Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Leonie M., 15. Oktober 2017
Inseln, die unser zu Hause wurden

Freitag: 

 Die Reise beginnt

 Um 15.30 soll der Bus vom Frankfurter Hauptbahnhof abfahren. Ich weiß aber nicht, wo genau. Um so glücklicher bin ich als ich zwei Menschen bepackt mit großem Rucksack, Schlafsack und Isomatte sehe. „Hi, ihr wartet nicht zufällig auch auf den Scandtrack Bus, oder?“ Ich habe zwei Mitreisende gefunden. Im Laufe der Zeit tummeln sich am Bahnhof immer mehr schwer bepackte Menschen. Zusammen laufen wir zu einer Bushaltestelle. Ich bin froh, schon nette Menschen gefunden zu haben. So macht das Warten gleich mehr Spaß. Um ca. 16 Uhr kommt der Bus.

 Ich reise zusammen mit meinem Freund. Bei der Buchung haben wir uns gefreut, dass man individuell den Zustiegsort wählen kann. So gingen wir davon aus, dass der Bus erst in Frankfurt hält und dann weiter nach Köln fährt, um da meinen Freund einzuladen. Dem ist nicht so.  Aus Köln fährt ein eigener Bus. So sollten wir uns erst in Schweden treffen und 20 Stunden Busfahrt individuell hinter uns bringen. Das hatten wir klasse geplant! Vielleicht sind unsere Busse ja zeitgleich auf den Fähren, dann sehen wir uns zumindest dort. Ich frage meine Mitreisenden, wo wir überall halten, wann wir auf den Fähren sein werden und wann wir planmäßig ankommen sollen. Es stellt sich schnell heraus, dass niemand so genau weiß, was in den nächsten 20 Stunden passieren wird. Alle verlassen sich darauf, dass Scandtrack uns schon irgendwie nach Schweden bringen wird. Naja, so war mehr Zeit um sich schonmal mit Mitreisenden anzufreunden. Die ersten Stunden habe ich einen Doppelsitz für mich alleine und kann so sehr bequem schlafen. In Hamburg steigen dann weitere Mitreisende zu. Ich bekomme einen Sitznachbarn, wodurch das Schlafen erschwert wird. Die Zeit vergeht durch nette Gespräche aber viel schneller. Mein Sitznachbar erzählt, dass er vor hat, in Schweden zu angeln. Bei nächstbester Gelegenheit erwette ich mir und meinem Freund also einen Fisch falls wir uns mal bei einem Schlafplatz treffen sollten. 

 Samstag:

 Der erste Tag im Kanu

 Am Samstag gegen 11 Uhr kommt mein Bus an. Es regnet. 

 Ich hätte nichts dagegen einen gemütlichen Urlaub am Strand von Italien bei 35 Grad zu machen. Mein Freund war allerdings ganz angetan als wir von Scandtrack gehört haben. Eine Beziehung bedeutet Kompromisse schliessen, also fahren wir, nach den letzten Jahren Strandurlaub, dieses Jahr zum Kanufahren nach Schweden. Als ich meinen Freunden davon erzählt habe, war die einstimmige Reaktion von allen „Was? Du Frostbeule? Was willst du denn oben im Norden? Das kann gar nicht der richtige Urlaub für dich sein!“ 

 Naja jetzt stehe ich hier. Im Regen. Aber ich bin vorbereitet. Ich habe meine Regenhose dabei. Als Begrüßung gibt es Hot Dogs und Getränke.  Nach kurzer Zeit geht es zu Fuß weiter zum Basiscamp.  Dort bekommen wir die Ausrüstung. In Reiseberichten hatte ich zuvor gelesen, dass das Umpacken einige Stunden in Anspruch nehmen kann. Ich habe nicht verstanden warum. Jetzt verstehe ich es. Wir sortieren Klamotten, Schlafsack und Kissen in den wasserfesten Sack, verstauen den Rest in einem anderem Rucksack, packen die Isomatten in Müllbeutel (um wenigstens etwas Wasserschutz zu bieten) und sortieren die frischen Lebensmittel in die wasserdichte Tonne. Alles im Regen.

 Dann bringen wir das Material runter zur Wasserstelle. Einmal laufen reicht da nicht. Manche unserer Mitreisenden tragen das Paddel über den Schultern, an jeder Seite hängen Beutel. So schafft man es vielleicht, nur einmal laufen zu müssen. Wir laufen öfter. Unten angekommen, bekommen wir das Boot. Wir laden alles in das Boot ein-etwas das wir in der nächsten Woche noch unzählige Male machen sollten- und schieben das Boot ins Wasser. So, der erste richtige Schock für mich Frostbeule sollte der Weg vom Ufer ins Boot sein. Ich dachte, man könne gemütlich einsteigen und losfahren. Nein. Man muss die Schuhe ausziehen und durchs Wasser ins Boot steigen. Ein no go bei dem Wetter für mich. Und danach mit nassen Füßen wieder in die Schuhe? Das Handtuch ist ja irgendwo ganz unten in irgendeiner Tasche.. Ja, ich bin eine sehr sehr sehr dolle Frostbeule und muss zugeben, dass ich in dem Moment wirklich dachte „Was zum Teufel tue ich hier?“. Mein Freund hat glaube ich etwas Mitleid mit mir und schafft es, das Boot inklusive mir ins Wasser zu schieben. So kann ich mir die nassen Füße sparen. Wir fahren los. Bei Regen. Aber das macht nichts mehr. Es ist ein tolles Gefühl, auf dem Wasser zu sein. Wir entscheiden uns Richtung Norden zu fahren, da man auf dieser Strecke nicht umtragen muss. Wir fahren nur ca 3 Stunden, da wir erst gegen 16 Uhr loskamen. Wir werden müde und entscheiden uns anzulegen. Es ist gar nicht so leicht sich auf einen Platz für das Zelt zu einigen. Geht das wirklich hier? Sind hier nicht zu viele Steine? Schliesslich finden wir eine Stelle und bauen das Zelt auf-das erst Mal von vielen, vielen Malen. Auf einer gegenüberliegenden Insel  sehen wir andere Camper von Scandtrack. Es gibt ein gutes Gefühl nicht ganz alleine zu sein. Da wir schon hungrig sind, bauen wir auch den Essensplatz auf, das heißt Picknickdecke raus, Spirituskocher aufbauen, entscheiden was gegessen werden soll, in der Tonne nach den richtigen Lebensmitteln graben, in der grauen Küchenutensilienbox nach den richtigen Materialien wühlen. Wir entscheiden uns für Bohnen mit Speck und Zwiebeln. Direkt richtiges Outdooressen!  

 Unser erstes zu Hause

 Sonntag:

 Einmal quer über den See- oder wie ich es nennen würde: Sturmflut!

 Der erste richtige Kanutag. Gemütlich frühstücken wir und stellen fest, dass das Eiweißbrot von Scandtrack gar nicht so schlecht schmeckt. Wir freuen uns total loszufahren. Aber zuerst wollen wir die Insel ein bisschen erkunden. Ein Grund, warum ich mich auf Schweden einließ war, dass Schweden das Land der Blaubeeren ist. Und ich liebe Blaubeeren. Also laufen wir mit Tupperbox los, um Beeren zu pflücken. Da sind Blaubeersträucher. Überall! Wie schön! Und da ist sogar eine Blaubeere! Eine sehr kleine. Und nur eine. Mh wo sind die anderen? Naja, vielleicht haben wir auf einer anderen Insel mehr Glück. Statt Blaubeeren findet mein Freund Pilze. Wir haben beide keine Ahnung von Pilzen! Mein Freund glaubt aber, Ahnung zu haben. Ich bestehe darauf, dass wir den Pilz mit der Abbildung aus dem Outdoorbuch vergleichen, das wir von Scandtrack bekommen haben. Nein, die sehen sich nicht ähnlich. Also weg mit den Pilzen.  

 Ich hatte schon in mehreren Reiseberichten gelesen, dass ein Kanuurlaub ein echter Beziehungstest sein kann. Spätestens wenn du Hand in Hand mit deinem Freund über die schöne Insel läufst, in der freien Hand einen Spaten hältst, unter dem Arm eine Rolle Toilettenpapier klemmst und dich sagen hörst „Komm Schatz, buddel mir ein Scheißloch“ und dein Freund antwortet „Klaro!“, dann weißt du, dass diese Beziehung wahrscheinlich noch sehr lange halten wird ☺

 Es kann auch gut passieren, dass du „auf Toilette bist“ und plötzlich springt ein Reh 3 Meter von dir entfernt erschrocken weg. Sowas erlebt man nur in freier Natur!

 Jetzt heißt es erstmal wieder Schlafsack einpacken, Isomatte zusammenrollen, Zelt zusammenbauen, Boot umdrehen und bepacken. Das Wetter ist heute besser als gestern, also nehmen wir uns vor eine ganze Strecke gen Norden zurückzulegen. Ich schaffe es wieder ohne nasse Füße ins Boot zu kommen. Wir fahren los. Mein Freund hatte Kanufahren schon in der Schule und kann deswegen gut lenken und sitzt daher immer hinten. Wir fahren ein ganzes Stück bis wir an einer unglaublich schönen Bucht vorbei kommen. Dort machen wir Pause. Mein Freund geht dort schwimmen und ich geniesse die Sonne.

 Da es in der Bucht sehr windstill ist, nutzt mein Freund die Gelegenheit um mir das Lenken beizubringen. Also sitze ich hinten als wir weiterfahren. Als die Wellen etwas stärker werden fahre ich irgendwie immer in Eierform. So entscheiden wir uns wieder Plätze zu tauschen. Gott sei Dank wie sich später herausstellen sollte. Wir wissen, dass links von uns die Insel Bäron liegt, aber was ist das was danach kommt? Es sieht aus als wären wir in einer Sackgasse. Erst später sollten wir lernen, dass alles aus der Entfernung wie eine Sackgasse aussieht und man die Wege einfach noch nicht sehen kann, wenn man zu weit weg ist. Wir fragen vorbeifahrende Scandtracker, wo wir sind. „Bei der Insel Bäron glauben wir“. Mh ja soweit waren wir auch, aber geht es da vorne weiter? „Keine Ahnung“. Als wir an der Insel vorbei fahren werden die Wellen erheblich größer und der Wind stärker. Ohje, wir haben keine Ahnung mehr, wo wir hin müssen und ich bekomme Angst, da die Wellen so stark sind, dass sie uns locker zum kentern bringen könnten, falls wir seitlich zu ihnen stehen sollten. Da die Wellen von Westen kommen, fahren wir ihnen einfach entgegen, um nicht die ganze Zeit seitlich zu ihnen zu fahren. Das bedeutet, dass wir auf dem Weg sind, den ca 3 km breiten Fluss zu überqueren. Mein Vater hatte mir vor Abreise Nahe gelegt, dass wir maximal 15 Meter vom Ufer entfernt entlang fahren sollten. Jetzt befinden wir uns auf der Mitte des Sees. Das Ufer hinter uns ist ca 1,5 km von uns entfernt, das Ufer vor uns auch. Und das bei den Wellen. Klasse! Mit aller Kraft paddeln wir der Strömung entgegen, aber irgendwie scheinen wir dem Ufer nicht näher zu kommen. Dafür löst sich aber unsere Plane und fliegt fast weg. Mein Freund fängt sie grade noch auf, während er akrobatisch dafür sorgt, dass unser Kanu nicht seitlich zu den Wellen steht. Nach gefühlten (und wahrscheinlich auch tatsächlichen) 3 Stunden kommen wir an einer kleinen Insel an. Endlich! Sie besteht nur aus Felsen. Also fahren wir weiter. Die kleine Insel danach sieht schon grüner aus. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass wir da einen Platz finden, um das Zelt aufzubauen. Aber wir finden einen. Und einen weiteren sehr schönen Platz, um die Picknickdecke auszubreiten. Ich habe das Gefühl, dass wir wirklich ein Schlaf- und ein Esszimmer haben. Die Insel gehört uns. Ein unglaubliches Gefühl! Jetzt heißt es wieder Boot ausladen, umdrehen, Zelt aufbauen, in der Essenstonne wühlen, Kocher aufbauen... Heute essen wir Reis mit Möhrchen und Erbsen und natürlich Zwiebeln. Das Essen schmeckt uns super gut. Nach dem Abwasch geht es erschöpft ins Zelt. 

 Montag:

 Auf der falschen Seite des Sees

 So, wir wissen, dass wir auf der falschen Seite des Sees sind. Wir stellen verschiedene Theorien auf, wo wir uns genau befinden könnten. Schließlich entscheiden wir uns für eine Theorie und paddeln los. Um heute mehr Strecke zurücklegen zu können, beschließen wir, heute mal ohne Frühstück loszufahren und dafür später eine Essenspause zu machen. Ein großer Fehler! Denn schon bald werden wir zickig. Auf dem Weg halten wir bei einem Fels, auf dem ein mitreisender Angler sitzt. Wir stören ihn beim Angeln und fragen, ob er weiß wo wir genau sind. Er bestätigt unsere Theorie und wir paddeln zufrieden weiter. Die Wellen sind heute bedeutend kleiner, so ist das Paddeln leichter und entspannter. 

 Da wir nicht gefrühstückt hatten, sind wir ziemlich fertig mit den Nerven und machen eine kleine Essenspause. Erst im Nachhinein sehen wir, dass auf der anderen Seite der Insel ein Vogelschutzzeichen ist. Wir bekommen einen kleinen Schreck. In dem Outdoorbuch steht allerdings, dass man auf diesen Inseln kurze Pausen machen darf. Weiter geht’s. Wir fahren unter der Brücke durch, die wir gestern schon aus der Ferne gesehen haben. Auf der Scandtrackkarte ist eingezeichnet, wo sich Müllcontainer befinden. Um den Müll der letzten Tage zu entsorgen, fahren wir dort hin. An dem kleinen Hafen treffen wir ein weiteres Scandtrackpärchen, welches uns von der naheliegenden Mall erzählt. Ich erkundige mich, ob es dort auch eine Toilette gibt. Als dies bejaht wurde, ist für uns klar, dass wir dort mal einen Abstecher hin machen werden. Man lernt echte Toiletten schon sehr zu schätzen, vorallem wenn man, so wie wir, nie die ofiziellen DANOs benutzt, sondern immer wild campt. Dort kaufen wir noch ein paar Nektarinen, um etwas Obst ins leckere Müsli machen zu können. Man lernt auch wirklich ein Urvertrauen zu allen Menschen aufzubauen. Denn das Boot inklusive gesamtem Inhalt lassen wir einfach am Hafen stehen. 

 Dann geht es weiter. Richtung Schleuse. Ich habe Angst vor der Schleuse. Überall wurde vor Schleusen gewarnt. Bleibt immer in der Mitte, sonst werdet ihr abgedrängt; passt auf die großen Schiffe auf, denn die werden nicht auf euch aufpassen und der Schleusenwärter schaut sowieso nicht nach euch. Mein Freund meint noch, dass wir Seile bekommen, an denen wir uns festhalten müssen. Einer bekäme von rechts ein Seil und der andere von links. Dann muss man mit den Beinen das Boot grade halten, während man das Seil mit den Händen festhält. Eine etwas beängstigende Vorstellung.  So finde ich es gar nicht so schlimm, als uns der Schleusenwärter mitteilt, dass die Schleuse für heute zu hat und, dass wir am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder da sein sollen. Also paddeln wir ein Stück zurück und suchen uns einen geeigneten Schlafplatz. Wir finden einen kleinen Strand und naja ihr wisst schon, laden das Boot aus, drehen es rum, bauen das Zelt auf..... Same procedure as every day. Obwohl wir an keinem offiziellen DANO sind entscheiden wir uns, ein kleines Feuer und Stockbrot zu machen. Ich baue eine Feuerstelle ganz nah am Wasser, so dass auch wirklich keine Waldbrandgefahr besteht, knete den Teig und mache Knobibutter. So endet der Tag gemütlich am Lagerfeuer. Also nicht ganz, denn man muss ja immer noch abwaschen, Sachen zuammenräumen... Das müssen wir dieses mal ganz im Dunkeln tun, da wir erst so spät angekommen waren. Mein Plan war es eigentlich immer um spätestens 6 Uhr irgendwo anzukommen, um noch in Ruhe kochen und abwaschen zu können. Ich glaube, das hat nie geklappt. Nicht zuletzt deshalb, weil der Akku des Handys leer ist und wir deshalb nie wussten, wie spät es war. 

 Dienstag:

 Der Tag der Schleuse oder der Fluss des Himbeerduftes

 Mit einem komischen Gefühl fahren wir zur Schleuse. Als ich die Tickets bei dem Schleusenwärter kaufe (12 Euro für hin und zurück), frage ich ihn, ob es überhaupt möglich ist, mit einem Kanu da durch zu fahren ohne gekillt zu werden. Er lacht und sagt, wir sollen uns einfach an die Anweisungen halten, dann kann nichts passieren. Das schwere Tor öffnet sich und wir fahren in die erste Kammer. Zwanghaft versuchen wir uns mit den Paddeln an der Seite abzustoßen, um in der Mitte zu bleiben. Mein eigentlich sehr furchtloser Freund schreit mir zu „Abstoßen, abstoßen“. Wenn wir das jetzt eine halbe Stunde so durchhalten müssen, sind wir danach zu nichts mehr zu gebrauchen. Wir stoßen uns also verzweifelt von der Seite ab, bis uns der Schleusenwärter zuruft „Jetzt lasst euch doch mal nach rechts treiben“. Als wir auf der rechten Seite sind, ist alles ganz entspannt. Wir bekommen Seile zugeworfen, aber an denen muss man sich einfach nur festhalten. Nichts vonwegen mit den Beinen das Boot so festhalten, dass das Seil uns in der Mitte hält. Große Boote gibt es auch nicht in der Schleuse, eigentlich gibt es gar keine weiteren Boote in der Schleuse. Und der Schleusenwärter steht die ganze Zeit oben und schaut uns zu. Schleuse fahren ist also gar nicht gefährlich und mein Schissergen merkt mal wieder, dass es etwas übertrieben hat. Es macht sogar richtig Spaß! Von vorne wird Wasser in die Kammer gepumpt und ich fühle mich wie vor einem mächtigen Wasserfall, der uns Wassertropfen ums Gesicht wirbeln. Schon bald ist die erste Kammer geschafft und es geht auf einem 1 km langem Flüsschen zur zweiten Kammer. Der Schleuser kommt schnell zur zweiten Kammer geradelt und lässt uns auch durch die zweite Kammer. Er verspricht uns, dass im Norden eine der schönsten Landschaften ist. Er hat nicht zu viel versprochen! Das Schleusen hat sich absolut gelohnt. Seidensanftes Wasser, gelbe und weiße Seerosen, Rehkitze, die sich Essen in Gärten klauen, wunderschöne Felsen und rosa und lila Blumen auf den Felsen. Da das Wasser so sauber ist, dass es ohne abzukochen trinkbar ist, habe ich das Gefühl als wäre jeder Paddelschlag unglaublich erfrischend...Als würde man selbst jedes mal in dieses saubere Wasser eintauchen. Alles ist so schön und sanft, dass ich mich traue meine Kamera aus dem wasserdichten Beutel zu holen und um den Hals zu hängen. 

 Wir halten an einer kleinen Insel um eine Essenpause zu machen, denn wir hatten wieder nicht gefrühstückt (Ja, wir lernen sehr langsam dazu). Ich probiere wieder ohne nasse Füße ans Ufer zu gelangen, stütze mich dabei bei meinem Freund ab und platsch, ich liege im Wasser. Einfach die Füße nass zu machen wäre weniger nass gewesen ☺ Gut, dass ich meine Kamera gerade umgehängt hatte... Ich nehme es mit Humor, nutze die Gelegenheit, dass ich eh nass bin, um mich mal zu waschen und neue Klamotten anzuziehen und beschliesse ab jetzt einfach immer durchs Wasser zu laufen und das Handtuch griffbereit zu deponieren. Der Kamera ist zum Glück nichts passiert. Nach dem nachgeholten Frühstück fahren wir weiter auf dem schönen Wasser, versuchen uns am Singen und entscheiden uns dann doch zum Quatschen. 

 Als wir in einen noch schmaleren wunderschönen Fluss fahren, kommt mir eine Himbeerduftwolke entgegen. Also fahren wir links ran und klettern auf die Berge, um Himbeeren zu pflücken. Die Himbeeren sind viel kleiner als in Deutschland, dafür aber tausend mal aromatischer.

 Nach dem schmalen Fluss geht es rechts in eine kleine Lagune rein. Wir hoffen, dort einen Schlafplatz zu finden. Mein Freund steigt aus dem Boot, sinkt ein, zieht das Boot fast runter und kommt grade so wieder ins Boot. In den nächsten Minuten soll ich ihn immer wieder von Hinten aufschreien hören und zappeln sehen, denn er hat kleine Blutegel am Bein. Wir fahren also wieder aus der Lagune heraus, vorbei an den Jacks und suchen einen Schlafplatz. Wir finden wieder eine kleine süße Insel. Jedes mal habe ich das Gefühl „Da kann man doch nicht zelten! Da werde ich mich nicht zu Hause fühlen!“ Und jedesmal hatte ich beim Verlassen der Inseln am nächsten Morgen das Gefühl, ich verlasse mein Zuhause. Das Prozedere mit Boot ausladen... beginnt von Neuem. Ich hänge meine nassen Klamotten auf ein Seil, damit sie über Nacht trocknen können. -Blöd nur, dass es die ganze Nacht wie aus EImern geschüttet hat.- Wir liegen im Zelt und sehen die Aussenschicht des Zeltes der inneren Wand näher kommen. Ganz sicher sind wir nicht, ob wir am nächsten Morgen noch trocken sein werden. 

 Mittwoch:

 Pilze oder keine Pilze?

 Wir wachen-zum Glück ganz trocken- auf und sind dankbar, dass unser Zelt so gut durchgehalten hat. Meine, zum Trocknen aufgehängte, Wäsche ist durchnässt. Von nun an reisen wir also mit einer Plastiktüte voller nasser Klamotten weiter. Wir frühstücken gemütlich und dann heißt es schon wieder, Boot bepacken und los geht’s. Da wir jetzt bei der Hälfte der Woche angekommen sind, beschliessen wir den Rückweg anzutreten. Wenn wir frühzeitig in der Nähe des Camps sind, dann können wir ja noch einen Abstecher Richtung Osten machen, denn da sind auch noch sehr süße kleine Flüsse. Dass daran später gar nicht mehr zu denken ist, ahnen wir noch nicht. Wir fahren also den wunderschönen Weg wieder zurück und treffen unterwegs zwei Mitreisende. Zusammen schippern wir zur Schleuse. An der Schleuse angekommen, sind wir ein bisschen ratlos, denn der Schleusenwärter scheint bei der anderen Kammer zu sein. Woher weiß er dann, dass wir hier sind? Die drei Jungs beschliessen zur anderen Kammer zu rennen, um den Schleusenwärter zu holen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies der einzige Weg ist, ihm bescheid zu geben und suche nach einer Klingel. Mein Freund findet eine und sagt dem Schleusenwärter durch eine Art Telefon, dass wir da sind. So wurde den Jungs ein 2 Kilometermarsch erspart. Wir müssen ein bisschen warten, da noch andere Kanufahrer von der anderen Seite durch die Schleuse durchfahren. Die Zeit nutzen wir um unseren Müll bei Coop zu entsorgen und uns mit den Mitreisenden auszutauschen. Wir stellen fest, dass die beiden Jungs schon einige Tage vor uns im Norden ankamen. Sie waren viel schneller als wir. So wie jeder. So oft sehen wir andere Kanufahrer an uns vorbei rauschen und fragen uns, wie die das wohl machen. Der Schleusenwärter erzählt uns, dass es dieses Jahr keine Blaubeeren gibt, da es zu wenig geregnet hatte. Aha. Das erklärt also, warum wir bisher jede Nacht auf Blaubeerstrauchinseln geschlafen haben, aber keine Blaubeeren gesehen haben. Das Schleusentor öffnet sich und wir fahren zusammen mit dem anderen Kanu in die Kammer. Mit einem anderen Kanu zu schleusen macht noch mehr Spaß, denn so muss nur das äußere Kanu das Seil festhalten und klemmt das innere Kanu quasi ein. Unser Kanu steht aussen und so bekommen wir die Seile zugeworfen. Ich erinnere mich noch an die Hinfahrt und weiß, das Seil muss immer kürzer werden und ich muss es immer straff nachziehen. Das stellt sich dieses mal aber viel komplizierter dar. Ich ziehe und ziehe an diesem Seil. Mein Freund meinte später, es sah aus, als würde ich bald abheben. Irgendwann kapiere auch ich, dass die Schleuse dieses mal ja Wasser ablässt, da wir ja auf dem Rückweg sind. Das Seil muss also länger statt kürzer werden. 

 Der Wind ist still, die Sonne scheint und das Wasser ist glatt. So legen wir eine ganze Strecke zurück. Bevor wir losfuhren, haben wir ausgemacht, nicht in der Nähe der Brücke schlafen zu wollen. Denn da fahren Autos drüber und das zerstört dann ein bisschen das Naturfeeling. Der Plan ist also, entweder ein ganzes Stück vor oder nach der Brücke zu schlafen. Vor der Brücke sind wir noch fit und beschließen weiterzufahren. Kurz nach der Brücke merken wir, dass wir müde und etwas hungrig sind. Etwas erschöpft paddeln wir weiter, um Abstand zur Brücke zu gewinnen. Da ist ein offizieller DANO. Wunderschön auf einer kleinen Erhöhung liegt der offizielle Platz vor uns. Da dort schon Menschen sind und uns der Sinn eher nach Pärchenurlaub steht, fahren wir aufs gegenüberliegende Festland. Wir laden wieder das Boot aus, bauen das Zelt auf...

 Nach etwas Abwägezeit entscheiden wir uns einen kurzen Abstecher auf den DANO zu machen, um zu der offiziellen Toilette zu fahren. So bekommen wir das Gefühl, als hätten wir eine riesen Wohnung. Auf der einen Seite das Schlafzimmer und das Esszimmer, auf der anderen Seite des Flusses das Badezimmer. So ein Luxus!

 Wieder zurück, geht mein Freund ein bisschen den Wald erkunden. Er kommt zurück mit –oh nein, nicht schon wieder- Pilzen. Ich bestehe mal wieder darauf, die Kriterien aus dem Outdoorbuch mit diesen Pilzen zu vergleichen. Kriterium 1: Die Steinpilze dürfen keine Lamellen haben, sondern schwammiges Gewebe. Wir schauen nach. Lamellen. Hat sich das auch wieder erledigt.

 Donnerstag:

 Bruchlandung

 Mir ist ein bisschen schlecht. Ich habe keine Lust, wieder ins Boot zu steigen. Alles schwankt. Wenn ich im Zelt liege, schaukelt es, wenn ich im Toilettenhäuschen bin schaukelt es, es schaukelt immer.. Ich setze mich ein paar Minuten an den Strand während mein Freund das Zelt abbaut. 

 Nach einem kleinen Frühstück geht es wieder aufs Wasser. Anders als vermutet, geniesse ich es plötzlich wieder auf dem Wasser zu sein. Auch die leichten Wellen machen mir nichts aus. Im Gegenteil. Sie fühlen sich an, als würde man in der Krippe liegen und zur Beruhigung vorsichtig hin und her geschaukelt werden. So fahren wir gemütlich vor uns hin; werden wieder von einigen Kanufahrern überholt. Wir beschließen bis zu der wunderschönen Bucht zu fahren, an der mein Freund auf der Hinfahrt gebadet hatte. Da wollen wir unser Zelt aufbauen.

 Es geht wieder vorbei an der Insel Bäron. So wie schon auf der Hinfahrt, werden auch jetzt die Wellen etwas stärker. Es hält sich allerdings noch in Grenzen und so beschließen wir, unseren Plan fortzusetzen und zu der Bucht zu fahren. 

 Ich geniesse die etwas größeren Wellen sogar und fühle mich frei und sicher. Hinter der Insel, als der See wieder breit wird, werden die Weller erheblich stärker. Es wird wieder kritisch, ich werde hektisch; mein Freund ruft mir bei ganz großen Wellen zu „Jetzt paddeln“. Wir versuchen, nah am Ufer zu fahren, um im Falle des Kenterns schnell an Land zu kommen. Das ist allerdings keine gute Idee. Denn so kommen nicht nur die Wellen von Vorne, sondern auch seitlich gegen die Felsen und von den Felsen zurück. Es wird zu anstrengend und unkalkulierbar. So entscheiden wir, bei der nächstbesten Möglichkeit anzulegen. Da kommt eine Bucht. Doch wie sollen wir drehen? Wenn wir seitlich zu den Wellen stehen, haut es uns um. Mein Freund nutzt einen kurzen Moment, in dem die Wellen etwas schwächer sind, um uns umzudrehen. Es ist zu früh. Unser Kanu zeigt genau auf einen Fels. Die Wellen kommen von hinten und schieben das Kanu näher an den Fels. So wird das nichts. Panik. Mein Freund dreht das Kanu gekonnt seitlich zu dem Fels als wir ganz nah an ihm sind. Jetzt muss alles schnell gehen, denn die nächste Welle wird uns umhauen. Also schnell raus. Mit Socken hüpfen wir durchs Wasser auf den Fels und halten dann irgendwie das Boot fest. Ganz schnell schleudern wir unser Gepäck vom Boot auf den Fels, um das Boot auf den Fels ziehen zu können. Puh geschafft. Jetzt stehen wir da oben auf dem Fels und fallen uns in die Arme. 

 Als wir uns umschauen, bemerken wir, dass wir sogar an der angesteuerten Buch sind. Wir tragen unsere Sachen über die Felsen zu der Bucht. Noch voller Adrenalin beschliesse ich prüde Frostbeule, in den See zu springen und zu baden. Ich bin grade dabei mich auszuziehen als ups da kommen Kajakfahrer. Schnell wieder anziehen. Sie bleiben nur eine viertel Stunde, aber das reicht, um mein Adrenalin so weit zu senken, dass ich danach nicht mehr in den kalten See springe. Wir nutzen die frühe Tageszeit, um Himbeeren zu pflücken, Feuerholz vorzubereiten und –Pilze zu suchen. Dieses mal erfüllen sie alle im Outdoorbuch genannten Kriterien. Ich habe also kein Gegenargument mehr. Heute Abend soll es Pilze geben. Wir bauen einen Steinkreis ganz nah am Wasser. In den Gluten machen wir Alufolienkartoffeln, die Pilze werden auf Stöcken um Feuer angebraten, genauso wie die Würstchen. Da ich denke, dass die Kartoffeln sehr lange brauchen, stelle ich aufs Gitter ein Töpfchen mit Nudelsuppe als Vorspeise. Die Kartoffeln, Pilze und Würstchen sind himmlisch. Die Nudelsuppe ist bis zum Ende nicht warm. Wahrscheinlich steht das Gitter zu hoch über den Flammen. So geht ein weiterer, sehr abenteuerlicher Tag zu Ende. -Natürlich muss erst wieder abgewaschen werden und die Sachen zusammengepackt... Die, durch unsere unsanfte Landung, nass gewordenen Klamotten hänge ich wieder über eine Leine. Wie immer regnet es auch in dieser Nacht. So verabschiede ich mich von dem Gedanken, dass nasse Klamotten jemals wieder trocken werden.

 Freitag:

 Wolken. Wind. Wellen. Oh nein. 

 Wir frühstücken in aller Ruhe. Ich bin dafür, dass wir den Tag hier in der Bucht verbringen, lesen, spielen, Abendessen. Ich bin sogar motiviert, mich zu waschen und meine Haare mal wieder zu waschen. Also gehe ich in Bikini und mit Handtuch vor das Zelt, denke mir dann aber „Ich bin ja nicht bescheuert“ und gehe wieder ins Zelt. Wenn die Wellen seichter werden-meistens flauen die Wellen gegen Abend ab- dann legen wir ein bisschen Strecke zurück Richtung Camp. Nein. Mein Freund sieht das anders und will direkt losfahren und ich gebe nach. Ich bestehe darauf, dass wir immer nah am Ufer fahren, denn ich habe genug von abenteuerlichen Fahrten. Er stimmt zu und so geht’s weiter. Als wir aus der Bucht rausfahren, werden die Wellen stärker. Statt, wie abgemacht am Ufer in der großen Bucht entlang zu fahren, steuern wir geradeaus an der Bucht vorbei und haben wieder ringsum viel Abstand zum Ufer. Von hinten höre ich, dass wir nicht am Ufer entlang fahren können, weil uns die Wellen an die Felsen drücken würden. Ich bin fertig mit den Nerven und paddel mechanisch vor mich hin. Irgendwann bestehe ich darauf, dass wir anlegen. Das gestaltet sich wieder schwerer als mir lieb ist. Als wir sicher ankommen, bin ich fertig mit der Welt, setze mich auf einen Fels, brauche Zeit für mich und mein Freund bekommt einige Zickereien von mir ab. So eine abenteuerliche Fahrt brauche ich nicht nochmal! Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, was mich am nächsten Tag erwarten sollte. Mein Freund baut das Zelt auf und macht ein Schläfchen. Ich glaube, für ihn waren meine Zickereien anstrengender als das Paddeln durch die hohen Wellen. Ich gehe ein bisschen spazieren und sehe in der Ferne Regen. Schnell räume ich unser Boot aus und verpacke die Sachen regensicher. Meinen Freund muss ich wecken, da ich das Boot nicht alleine umdrehen kann. Dann schlüpfen wir ins Zelt und spielen –sehr ironisch, ich weiß- Schiffe versenken. Wir verbringen den Tag ganz gemütlich; wissen inzwischen, dass unser Zelt wasserdicht ist –wobei wir dieses mal die Aussenplane ausversehen falschrum angebracht haben, so ganz sicher sind wir uns also doch nicht- und versuchen erst gar nicht, nasse Klamotten aufzuhängen. Abends, als der Regen nachlässt, kochen wir. Es ist fast dunkel. Also wirklich dunkel. So versuchen wir die Lebensmittel richtig zu erkennen, Nudeln zu kochen und mein Freund hat eine kleine Auseinandersetzung mit dem Dosenöffner des Taschenmessers und der Bohnendose. Ich bin mir nicht sicher, wer gewonnen hat; die Dose oder mein Freund. Ich glaube, sie haben beide verloren. Da es wirklich stockdüster ist, beschliessen wir den Abwasch am nächsten Morgen zu machen und hoffen, dass die Tiere unsere Töpfe über Nacht nicht klauen. Wie jeden Abend steht eine Zeckenuntersuchung bevor. Denn anders als erwartet, gibt es hier Zecken statt Mücken. Da mir von allen Seiten geraten wurde, sich vor den Mücken zu schützen und mir verherende Videos von Mücken auf Mützen... gezeigt wurden, habe ich extra vier Flaschen Antimückenspray mitgenommen. Ich habe in Schweden keine einzige Mücke gesehen. Dafür habe ich aber zwei Zeckenbisse abbekommen, mein Freund drei. Also nehmt euch auf jeden Fall eine Zeckenpinzette mit!

Samstag:

 Der letzte Tag- Die letzte Sturmflut

 So, der letzte Tag ist angebrochen. Wir sind traurig, dass es bald schon vorbei sein wird. Ein letztes mal in unserem gemütlichen Zelt aufwachen, aus dem Schlafsack schlüpfen, das Zelt öffnen und direkt einen Blick auf den wunderschönen See haben. Ich weiß jetzt schon, dass mir das ziemlich fehlen wird. Anders als erwartet, freue ich mich kaum auf den Luxus einer richtigen Dusche, Toilette, einem richtigen Dach über dem Kopf, der mich zu Hause erwarten wird. Am liebsten würde ich noch eine Woche hier in Schweden bleiben. Das letzte mal Zelt abbauen, Boot vollpacken... Die zwischenzeitlich gehasste Routine vermissen wir schon jetzt. Unser Plan war ja, dass wir schon am Freitag viel Strecke zurücklegen, sodass wir heute ganz in Ruhe noch ein bisschen umherfahren können, ein bisschen durch die süßen schmalen Flüsse gurken. Da das Wetter gestern unseren Plan nicht unbedingt unterstützt hatte, müssen wir heute noch Strecke zurücklegen, um rechtzeitig am Camp anzukommen. Nur leider spielt auch heute das Wetter nicht ganz mit. Eher gar nicht. Es nieselt und die Wellen scheinen heftig. Naja, wir haben keine Wahl, wir müssen losfahren. Also rauf aufs Boot und los geht´s. Dieses mal sind die Wellen noch höher als an den anderen Tagen. Das Wasser schwappt ins Boot, wir werden hin und her geschaukelt. Ich kriege natürlich wieder Angst, rufe meinem Freund zu „Wenn wir den Bus heute nicht erreichen ist es auch nicht schlimm. Lass uns lieber anlegen und bis morgen warten.“ Da ich weiß, dass er besser einschätzen kann, wann es wirklich gefährlich wird, überlasse ich ihm die Entscheidung, ob wir weiterfahren. -Hinterher sagt er mir, dass er in dem Moment auch wirklich Angst hatte, aber wir auch einfach nicht hätten anlegen können bei den Wellen. Gut, dass er mir das erst danach gesagt hat.-  Na klasse, jetzt beginnt es, richtig zu schütten. Irgendwie sieht der Regen wunderschön aus auf dem See. In einem schmalen Fluss, wo die Wellen nicht ganz so stark sind, legen wir an, da dort noch andere Scandtracker sind. Die sehen sehr organisiert aus, haben ihre Boote mit Stöcken aneinander gebunden, sitzen gemütlich unter einer Plane und frühstücken. Unser Plan ist, uns an sie ranzuhängen und gemeinsam weiterzufahren.  Dann kann uns ja nichts passieren. Mh, sie sind ganz entspannt, erzählen davon, bei dem letzten heftigen Wind mit der Plane ein Segel gebaut zu haben und dass sie ca. eine Stunde zum Camp von hier bräuchten. Schnell merken wir, hier finden wir niemanden, der mit uns zusammen sicher über den See fahren wird. Ohne ein Wort zu wechseln, denken mein Freund und ich das selbe: Die sind tausendmal schneller unterwegs als wir und so verabschieden wir uns und fahren schonmal alleine weiter. Der Regen wurde weniger. Als wir aus dem schmalen Weg rausfahren und wieder den großen See vor uns haben, werden die Wellen wieder stärker. Hilft ja nichts, wir müssen da jetzt mit aller Kraft durch. Irgendwann wird es zu viel und wir legen nochmal an, um eine letzte Pause zu machen. Pause gemacht, geht’s weiter. Zumindest versuchen wir es. Wir kommen nicht aus der Bucht raus. Die Wellen drücken uns immer wieder zurück ans Ufer. So ein Mist! An uns vorbei fährt ein Pärchen, winkt uns zu und ruft „Ist anstrengend heute, gell?“ Na klasse, irgendwie sind immer noch alle schneller als wir. Irgendwann schaffen auch wir es aus der Bucht raus, die Wellen werden langsam weniger und von allen Seiten kommen Scandtracker Boote auf das Camp zugefahren. Ein schönes Bild. Am Camp angekommen, machen wir das Boot sauber, bringen die Sachen wieder nach oben zum Camp, bauen doch nochmal das Zelt auf, um es kontrollieren zu lassen, stellen uns in der Schlange an, um alles abzugeben. Das alles dauert mehrere Stunden und wir sind froh, dass wir schon so früh am Camp angekommen waren und dadurch nicht in Stress geraten. Zum Abendessen gibt es leckere Köttbullar von Scandtrack. Dann geht es, wieder in getrennten Bussen, gen Heimat. Es ist toll die Geschichten der Anderen zu hören, in fremde Abenteuer einzutauchen und die Eigenen zu nochmal zu durchleben. Dieses mal haben wir Glück. Unsere beiden Busse sind auf beiden Fähren gleichzeitig. Das heißt, wir konnten uns auf Deck treffen und ein bisschen Zeit der langen Fahrt gemeinsam verbringen.

 Meine Freunde hätten es nicht gedacht, aber ich kam mit einem riesen Strahlen auf meinem Gesicht zurück. Wenn mir jetzt jemand sagen würde „Kanufahren in Schweden? Was, du Frostbeule? Das ist doch nichts für dich.“, würde ich ganz klar antworten: „Doch, das war einer der besten Urlaube, die ich je hatte! Vorallem mit so einem tollen Freund an meiner Seite, war dieser Urlaub, selbst für eine Frostbeule wie mich, der absolut perfekte, romantische, abenteuerliche Urlaub und eine unvergesslich schöne Zeit!“

Autor: Leonie M., 15. Oktober 2017