, das wir bei recht frischen Temperaturen mit Isomatten auf Holzbrettern lagen, während mein Schlafsack unbequem und dünn war und das aufblasbare Kopfkissen von Alex, dank eines Loches bereits im Bus den Weg in den Mülleimer gefunden hat. Tatsache ist aber, das die frische Luft, die Auslastung am Tage und die völlige Abstinenz jeglicher Verpflichtungen, einen ruhigen Geist und somit einen ebenso ruhigen und gesunden Schlaf gewährleisten. Die einzigen Aufgaben bestehen darin, sich selber zu versorgen und sich fortzubewegen, quasi wie die Menschen es vor zig hundert oder tausend Jahren noch machen mußten. Das ist zwar einerseits sehr anstrengend und zeitintensiv, befreit auf natürliche Weise aber auch den Geist, da man sich aufs wesentliche im Leben konzentriert und der ganze Ballast aus dem Alltag, den das Konsumverhalten unserer Gesellschaft mit sich zieht, abfällt.

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 Am Morgen haben wir stets ausgiebig gefrühstückt, einen groben Plan für den Tag geschmiedet, den "Gang ins Bad" getätigt, das Kochgeschirr gespühlt, unsere Ausrüstung zusammen geräumt, das Boot gepackt und sind aufgebrochen.

 So haben wir in der Abgeschiedenheit der schwedischen Wildnis, zwar täglich immer ein paar Gesinnungsgenossen getroffen, mit denen wir uns via Smalltalk gedanklich austauschen konnten, blieben im gesamten aber für uns alleine und konnten trotz des rauhen Lifestyles und dem stellenweise etwas stürmischen Wetters hervorragend abschalten, ehe wir Samstag den 14.10. mittags um kurz vor zwölf wieder im Camp Höglund eintrafen. Der Abreisetag verlief für meinen Geschmack deutlich angenehmer als der Tag der Ankunft was nicht nur daran lag, das wir diesmal keinen Regen hatten, sondern auch, das wir die zähflüssige Busfahrt noch vor uns und nicht bereits im Nacken hatten. Wir gaben die gesamte Ausrüstung bei den Scandys ab, die alle Teile einzeln pflichtbewußter Weise ordnungdgemäß checkten. Im Anschluß daran gab es die lang ersehnte heiße Dusche und wie bereits nach der Ankunft erneut auf der "Terrasse" eine warme Mahlzeit. Gegen 18.15 Uhr brach unser Bus auf Richtung Heimat.

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 Mein persönliches Resümee der Kanutour auf eigene Faust bei Scandtrack wäre ein ausschließlich positives, da die gesamte Organisation sehr gut durchdacht ist und flüssig abläuft. Die Busfahrt ist zwar recht lange, aber die Busse sind geräumig. Die Scandys sind alle freundlich sprechen deutsch und sind gut informiert. Man muß sowohl bei der Ankunft, noch bei der Abreise lange warten und wird gut verpflegt. Die gesamte Ausrüstung ist angemessen zusammengestellt (allerdings würde ich jedem zukünftigen Teilnehmer zur Mitnahme von Arbeitshandschuhen und einer vernünftigen, großen Bratpfanne raten) und die Lebensmittel Verpflegung ist (ich weis, ich wiederhole mich...) überproportional üppig und reichhaltig. 

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 Nichtsdestotrotz würde ich jedem der/die mit dem Gedanken spielt, einen solchen Trip in Angriff zu nehmen raten, sich Reisepartner auszusuchen, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann, da alle Abläufe von morgens bis abends Hand in Hand übergreifen müssen. Mit den falschen Leuten kann eine solche Reise, auf die man sich lange gefreut hat, schnell als unangenehmes Debakel in Erinnerung bleiben. Mein Kumpel Alex und ich hatte eine geile Zeit, wie wird Eure wohl werden?

 Christian Faber, 

 Konz bei Trier

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Autor: Christian F., 15. Oktober 2019