Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Clemens C., 03. September 2019
Glücklich, zufrieden und ausgelaugt...

Die Natur erleben heißt, die Annehmlichkeiten der Moderne hinter sich zu lassen...

 Montag, 14 Uhr, die Reise beginnt. Ein letzter Blick zurück... „Fehlt noch etwas? Und wenn schon, das kriegt man irgendwie hin.“, denke ich mir. Also auf geht es. Die Taschen sind gepackt, das Auto bis zum Bersten vollgestopft mit Sachen, Equipment und Essen. Die Musik wird aufgedreht und wir beginnen unsere Reise Richtung Fährhafen-Rostock. 

 Zwei Fährfahrten und etliche Songs später erreichen wir den kleinen familienbetriebenen Kanuverleih. Mit Geduld werden uns zahlreiche Tipps und Vorschläge für unsere Tour gegeben. Glück gehabt, denn wir vier haben unsere Tour nicht wirklich durchgeplant. Unser erklärtes Ziel ist ein Abenteuerurlaub mit viel frischer Luft, auf einem Fluss, vorbei an Seen, mit vielen Möglichkeiten zum Angeln. Mir war schon vorher klar, dass wir im Grunde dem Flusslauf nur zu folgen brauchten und wir unser Ziel dann schon erreichen würden. „Moment mal, was war das? Es gibt hier Bieber, Elche und einen Strand?“ Wir horchen auf und markieren uns die genannten Stellen auf der Karte. „Und dort ist der Shop, falls ihr unterwegs eure Vorräte auffüllen müsst.“, sagt der freundliche, braungebrannte Schwede, der uns unterweist und im Anschluss die Kanus zeigt und die restliche Ausrüstung gibt. Einmal einkaufen ist sowieso eingeplant, da werden wir den Abstecher über drei weitere Seen wohl in Kauf nehmen müssen. Immerhin wird uns der Weg durch einen schmal Flusslauf vorbei an einer Kuhweide bis hin zu einem Ort führen, der für seine wunderschönen und malerischen Sonnenuntergänge bekannt ist. Aber das ahnen wir vor Beginn der Tour nicht...

 Als die Kanus fertig gepackt und alles fest verschnürt ist, geht es endlich los. Und nach nur wenigen Minuten der ersten Paddelschläge sagt meine Freundin plötzlich: „Hey Jungs, könnt ihr einmal kurz aufhören zu Paddeln und nichts sagen?“ Ohne nachzufragen, werden wir alle ganz still und die Ruhe, die sich um die Boote legt, dröhnt fast, so laut kommt sie uns nach dem Lärm der Stadt vor. Egal ob zwischen hohen Nadelbäumen, auf einer Insel oder am Strand, eines bekommt man in Schweden immer: Natur, Stille, und eine großartige Vielfalt an Kriechtieren und anderen (fiesen) Kleintieren. Täglich wechselnde Orte zum Campen und gemütliche Lagerfeuer, dazu immer ein atemberaubender Ausblick aufs Wasser und feinste, über dem wärmenden Feuer zubereitete Abendspeisen... Und auch mal ein Becher Rum oder Wein. Abschließend gemütlich in den Schlafsack einkuscheln und unter dem Blätterrauschen des Waldes einschlafen. Genau das haben wir gesucht, genau das bekommen wir. Nicht mehr, nicht weniger. Geradezu mit Freude kann man da für ein paar Tage auf die königliche Toilettenspülung auch verzichten. Ein Tisch, ein Baumstamm als Bank, ein Grillrost über dem Feuer...! Oh ja, manchmal können so ein richtiger wackelfreier Tisch oder andere zumeist sonst selbstverständlichen Gegenstände zur reinsten Freude werden. Es sind eben diese Kleinigkeiten, die einen Urlaub in Schweden ausmachen. 

 Der kleine Umweg...

 „Hey Leute, heute machen wir mal einen entspannten Tag. Wir lassen die Zelte stehen und fahren mit den leeren Booten einkaufen.“ Mit diesen Worten springe ich am fünften Tag aus dem Zelt. Alle sind dabei, der einzige Tag ohne Ab- und Aufbau der Zelte kann beginnen. Das Frühstück fällt opulent und gediegen aus. Wir haben ja Zeit. Auf dem Weg zum Shop wird uns allmählich klar, dass der Weg wesentlich länger ist als gedacht. Wir müssen die Kanus umtragen und passieren auf unserem Weg mehrere Seen. Die Sonne scheint erbarmungslos. Eigentlich ist das Wetter auf unserer Seite und wir haben wohl Glück, weil es in an sieben aufeinanderfolgenden Tagen nicht regnet. Im Gegenteil, einen Nachmittag beobachten wir sogar einen Helikopter, der Wasser aus dem See vor uns schöpft. Aber nach zwanzig Kilometern Paddeln in der brennenden Hitze wünscht man sich doch so die eine oder andere Wolke herbei... Naja. Nachdem wir das Ende eines besonders schmalen und mit alten, verlassenen Bootshütten gespickten Flusspfad erreichen, stellen wir unsere Boote ab und laufen den restlichen Weg. Ein Eis und eine Pizza später legen wir wieder ab. Die Taschen sind gefüllt mit neuem Proviant und kleinen Leckereien für Zwischendurch. (Die sollten übrigens nie fehlen, der ein oder andere Moment der Erschöpfung kann so gerettet werden.) Es ist mittlerweile abends und die Sonne scheint uns auf den Rücken. Die letzten Kräfte werden mobilisiert, um den Sonnenuntergang von unserem Lieblingsstrand aus beobachten zu können. Wir haben an diesem Tag die mit Abstand längste Tour hinter uns gebracht. Entspannen ist wohl anders, aber mir wird klar, dass wir dafür etwas anderes gewonnen haben. Es sind eben solche Momente, die Freunde zusammenschweißen. Eins ist uns aber auch deutlich geworden an diesem Abend: das nächste Mal planen wir unseren einzigen Entspannungstag wohl etwas besser!

 Nach acht Tagen Paddeln erreichen wir den Zielpunkt. Glücklich, zufrieden und ausgelaugt. Und das ist auch gut so, denn abschalten und den Alltag vergessen, das war unsere Devise. Müde packen wir das Gepäck in unser Auto. Schnell noch in der Stadt ein paar typisch schwedische Kekse für die Lieben zu Hause kaufen und dann ab zur Fähre. Schade, dass der Urlaub zu Ende ist. Wir stehen an der Reling des Schiffes und blicken zurück auf wunderschöne, laue Sommerabende mit guten Freunden, gutem Essen und einer unvergesslichen Naturverbundenheit. Wir kommen sicher wieder... Bis bald, Schweden!

Autor: Clemens C., 03. September 2019