Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

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In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Kathrin D., 25. September 2015
Inselurlaub auf dem Stora Bör in Schweden

Eine Fahrradtour in der Natur, aktiv sein und auch mal chillen – DAS! war unsere Vorstellung von einem perfekten Urlaub. 

 Beim Stöbern nach den schönsten Strecken in Deutschland und benachbarten Ländern stieß ich auf einen Katalog über Kanutouren. Ich suchte im Internet und fand schließlich Scandtrack. Schneller als gedacht, buchten wir unsere Reise zum Stora Bör (der große Bär) – ohne Fahrrad. Die Entscheidung für die Insel passte zu unserem Plan, aktiv und inaktiv zu sein und wir mussten unser Zelt sogar nur einmal auf- und abbauen. 

 Richtige Entscheidung, denn nach einem ausgedehntem Frühstück und dem Zusammenräumen aller Sachen und ins Boot verfrachten, wären wir wohl vor 14 Uhr nie los gekommen. Ausschlafen wollten wir auch, hatten ja schließlich Urlaub. Unserem Mangel an Outdoor-Erfahrung hatten wir unser Übermaß an Gepäck zu verdanken. Wir packten alles ein, was man nur annähernd gebrauchen könnte. So war der Weg zum Abfahrtsort unseres Busses schon beschwerlich. Bei jeweils 20 kg Kraxen, dazu Schlafsäcke, Isomatten und reichliche Verpflegungsbeutel für die lange Busreise blieb uns nach nur 50 m Fußmarsch förmlich die Luft weg.       

 Hallejulia! waren wir erleichtert als unser Gepäck im Bus verstaut war. Dass die Busfahrt nicht zwingend schön wird, hatten wir schon in einigen Bewertungen gelesen, also stellten wir uns darauf ein. Voller Vorfreude waren wir gespannt auf unser Urlaubsziel, welches uns mit dichten Regenwolken empfing. 

 Wir kamen Samstag gegen Mittag im Basiscamp an. Kaum gelandet, wurden wir freundlich vom Team und den Regenwolken begrüßt, welche sich gleichmal über uns ausleerten. Na toll es regnete – nein - es schüttete! Was für ein hervorragender Urlaubsstart in Schweden. Es sah auch nicht so aus, als ob es in Kürze wieder aufhören würde. 

 Für uns und drei weitere Inselurlauber hieß es, auf einen Kleinbus zu warten, der uns zum Stora Bör bringen sollte. Für alle anderen ging es vom Basiscamp gleich los. Bei diesem Regen, die Glücklichen! Die Fahrerin vom kleinen Bus sagte am Stora Bör sei das Wetter besser und so war es dann auch. Es nieselte nur noch ein wenig. Wir bekamen dort unsere umfangreiche Ausrüstung und eine ausführliche Einweisung. 

 Unsere Insel lag mitten auf dem Stora Bör. Wir wurden darauf hingewiesen, dass es noch starken Wind gebe und wir die Insel bis Montag besser nicht verlassen sollten. Hm, wir zwei Frauen bei Wind und Wellen mitten auf dem See, da hat uns das Team Scandtrack ja was zugetraut. Dass wir Kanuerfahren sind, hatte ich bei der Buchung nicht angegeben.              

 Boot startklar, Kraxen, Schlafsäcke, Isomatten, die wahnsinns Ausrüstung - das alles passte unglaublicher Weise in das Kanu und sogar wir fanden auch noch Platz darin. Los ging´s! Dank Rückenwind meisterten wir die ca. 4km zu unserer Insel recht flott. 

 Nun waren wir da, auf unserer Insel! Auf der Nummer 5 mit dem  Namen Bockön 1.

 Als allererstes wollte ich einen Donnerbalken bauen, weil ich gelesen hatte dass wir für unsere Notdurft ein Loch buddeln müssen. Überraschung - im Wäldchen auf Bockön 1 befand sich ein Plumsloch mit einem kleinen Häuschen drum herum. Vielen Dank liebes Team von Scandtrack!       Wir bauten aus dem Tarp, was zur Ausrüstung gehörte, erstmal ein A, so dass wir unser Hab und Gut im sicheren Trocken wussten. Wer wusste schon, was der Himmel noch so zu bieten hatte.  

 Einen geeigneten Platz für unser Zelt fanden wir neben einer umgekippten Fichte, die uns hervorragenden Windschutz bot. Wie vorausgesagt nahm der Wind noch erheblich zu, so dass wir am Sonntag wirklich nicht aufs Wasser konnten. Wir nutzten den Tag zum Holzsägen und -hacken, unsere Provianttonne zu durchleuchten und zu sortieren. Wir hatten dabei sehr viel Spaß und kamen uns vor wie kleine Kinder, die Geschenke auspackten. Die Tonne war sehr reichlich gefüllt, für jeden Gaumen was dabei. Wir erkundeten unsere Insel, wo wir hier und da auch ein windstilles Plätzchen am Wasser fanden. Nur das Feuer zu entfachen, das wollte uns nicht wirklich gelingen. Naja - die Voraussetzungen waren für uns Anfänger ja auch ehrlich gesagt nicht die Besten: Das Holz war nass und der Wind war stark. Damit können wohl nur Profis umgehen und wir wollten ja erst noch welche werden. Einen halben Tag dauerte es, bis wir unser Essen über dem Feuer zubereiten konnten, dabei waren unsere Bratkartoffeln recht kross und unsere heiße Schokolade lauwarm mit rauchigem Beigeschmack. Unser Spirituskocher ging immer wieder aus oder besser erst gar nicht an. Erstaunlicherweise machte uns das gar nicht ärgerlich, wir lachten noch darüber - uns trieb ja nichts -und für den Heißhunger gab es Kekse oder Äpfel. 

 Am nächsten Tag hatten wir den Dreh mit dem Kocher raus und somit war der Montagmorgen gerettet, es gab heißen Kaffee! Sonntag verließen wir Bockön 1 nicht, heute wollten wir es wagen. 

 Wie empfohlen, am Ufer lang zu paddeln ging nicht, wir waren ja mitten auf dem Stora Bör. Der See war immer noch unruhig, vielleicht ein wenig ruhiger als am Vortag. Trotz Paddelerfahrungen, oder gerade wegen dieser, hatten wir Respekt vor den Wellen. Was soll´s - los endlich raus aufs Wasser!

 Oft mussten wir einen weiten Bogen fahren um letztendlich dort anzukommen, wo wir hin wollten. Dazu kommt noch, dass es im Stora Bör  viele Felsen oder Steine gibt, welche wohl einmal Inseln werden wollten, teilweise knapp über oder unter Wasser. Meine größte Sorge war, dass wir auf einen von diesen Felsen stoßen oder gegenschlagen, so haben wir uns ausgemacht die Augen offen zu halten und uns unter zur Hilfenahme der Uhrzeit auf Hindernisse aufmerksam zu machen; z.B. auf 11 Uhr ein Stein. Das klappte sehr gut. Am ersten Paddeltag peilten wir den Campingplatz an. Dort angekommen, freuten wir uns erst einmal geradeaus und aufrecht ein Stückweit gehen zu können. Nach einem Tag Insel waren wir das gar nicht mehr gewöhnt. Auf Bockön 1 ist man nur am Stolpern, Bücken, Füße anheben – das Ganze kreuz und quer und hoch und runter.

 Das Wetter blieb uns die Woche treu, geregnet hat es erfreulicherweise nicht mehr. Erst am Abreisetag kamen die Regenwolken wie selbstverständlich wieder. 

 An einem Abend haben wir das Wasser mal ruhig erlebt, spiegelglatt. Ein herrlicher Anblick im Abendrot, wunderschön am Wasser zu sitzen und zu genießen und Mensch-ärgere-dich-nicht zu spielen.                     

 Der Wind, das war unser Freund und Feind zugleich. Zum einen hatten wir deswegen keine Mücken und unsere Sachen ließen sich gut lüften und trocknen, zum anderen war es ganz schön frisch zum Waschen, selbst meine Cornflakes wollten ständig davonfliegen, wie so viele andere Sachen auch. 

 Es gab immer wieder große Herausforderungen beim Paddeln. Ich glaube ohne Erfahrungen mit dem Kanadier wären wir an unsere Grenzen gestoßen und hätten weniger Spaß gehabt. Es ist sicher von Vorteil, zu wissen, wie ein Kanadier bei Wind und Wellen reagieren kann und dass man ein Gefühl dafür hat, wie Situationen zu meistern sind. Teilweise mussten wir beide gleichzeitig und kräftig auf einer Seite paddeln um geradeaus zu fahren. Dann wiederum macht es auch unheimlichen Spaß mit und auf den Wellen zu reiten. Es gab auch viele ruhigere Ecken und Buchten zwischen den Inseln auf dem Stora Bör. Wir haben in diesen Tagen fast alles erkunden können. 

 Unser Lieblingsplatz außerhalb der Insel war eine kleine Bucht mit Sandstrand. Am Ufer stand eine alte Wanderhütte mit einer Feuerstelle davor. Dort war es windstill und die Sonne schien direkt hinein. Ist das nicht der ideale Ort um zu verweilen? Ja das war er! Wir kochten zweimal dort und wagten uns bis zur Po-spitze in das sehr kalte Wasser. Einfach herrlich. 

 Übrigens der Tipp, mit Sand die Töpfe zu reinigen, funktioniert 1A. Wir haben unsere Töpfe ohne Chemie blank bekommen. Von der Feuerstelle waren unser Töpfe dauernd schwarz - Schruppe das mal!!! Mit Sand ein Kinderspiel. 

 Es lohnt sich wirklich, vorher die Scandtrack-Seite zu studieren und die Tipps im kleinen Heft zu lesen. Es macht Spaß  diese dann selbst auszuprobieren. 

 Auf unseren täglichen Erkundungen genossen wir die herrliche Landschaft, die Stille, kein Mensch weit und breit nur das Pfeifen des Windes, Rauschen der Wellen, das Singen der Vögel und die endlose Weite. Wir sind raus aus dem Alltag, der Hektik, wir bewegen uns langsamer, wir träumen und haben eine innere Ruhe, wir genießen einfach - es gefällt uns. 

 Dann der absolute Hammer - auf 10 Uhr steht eine Elchkuh, auf einer kleinen Insel vor dem Festland und knappert an einem Bäumchen. Wir waren mit einem Schlag mucksmäuschenstill, die Paddel rein und bloß nicht atmen! Der Wind und die Wellen trieben uns direkt in die Bucht immer näher zum Elch. Das Boot ließen wir treiben und wir hielten immer noch den Atem an. Sie hörte uns nicht, wir kamen immer näher, unsere Herzen pochten, leise leise - ja keine Geräusche machen. Jetzt trennten uns nur noch gefühlte 5m. Die Kuh sah auf, sie sah uns an, beobachtete uns, zögerte kurz und dann lief sie los. Einfach gigantisch und atemberaubend, zu erleben und so nah zu sehen, wie sie durch das Wasser flüchtete. Wir haben die Flucht auf Video aufnehmen können. Dieses schauten wir uns vor lauter Euphorie an diesen Abend immer und immer wieder an. 

 Ein anderes Mal haben wir kanadische Wildgänse im Schilf entdeckt, das war sehr lustig. In einiger Entfernung sahen wir so Etwas wie schwarz-weiße Köpfe im hohen Gras, da wussten wir noch nicht, ob das Tiere oder Pflanzen sind. Dann plötzlich waren die Köpfe weg und an anderer Stelle wieder da. Wir konnten immer noch nicht ausmachen, was genau das war. Wieder weg und plötzlich noch mehr Köpfe, insgesamt 6 und abwechselnd weg und wieder da. Vorsichtig paddelten wir näher. Jetzt bekamen die Köpfe langsam Hälse, lange Hälse und dann sahen wir - das waren sehr große Gänse. Es waren 3 Paare und wir vermuteten, dass diese vielleicht brüteten, so wollten wir nicht weiter stören und entfernten uns vorsichtig wieder. Ein Reh sah uns und suchte das Weite. 

 Nachts, wenn wir im Zelt lagen, hörten wir klare, helle, durchdringende, fast schon hypnotische Töne oder Rufe. Das klang über den See sehr schön. Was war das? Die Frage ließ uns nicht in Ruh. Dadurch, dass es schnell abwechselnd aus verschiedenen Richtungen kam, konnte das kein Vierbeiner sein. Ich habe noch nie so ein Ruf gehört und wollte unbedingt wissen, zu wem dieser Laut gehörte. Die Menschen, welche wir am Abreisetag trafen, fragten wir nach diesem Laut, doch keiner konnte uns sagen, zu welchem Vogel diese Stimme gehört. Lange beschäftigte uns der Vogel mit der tollen Stimme. „Google doch mal bitte nach einem Vogel, von dem du nur den Ruf kennst!“ Keine Chance!! Eineinhalb Monate nach unserem Urlaub trafen wir dann den richtigen Mann, der ein schlaues Buch besaß, welches Vogelstimmen abspielen konnte. Nach unseren Beschreibungen fand der Mann nach wenigen Versuchen unseren Vogel. Ein Prachttaucher, ganz eindeutig! Als wir den Ruf aus dem Buch hörten bekamen wir Gänsehaut und freuten uns riesig. Einfach schön, dass wir jetzt wissen, wer uns stetig in den Schlaf begleitet hat. 

 Wir sind uns beide einig, dass wir schon viele wunderschöne Urlaube gemacht haben, doch dieser - auf Bockön 1 in Schweden - war vom Erholungseffekt, raus aus dem Alltag, einfach der Beste! 

 Unsere Sinne haben sich verändert und das in einer Woche. Laut war es Daheim und es stank. Die ersten ein, zwei Tage wurden wir von Stadtreizen überflutet, die wir vorher gar nicht mehr wahrgenommen hatten. Wir wollten zurück auf unserer Insel!!!!

 Was wir gelernt haben: - wie man Feuer macht,

- dass man nicht erst mit Kochen anfängt, wenn man    

 Hunger hat, - wie man sicher Holz hackt,

 - welches Holz viel zu schnell verbrennt,

- wie heiß Steine werden können,

- wie toll Sand Töpfe reinigt,

- dass die Insel auf der anderen Seite anders aussieht und das trotz rotem

 Zelt von Scandtrack

- dass man keine Taschenlampen im Juni braucht,

- dass das Essen in der Natur am besten schmeckt,

 - dass zwei Hosen und Pullis weniger auch gereicht     hätten

 - dass Elche plötzlich da stehen und es keinen Zweck hat, sie zu suchen. 

 Danke für die tollen Erfahrungen! Wir kommen sicher wieder.

Autor: Kathrin D., 25. September 2015