Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Antje S., 18. November 2022
Flitterwoche im Glaskogen Naturreservat

* 9 Tage im Glaskogen Naturreservat vom 02. Juli  bis zum  09. Juli 2022* 

 ## Zusammenfassung ##

Wir hatten eine großartige Flitterwoche im Glaskogen. Für alle, die Lust auf Abenteuer haben, wetterfest sind und Urlaub in der Natur schätzen und keine großen Ansprüche an Komfort haben, kann ich die Touren mit Scandtrack wärmstens empfehlen. Wir hatten zwar recht viel Regen, Wind, und dadurch starken Wellengang, das hat aber der Freude, die wir auf der Reise hatten, keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil: nach ein paar frischen Tagen mit starker Brise und Regen, kann man den Komfort der Zivilisation (vor allem das Café Karl, die Sauna des Campingplatzes in Lenungshammar) und den Sonnenschein noch mehr schätzen!

 ## Anreise: ‘Nach Höglund wird es abenteuerlich’ ##

Am Freitagabend stiegen wir um 18:30 am Zentralen Omnibusbahnhof in Berlin zusammen mit den anderen Scandtrack-Reisendenden in den Fernbus. Der Bus war randvoll, wir hatten aber trotzdem eine gute Fahrt. Nachts ging es zweimal auf die Fähre, Zwischenstopp im Scandtrack Outdoorcamp Höglund gegen 10:30. Während wir auf den Bus warteten, der uns nach Lenungshammar bringen sollte, gab es im Camp Kekse, Äpfel, Kaffee und Tee. Auf der Fahrt Richtung Norden wurde die Straße enger und kurvenreicher, wir merkten, dass unser Abenteuer näher rückte! 

++Tipp++  Im Basislager von Lenungshammar kann man von den Scandtrack-Mitarbeitern sowohl einen Hordentopf als auch eine gusseiserne Bratpfanne (sehr zu empfehlen, wenn man vor hat zu angeln!) für je 10 € Leihgebühr bekommen. Das Rost, das wir im Ausrüstungspaket erhalten hatten, haben wir hingegen während der gesamten Tour nicht gebraucht, da jede Feuerstelle mit einem Rost ausgestattet war. Aber es ist sicher gut brauchbar, wenn man Angler ist.

 ## Tag 1:  ‘Auf die Plätze, fertig los!’ ##

Nach ca. 17 Stunden Reise erreichten wir das Basislager in Lenungshammar. Die Ausrüstung, die Verpflegung und die Boote wurden dort ausgeteilt und innerhalb kurzer Zeit waren wir bereits auf dem Wasser. Wir entschieden uns dafür, unser Abenteuer auf dem Stora Gla, dem größeren der beiden Seen, zu beginnen. Die ersten paar hundert Meter mit dem Kanu waren gewöhnungsbedürftig. Geradeaus fahren fiel uns besonders schwer. Wir tauschten die Plätze und mit meinem frisch gebackenen Ehemann am Steuer funktionierte die Steuerung besser. Es dauerte noch eine Weile bis wir den Dreh raus hatten, aber wir kamen voran. Als Nachtlager steuerten wir Kalvudden (8) Richtung Süden an. Als wir dort am späten Nachmittag (17:00?) ankamen, war bereits eine große Gruppe Jugendlicher mit Jugendleiter dabei, ihre Zelte aufzuschlagen. Wir wichen auf eine nahegelegene Insel aus, die wir ganz für uns alleine hatten. Abends badeten wir noch und ließen uns von der untergehenden Sonne auf den Felsen trocknen.

++ Tipp ++  Die App vom norwegischen Wetterdienst YR können wir sehr empfehlen, da sie zuverlässig Angaben zum Wetter und Windstärke macht. Ein solarbetriebenes Ladegerät zum Aufladen der Handys hat sich bei uns auch bewährt.

## Tag 2: ‘Die Mutprobe’ ##

Am nächsten Tag wehte ein kräftiger Wind aus Süden. Da wir nicht gegen den Wind fahren wollten und laut Karte weiter südlich auch nur eine Trockentoilette eingezeichnet war, entschieden wir uns dafür, uns im Windschatten der vier Inseln (Älgön, Älgsöklon, Bjurör und St. Granön) Richtung Dammarna im Westen des Stora Gla entlang zu hangeln. Die Überfahrt war, für meine Verhältnisse, stürmisch und für mich eine echte Mutprobe. Wir waren früh aufgestanden und erreichten noch am Vormittag unser Tagesziel Dammarna (11), das wir aber zu windig fanden und paddelten weiter Richtung Norden nach Knappstadviken (12). Knappstadviken ist eine zauberhafte Bucht mit Feuerstelle und Schutzhütte, die wir an diesem Tag ganz für uns alleine hatten. Wir schlugen dort unser Lager auf und hatten für den stürmischen, verregneten Nachmittag und die Nacht ein traumhaft schönes Lager.

++ Tipp ++ Christian, der zum ersten Mal in Schweden war, war überrascht darüber, wie kühl es im August in Schweden sein kann! Also packt genug warme Kleidung ein. Auch ein paar Wollsocken für die Nacht können wir empfehlen.

## Tag 3: ‘Erstaviken’ ##

Nachdem es die Nacht durchgeregnet hatte, ging es mit Regen am Vormittag weiter. Der Wind blies inlandig aus Süd-West in die kleine Bucht von Knappstadviken und auf den Wellen bildeten sich kleine Schaumkronen. Während wir auf besseres Wetter warteten, machten wir einen kleinen Spaziergang an Land. Ab Mittag ließ der Regen nach und wir konnten aufbrechen Richtung Norden, entlang der Ostküste des Stora Gla zum Lagerplatz 14, am Erstaviken. Als wir dort ankamen, waren alle, die die Nacht dort verbracht hatten, im Aufbruch. Wir hatten also wieder den Rastplatz diese Nacht für uns allein, was erstaunlich war, denn die Nacht zuvor hatten dort 16 Kanuten campiert! Nachdem wir den Ablegenden beim Beladen der Boote geholfen hatten (dies war an diesem Tag eine Herausforderung, da der Wind stetig in die Bucht blies und die Kanus gegen die steilen Felsen schlug), bauten wir unser Lager auf.

++ Tipp ++ Ein paar Worte zum Boot: ich fand das Kanu (Kanadier) unhandlich und für mich mit 160 cm und 50 kg eindeutig zu schwer. Zum Glück ist Christian mit 190 cm groß und kräftig und hat ordentlich angepackt. Mir jedoch sind die Kajaks (aus Plastik), die Scandtrack auf anderen Touren (z. B. Dalsland-Kanal) anbietet lieber, da ich diese selber gut handhaben kann. 

 ##  Tag 4: ‘Wir haben die Karte verloren’ ##

Am Morgen war es noch windig, und für mich war es wieder eine Mutprobe, die Bucht von Glava Glasbruk zu durchqueren. Wegen des Wellenganges hatten wir uns vorgenommen, nur die Bucht zu überqueren und unser Lager an der Schutzhütte 16 aufzubauen. Doch die Suche nach Platz 16 wurde zur Odyssee. Zuerst versuchten wir den Platz durch die Bucht Stockviken zu erreichen. Der Wind trieb die Wellen genau in die schmale Bucht und wir wurden abenteuerlich mit dem Wind im Rücken mitgetragen. Der Wasserweg, der auf der Karte eingezeichnet war, war allerdings komplett zugewachsen, also beschloss ich, an Land zu gehen und zu schauen, ob man eventuell den Platz zu Fuß erreichen kann, während Christian im Boot auf mich wartete. Das Gelände war unübersichtlich und im Unterholz fand ich den auf der Karte eingezeichneten Weg zum Lagerplatz nicht. Als ich zum Boot zurückkehrte, stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich unsere Karte im Unterholz verloren hatte. Wir machten das Boot an Land fest und mussten nun beide im Unterholz nach der verlorenen Karte suchen. Ich versuchte meinen Weg durch das Gebüsch zu rekonstruieren, so gut es ging. Panik stieg in mir auf. Woher sollten wir eine neue Karte bekommen? Auf die Handys war auch nicht zu einhundert Prozent verlass, da auf Maps die Rastplätze nicht eingezeichnet waren. Christian war in seinen leichten Laufschuhen unterwegs und zog sich noch eine Schürfwunde am Knöchel zu. Und dann plötzlich sah er die Karte. Wir waren gerettet und wurschtelten uns durchs Unterholz zurück zum Kanu. Nach dem Ausflug ans Land hatte der Wind nachgelassen. Auf der Suche nach einem Nachtlagerplatz fuhren wir um die Inseln Halvarsnäs und Märrholmen herum. Diese waren jedoch komplett zugewachsen mit Heidelbeersträuchern und so nutzten wir das gute Wetter am Nachmittag und überquerten den Stora Gla von Ost nach West mit dem Scandtrack Basislager Trångstadviken als Ziel. Am Nachmittag besuchten wir das Café Carl und gönnten uns je ein Wienerbröd (schwedisches Gebäck), Kaffee und Tee. Abends gingen wir noch zum Campingplatz von Lenungshammar um zu duschen. Das war ein schöner Abschluss des Tages.

++ Tipp ++ Wenn man in Lenungshammar ist (um die Boote eintragen) lohnt sich ein Besuch im Café Karl.

## Tag 5: ‘Böse Überraschung am Övre Gla’ ##

Gestärkt vom Café Carl und der warmen Dusche am Abend, beschlossen wir heute, das Kanu zum Övre Gla umzutragen. Vor allem das Gebiet ‘Buvattnet’  (eine windgeschützte Bucht mit vielen kleinen Inseln und Vögeln, die man mit dem Kanu auf dem Weg zum Övre Gla durchquert) ist mir als landschaftlich besonders schön in Erinnerung geblieben. Ansonsten ähnelt der Övre Gla dem Stora Gla. Allerdings gibt es am Stora Gla weniger offizielle Rastplätze und die gesamte Ostseite hat keine Feuerplätze oder ähnliches. Sobald wir ‘Buvattnet’ verlassen hatten, blies der Wind wieder kräftig aus Nordwesten. Inzwischen hatte ich mich auch an höhere Wellen, die ab und zu ins Boot schwappen gewöhnt und wir steuerten mutig eine Insel an, auf der wir unser Nachtlager errichten wollten. Als wir der Insel näher kamen, wurde der Geruch von Rauch immer stärker. Wir machten am Ufer halt und ich stieg aus, um die Insel auf ihre Nachtlagertauglichkeit zu überprüfen. Auf der anderen Seite der Insel brannte noch eine illegale Feuerstelle. Auf den Felsen um das Feuer lagen Hot-Dog-Brötchen verstreut. Im Feuer Blechdosen. Von den Verursachern keine Spur. Ich löschte das Feuer und sammelte den Müll ein. Da die Insel dem Wind sehr ausgesetzt war, beschlossen wir, weiterzufahren zum nächsten Rastplatz (53). Als wir dort ankamen und die Gruppe auf Schwedisch am Rastplatz grüßten, wurden wir nicht zurückgegrüßt. Eine Frau mit einem großem Glas Wein in der Hand schaute demonstrativ an uns vorbei, genauso der Angler der neben ihr stand, mit einer Reihe Bierdosen hinter sich aufgestellt. An der Feuerstelle befanden sich noch weitere Personen. Man grüßte uns nicht, sondern die Anwesenden verzogen die Mienen. Christian hörte ein grummeliges 'Das sind auch noch Schweden’. Ich war schockiert von so viel Feindseligkeit. Obwohl wir inzwischen bereits ganz schön k.o. waren vom Gegen-den-Wind-Paddeln, paddelten wir weiter Richtung Norden zum Rastplatz Nedre Djuvsheden (24). 

## Tag 6+7: ‘Wandern, Schlemmen und Sauna in Lenungshammar’ ##

Am nächsten Morgen wurden wir von einer kleinen Bachstelze geweckt. Die Sonne schien und wir beschlossen, dass wir heute genug vom Paddeln hatten und einen Tag an Land verbringen wollten. Wir hatten Rückenwind und paddelten am Vormittag vom Rastplatz Nedre Djuvsheden (24) bis nach Lenungshammar. Dort mieteten wir ein Stellplatz für unser Kanu und Zelt auf dem Campingplatz, aßen Mittag im Café Karl, machten eine kleine Wanderung, genossen den sonnigen Tag und mieteten die Sauna vom Campingplatz von 20:00 bis Mitternacht, die wir ganz für uns hatten. Uns gefiel es so gut in Lenungshammar, dass wir beschlossen noch einen Tag mit Wandern und Essen dort zu verbringen.

++ Tipp +++Ab Lenungshammar gibt es mehrere Wanderwege (Rundtouren), wenn man mal Lust auf Wandern hat. Besonders gut hat uns der Kulturpfad gefallen, der mit vielen Informationstafeln zur Geschichte der Gegend bestückt ist. Vor allem die Elchfallen, die hier bereits seit der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert benutzt worden, und deren Spuren man noch heute findet, sind mir im Gedächtnis geblieben.

## Tag 8: ‘Abreise und Besuch von Gitas Werkstatt’ ##

Den Vormittag verbrachten wir damit, das Kanu zu reinigen und die Ausrüstung zurückzugeben. Gegen 13:00 wurden wir und die anderen Scandtrack-Kanuten mit dem Bus abgeholt und zurück nach Höglund gebracht. Wir nutzen den freien Nachmittag für einen Besuch von Gittas Werkstatt in Höglund. Gitta und ihr Mann sind deutsche Rentner, die in Höglund einen kleinen Hof mit Werkstatt haben. Gitta ist Weberin und betreibt auch einen kleinen Laden mit hochwertigem Kunsthandwerk. Sie hat uns ihre Werkstatt gezeigt und uns viel über die Kunst des Webens und des Färbens mit Naturfarben erzählt, während ihr Mann Kaffee und Zimtschnecken für uns alle vorbereitete. Am Abend ging dann auch schon der Scandtrack Express. Angenehm erschöpft, von der Sonne geküsst und rundum zufrieden, fuhren wir zurück nach Berlin.

++ Tipps ++ Es gibt auch einen Waldweg zu Gittas Werkstatt, man muss also nicht an der Hauptstraße entlang laufen (siehe Fotos). Man kann Gitta bis 17:00 an Samstagen besuchen.

Vielleicht sieht man sich eines Tages im Scandtrack Express ;) 

Bis dahin, viele Grüße, 

Antje und Christian

Autor: Antje S., 18. November 2022