Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

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In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Nicolai S., 05. Oktober 2019
Auf der Suche nach den zwei Bäumen- Eine Kajaktour

Langsam schwebe ich über das Wasser. Die Sonne taucht das Land in einen goldenen Schein. Ich suche nach einer Möglichkeit zur Rast. Und da sehe ich sie: Die Insel, in weiter Ferne… Auf ihr, zwei wunderschöne, alte Bäume, direkt am Wasser… 

 „ELCH!!!“ Ich schreckte aus meinen Träumen hoch, als der Busfahrer schreiend eine Vollbremsung machte. Flüchtig sah ich noch das Hinterteil eines sehr großen Tieres vor uns im Wald verschwinden. Für einen Moment blickte ich mich verwirrt um: Kleine Holzhäuser, weite Wälder… Ein Elch. Bin ich in Kanada? Dann wachte ich endgültig auf und die Erinnerungen kamen zurück. Ich war in Schweden, im Bus, auf dem Weg in ein Abenteuer. 

 Nach einer langen Reise von Süddeutschland kamen wir, mein Freund Nico und ich, gegen Mittag müde in Bengtsfors am Bootshaus an. Doch bevor wir Zeit zum Ausruhen hatten, bekamen wir auch schon unser Doppelkajak. Dann ging es los. Die Landkarte im Blick stachen wir in See und zogen mit ruhigen Paddelschlägen vorbei an kleinen Buchten, einsamen Inseln und wildem Wald. Es war der erste Tag und da das Wetter mitspielte, entschieden wir uns dazu, eine Strecke von ungefähr 22 Kilometern zurückzulegen. Mit brennenden Armen erreichten wir am späten Nachmittag unser Ziel: Ein tolles Dano mit einem eigenen, kleinen Sandstrand. Bei schönstem Wetter konnten wir baden und den Abend am Lagerfeuer genießen. Gerüstet mit einem Anti-Mücken-Spray, gesellte ich mich zu Nico ans Feuer und versuchte, meine schmerzenden Schultern zu lockern. 10 Minuten vergingen… 20… 30… Irgendwann fiel mir verwundert auf, dass ich noch keine einzige Mücke gesehen hatte. Und tatsächlich:  Kein einziger Plagegeist hatte bisher versucht, heimlich unser Blut zu stehlen! Diese Tatsache sollte mich auf der Reise immer wieder erstaunen und das Mückenspray durfte wieder mit nach Hause fahren. Mit guter Laune ging die Reise so weiter, da mir (Lieblingsopfer mit besonders süßem Blut) eine meiner größten Sorgen genommen war. 

 So ging es am zweiten Tag munter weiter in Richtung Lennartsfors. Wir genossen den Tag in vollen Zügen und nach einer kleinen Mittagspause erreichten wir abends das absolute Highlight: Eine kleine Insel. Waren hier im Dano vielleicht gerade diese beiden Bäume aus meinem Traum zu finden? Das war zwar nicht der Fall, dennoch hatten wir an diesem Abend das Dano kurz vor Lennartsfors ganz für uns allein. Unsere eigene Insel!! Es war an der Zeit, unsere Geheimwaffe aus dem Kajak auszupacken: Eine Flasche Wein. Wie lässt sich ein langer Paddeltag besser beenden, als mit gutem Essen und Wein am Lagerfeuer, allein auf einer einsamen Insel? Mir würde nichts Besseres einfallen. Auch auf den nächsten Tag freute ich mich schon besonders. Wir hatten uns dazu entschlossen, die Schleuse in Lennartsfors zu passieren und einen kurzen Abstecher nach Norwegen zu machen. Wenn man schon mal in der Nähe ist… 

 Also paddelten wir am nächsten Morgen auf zur Schleuse und wurden ungewollt zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Unser hübsches, organgenes Kajak war nämlich das einzige Boot weit und breit! So wurden wir zum Fotomotiv einiger Touristen, die die Schleuse besichtigten. Und das nicht ohne Grund: Der in Stein gehauene Kanal ist ein echtes Erlebnis! Doch auch die weitere Tour im Foxen war jede Krone Schleusengebühr wert. Die zahlreichen Inselchen haben einen ganz besonderen Charme. Und nicht nur das: Auch der Autofriedhof in Båstnäs lohnt sich absolut! Wer seit ein paar Jahrzehnten sein Auto vermisst, sollte da vielleicht nachsehen, denn hier scheinen sich sämtliche ausgedienten Autos des ganzen Landes zu sammeln. Ein unglaublicher Anblick! 

 Ebenso schön, war die Weiterfahrt nach Norwegen. Direkt auf der Grenze befindet sich eine kleine Insel mit Dano. Obwohl hier einige Leute bereits zelteten, fanden wir am äußersten Rand der Insel noch eine schöne, ruhige Bucht. Hier schlugen wir unser Zelt fast direkt auf der Grenze auf. Wer kann schon behaupten, gleichzeitig in zwei Ländern gecampt zu haben! Ziemlich cool! Doch das Highlight des Tages bahnte sich noch an. Wir schnappten unser Kajak gegen Abend noch einmal und paddelten ein Stück hinaus. Vor uns zeigte sich die Sonne majestätisch in ihrem vollen Glanz, bevor sie langsam in den roten Wolken am Horizont verschwand. Das ruhige Wasser färbte sich in tausend Farben und wurde nur gestört durch den regelmäßigen Schlag unser Paddel. Nichts ist entspannender und schöner, als ganz allein, in der ruhigen Natur Schwedens, schwerelos übers Wasser schweben. Aber genug der Schwärmerei. Am nächsten Tag waren wir nämlich froh über jeden Sonnenstrahl, den wir getankt hatten. Wir waren gerade dabei, unser Kajak zu packen, als es plötzlich zu regnen begann. Wird schon aufhören, dachten wir und paddelten los. Ja… wird schon aufhören… Ha… Ha… Das tat es nicht. Es wurde stärker und stärker und bald prasselte sintflutartiger Regen auf uns hinab und ich war wieder einmal froh, im Kajak zu sitzen. Die Spritzdecken waren zwar bald durchnässt, aber immerhin war unser Gepäck trocken verstaut. Als nach einiger Zeit auch die Hüte und Regenjacken durchweicht waren, beschlossen wir grimmig ein Dano anzufahren. Allerdings brauchten wir drei Versuche und eine Querung des kompletten Foxen, bis wir endlich ein Dano fanden, das nicht überfüllt war. Nachdem die Tarp gespannt, eine Dose Ravioli auf den Kocher gestellt war und die Klamotten gewechselt waren, besserte sich die Moral wieder. Meine beiden, perfekten Bäume hatte ich leider immer noch nicht gefunden… Zum Glück war das Wetter am nächsten Tag wieder besser, wenn auch etwas stürmisch. Wir schleusten zurück in den Lelång und kämpften uns durch den Gegenwind in Richtung Gustavsfors. Abends suchten wir uns ein Plätzchen abseits der Danos und genossen hier sogar selbstgefundene Pfifferlinge. 

 Gustavsfors war das Ziel des nächsten Tages, denn hier gab es etwas super Aufregendes nach all der Zeit in der Wildnis: Einen Supermarkt und ein Restaurant! Dieses riesige Angebot nutzten wir in vollen Zügen: Wir aßen ausgiebig und hatten sogar die Möglichkeit…. Trommelwirbel… einen echten Wasserhahn zu benutzen!! Welch Luxus! Leider waren wir nicht die einzigen in Gustavsfors und so schleusten wir nach dem Essen bald weiter in den Västra Silen. Es zeigte sich, dass hier viel mehr los war, als im Lelång. Wir fuhren mehrere Danos an, die bereits voll waren und entschieden uns dann ein eigenes, kleines Camp zu suchen. Wir bauten das Zelt auf einer hübschen Halbinsel auf, die entweder aus Narnia oder Mittelerde stammen musste: Große, alte Bäume ragten majestätisch in den Himmel und die Steine waren mit einer dicken Schicht Moos überzogen. Ahnungslos spazierte ich mit meiner Kamera vom Zelt in Richtung Wasser, als mein Blick auf einen Baum fiel: Groß und alt... Aufgeregt kam ich näher und drehte mich schnell um. Da war noch ein Baum! Auch direkt am Wasser, dazwischen eine kleine Senke. Es war perfekt! Aufgeregt rannte ich zurück zum Zelt. „Ich habe sie gefunden!“, rief ich. „Bitte was?“ „Ich habe sie, die perfekten Bäume!“ „Äh und wofür? Zum Holz machen?“, tönte eine scherzhafte Stimme aus dem Zelt. „Nein…“, seufzte ich… „Gibst du mir bitte mal die Hängematte?“ Und so kam es, dass wir abends in der Hängematte saßen, das sanft plätschernde Wasser unter unseren Füßen und mit einem Gläschen Wein den Sonnenuntergang betrachteten. Für kein Geld und keinen Luxus der Welt hätte ich diesen Moment eingetauscht. Mehr braucht es einfach nicht. Uns beide, eine Hängematte, ein Kajak und die Natur. „Das ist wirklich der schönste Urlaub, den wir je gemacht haben“, seufzte ich leise, bevor mich an diesem Abend der Schlaf übermannte. 

 Die perfekten Bäume waren gefunden, also könnte die Reise hier eigentlich zu Ende sein – Ziel erreicht. Das war sie aber nicht. Am nächsten Morgen wurde ich um 7 von einem seltsamen Geräusch geweckt. In der Hoffnung ein paar Elche zu sehen, stand ich auf, fand aber nur eine Krähe, die auf einem Stein herumklopfte. Naja, wenigstens ein bisschen Wildlife. Noch waren die Wälder in Nebel getaucht, doch als die Sonne aufging, lichtete sich dieser und machte Platz für den schönsten Paddeltag der Reise. Wir beeilten und ins Kajak zu kommen und es lohnte sich: Der See lag da wie ein perfekter Spiegel, kein Windhauch rührte das Wasser und die Schäfchenwolken spiegelten sich so schön, dass wir durch den Himmel zu fahren schienen. Der Anblick war so wunderschön, dass ich am Liebsten für immer geblieben wäre, doch wir mussten weiter. Also paddelten wir zum Ende des Sees und trugen unser Kajak zurück in den Lelång (Als Tipp: Ein Kajakwagen lohnt sich wirklich). Auf der letzten Insel vor Bengtsfors schlugen wir nochmal unser Zelt auf. An diesem Abend hielten mich nicht nur der Muskelkater, sondern auch gemischte Gefühle wach: Einmal die Freude und Dankbarkeit, eine so schöne Reise erlebt zu haben und einmal Traurigkeit, weil sie morgen schon zu Ende sein sollte. So kam es mir fast gelegen, dass es am letzten Morgen wie aus Eimern schüttete. Demensprechend nass kamen wir und die Ausrüstung am Bootshaus an. Während wir auf den Bus warteten, blätterte ich durch all die Fotos, die Nico und ich auf der Kajaktour gemacht hatten. Ich durchlebte noch einmal die schönen, einmaligen Erfahrungen, die wir gemacht hatten. Wir würden wiederkommen und dann auf jeden Fall gleich zwei Wochen! Als der Bus losfuhr, lehnte ich mich im Sitz zurück, schloss die Augen und träumte noch einmal von meiner Hängematte im Sonnenuntergang. Nur, dass es dieses Mal kein Traum war, dieses Mal war es eine Erinnerung an eine wunderschöne Zeit. 

 Ann und Nico 

Autor: Nicolai S., 05. Oktober 2019