Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Linda R., 02. September 2015
Dusche ade? Outdoor - ja nee

Lieber Leser dieses Reiseberichtes,

 ich weiß nicht zu welcher Kategorie Urlauber du gehörst, aber ich kann dir sagen zu welcher ich bisher gehört habe. Ich ordne mich bei der Gattung komfortabler Tourist ein. Damit meine ich jene Menschen, die zwar gern auch mal in der Natur sind, durchaus auch den ganzen Tag, die aber auch Luxus, wie eine warme Dusche und eine bequeme Matratze und das Essen von einem Tisch zu schätzen wissen.

 Aus irgendeinem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnern kann, habe ich mich für die Idee meines Mannes begeistern lassen Ende Juni einen Outdoor-Urlaub in Schweden zu machen. Eine Woche OHNE Dusche, Matratze, Tisch, Geschirrspüler, Zimmer und Frühstücksbüffet. Andererseits aber auch ohne Zivilisation und alle damit verbundenen unangenehmen Dinge wie Verkehrslärm, Nachrichten über die vielen Übel in der Welt und Verpflichtungen und dafür mit der Möglichkeit jeden Abend Stockbrot zuzubereiten (wofür ich extra noch zusätzliches Mehl und Backpulver eingepackt habe) und jeden Tag in der Natur sportlich unterwegs zu sein.

 Dementsprechend kannst du dir vorstellen wie gespannt ich auf diesen Urlaub war. Ich hatte keine Ahnung, ob ich ihn wirklich toll finden werde. Aber gebucht ist gebucht. Und damit ging es Freitag direkt von Arbeit zum Startpunkt des Busses am Leipziger Flughafen. Mit vorheriger Recherche des ungefähren Abfahrtspunktes ließ sich dieser auch gut finden und ganz pünktlich ging es über Berlin nach Hamburg, wo der Bus dann bis auf einen einzigen Platz gefüllt wurde. Dann über die Fähren in Puttgarden und Helsingør ins schöne Schweden und dann nochmal drei Stunden bis zum Ziel, wo wir sehr pünktlich nach 18 Stunden Fahrt ankamen. Damit war die Reise nicht sehr komfortabel aber auf jeden Fall sehr ökonomisch und ökologisch.

 Schweden begrüßte uns mit herrlichem Sonnenschein und die Mitarbeiter mit einem Lächeln. Nach einem Würstchen im Brötchen machten wir uns auf den kurzen Fußmarsch zum Ausrüstungszelt. Der schicke Koffer mit Rollen nütze mir dabei herzlich wenig. Denn der Naturweg über Stock und Stein zwang mich zum Tragen. Vor Ort bekamen wir die bereits in den Reiseunterlagen angekündigte Ausrüstung und packten alles (bis auf zwei sich später als notwendig herausstellende Päckchen Taschentücher) in unsere Packtaschen um. Diese schleppten wir dann zusammen mit der prall gefüllten Essenstonne, unseren Isomatten, dem Zelt, dem Tarp, dem Eimer und der grauen Werkzeugkiste ans Wasser, wo wir auch sogleich ein Kanu nehmen, ins Wasser lassen und einräumen konnten. Naja, Bewegung wollte ich ja :-P

 Von der Abfahrt hielt uns nur der noch nicht geöffnete Kiosk ab, denn wir wollten noch einen Angelschein und einen Kanuwagen holen. Sobald dies erledigt war, stachen wir in See in südliche Richtung zur Schleuse Lennartsfors. Dort warteten wir lange, denn uns war nicht klar, dass man aussteigen und über eine Gegensprechanlage seinen Wunsch die Schleuse zu nutzen äußern musste. Nachdem dies erledigt war ging es auf dem Lelång bis zur Insel Gummenäsön (Dano 67). Die ersten Anlandeversuche mit dem Kanu waren dabei noch sehr holprig. Dann hieß aus Ausrüstung wieder ausräumen, Kanu an Land bringen und umdrehen, Zelt aufbauen, Ausrüstung im Zelt oder der Hütte verstauen und Abendbrot zubereiten. Und obwohl an diesem Tag Mittsommer war und ich durch Ikea-Werbung die Erwartung hatte, dass der Bär steppt, blieb es sehr ruhig und ließ sich auch trotz der Helligkeit gut schlafen.

 Am nächsten Morgen wurde nach einem ausgiebigen Frühstück das Gepäck erst einmal nach neuen Prinzipien und Erkenntnissen in den Taschen und im Boot verstaut. Ganz oben drauf kam das Tarp als Sonnen- und Regenschutz für die Ausrüstung. Überraschenderweise ging es dann ohne Muskelkater wieder los. Wir passierten die Schleuse in Gustavsfors und paddelten in südlicher Richtung auf dem Västra Silen weiter. Unser Plan, die Schleuse in Krokfors noch zu nutzen, ging wegen der früheren Schließzeiten am Mittsommerwochenende leider nicht auf und wir entschieden uns zur Dano 73 zu paddeln. Auf dem letzten Kilometer kam dann ein stärkerer Regen und trieb uns zur Eile an. An der Hütte trafen wir auf zwei Radler aus Berlin, die ebenfalls Schutz vor dem Regen suchten. An diesem Abend teilten wir nicht nur Erfahrungen sondern auch das Essen, sodass kaum noch Unterschiede zu einem Büffet im Hotel auszumachen waren, obwohl wir selbst kochten :-P.

 Dabei mussten wir aber auch feststellen, dass unser Einlagerungsprinzip noch verbesserungsfähig ist. Denn beim Regen hat sich etwas Wasser im Boot gesammelt. An sich nicht schlimm, aber wenn ganz unten die Kiste steht, in der auch das Klopapier ist, dann bekommt man ein Problem. Da die Taschentücher am Camp zurück geblieben waren und ich eine stärkere Erkältung hatte, mussten wir das Klopapier notgedrungen über dem Lagerfeuer Schicht für Schicht wieder trocknen. Aber es hat funktioniert – halbwegs zumindest.

 Wir nahmen dann am nächsten Tag die Schleuse und paddelten in den Harnäsfjorden, wo wir eine eigene kleine Insel (Dano 92) hatten und ich mich wie Robinson Crusoe fühlte. Das Essen wurde durch zwei selbst gesammelte Pilze gepimpt. Dann ging es wieder zurück und über einen schmalen Arm zum Umtragen durch den Fünf-Häuser-Ort Vageln in den Västra Silen, erneut durch die Schleuse von Gustavsfors den Lelång wieder in nördliche Richtung, dann durch die Umtragestelle bei Blomm durch die idyllischen und ruhigen Blomsjön-Seen, wo wir nach zwei Nächten des wilden Campens an der geräumigen Dano 32 übernachteten und uns einbildeten einen Elch zu hören. Dann trugen wir ein letztes Mal in den Stora Le (Dano 41) um und dann ging es schon wieder zum Startpunkt zurück. Bei keiner weiteren Übernachtung hatten wir Gesellschaft und konnten und mussten die Einsamkeit und Ruhe genießen. 

 Bei der sportlichen Betätigung in der Natur bin ich voll auf meine Kosten gekommen. Die Sonne hat es meist gut mit uns gemeint, sodass es nur kleine Schauer oder kurze Gewitter gab. Wir waren sogar mehrmals baden, nicht zuletzt um uns zu säubern und wieder frisch zu fühlen.  Auch am Angeln haben wir uns versucht – vergebens. Vielleicht sollte man das schon mal gemacht haben oder jemanden kennen, der es einem erklären kann. Aber wenn man wie ich nicht so geduldig ist, dann nervt das stille Sitzen im Boot oder an Land nach kurzer Zeit und wenn sich dann noch der Köder verfängt oder sofort wieder abfällt, dann sollte man den Versuch Angeln wohl aufgeben und anderen überlassen. Das habe ich auch ziemlich schnell eingesehen.Das Campen in der Natur war für mich eine völlig neue Erfahrung und ich habe ihren Reiz kennengelernt. Nicht zuletzt haben mich die Ruhe und der Duft der Kiefernwälder überzeugt. Aber auch die Tagesgestaltung in Einklang mit der Natur und ganz ohne den Blick auf die Uhr war für mich eine wundervolles Erlebnis. Klar musste ich auf eine Menge Luxus und Komfort verzichten und ich habe wirklich nicht sehr bequem geschlafen auf meiner dünnen Isomatte, aber die positiven Aspekte dieses Urlaubes überwogen ganz deutlich. Manchmal ist weniger eben doch mehr!Daher mein Rat an alle, die zur gleichen Kategorie Urlauber gehören wie ich: Probiert es aus! Ihr habt die Chance auf die Erweiterung eures Horizonts und einer ganz neuen Art von Ruhe und Erholung.

Autor: Linda R., 02. September 2015