Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Lennart H., 14. Oktober 2014
*Lennart in Lennartsfors - der Traum von Schweden*

Wenn ich früher an Schweden dachte, so war das immer ein Traum von Natur pur, klarer Luft und spiegelglatten Seen. Und ich hatte stets diese Vorstellung von warmen, lang andauernden und die Landschaft goldgelb-einfärbenden Sonnenuntergängen. 

 Eine Welt fernab vom Alltagsstress und Großstadttrubel. Irgendwo da oben im Norden lag diese Welt und mit jeder Schwärmerei wurde das Fernweh in den letzten Jahren größer.

 2014 sollte dieser Traum dann endlich in Erfüllung gehen. Ein Freund von mir hatte einmal fast beiläufig den Begriff Scandtrack fallen lassen, als er von seinen 

 Kanutouren in Schweden berichtete. Lange blieb mir das im Hinterkopf. Letzten Sommer packte es mich dann und ich recherchierte im Internet. 

 Die vielversprechenden Informationen und Reiseberichte auf der Webseite und der freundliche Kontakt zum Service-Personal hatten mich dann relativ schnell überzeugt und somit war die Entscheidung endlich gefallen. 

 Ich entschloss mich für die Variante mit Holzhütte am großen See Foxen oben an der norwegischen Grenze. Als ich laß, dass das Basislager nicht weit entfernt von einem Fischerörtchen mit dem Namen Lennartsfors gelegen war, stand für mich fest, dass es genau dort hingegen sollte. :-) Die Buchung war dann nur noch reine Formsache und die Vorfreude konnte ab sofort beginnen.

 Knapp 9 Monate später war es dann endlich soweit und ich stand allein mit Sack und Pack am Busbahnhof in Hannover. Um mich herum Rucksacktouristen und 

 Pauschalurlauber. Jeder wollte irgendwo hin. Nur scheinbar nicht nach Schweden. Dieses Ziel war wohl nur für mich bestimmt. Die Stadt dröhnte und der Verkehr formte alles zu einem gleichmäßigen Brei aus Lärm und Abgasen. Jetzt, wie ich hier so stand, mit der Abendsonne im Nacken, wurde das Verlangen danach, endlich dort zu sein, immer größer. Endlich in Schweden zu sein. Nur für mich. Allein. Naja nicht ganz allein. Spätestens in Hamburg - als der Scandtrack-Reisebus so richtig voll wurde, war ich umgeben von vielen weiteren gleichgesinnten Liebhabern dieser wunderschönen Landschaft.  

 Zumindest bis zum Duty-Free-Shop. Denn an Deck der Fähre, die uns über den Öresundkanal ins schwedische Helsingborg bringen sollte, war ich tatsächlich der Einzige, der an Deck dem Festland so erwartungsvoll entgegenblickte. Die einen schliefen und die anderen wurden von den steuerfreien Produkten angezogen. Somit war allein ich es, der im Halbdunkel dieses kühlen Sommermorgens mit frischer Seeluft in der Nase am anderen Ufer die schwedische Flagge erblickte. Und ich war wohl auch der Einzige, dem beim Anblick dessen eine Träne die Wange herunterlief. Erst jetzt realisierte ich so richtig, dass dieser Traum nun wirklich wahr wurde. "Sverige, jag kan ser dig." 

 Kurz nach der Ankunft in Helsingborg begrüßte uns die Sonne, die wir zuletzt in Deutschland irgendwann am Vorabend hinter uns gelassen haben mussten. Doch mittlerweile forderten Schlafmangel und die Eintönigkeit der Motorengeräusche ihren Tribut und jeder schlief in den Morgen hinein. Zur Mittagszeit erreichten wir dann schließlich Nordmarken und es stellte sich kollektive Vorfreude ein. Für mich waren es bis dahin knapp 17 Stunden Reisezeit gewesen, als der Bus in die Einfahrt des Scandtrack-Basiscamps einbog. Ein Blick zum Himmel ließ mich jedoch sofort wieder aufstrahlen. Schweden schien uns mit beispielhaftem Hochsommerwetter willkommen heissen zu wollen.

 Vom freundlichen Scandtrack-Team wurden wir zudem sogleich mit leckeren Hot-Dogs versorgt. Die große Menge teilte sich dann nach und nach auf, um Ausrüstung und Boote für die Outdoor-Kanutouren zu beziehen. In meinem Fall war alles ein wenig entspannter. Zusammen mit einem Pärchen, welches die Nachbarhütte bewohnen sollte, wurde ich von einer Betreuerin zu den Behausungen geführt. Es war tatsächlich die gemütliche Holzhütte, die ich noch von den Bildern im Internet her kannte. 

 Die Frage danach, zu welcher genauen Uhrzeit ich meine Ausrüstung abholen müsse, beantwortete die junge Dame nur damit, dass wir hier alles ganz in Ruhe machen können. "Kein Stress."

 Ich lud also meine Sachen ab und ging ein paar Schritte raus auf die Veranda. Von hier aus waren es vielleicht 20 Meter bis zum Wasser. An das Holzgeländer lehnend, sah ich etwas entfernt die ersten Kanus starten. Auf der rechten Seite erkannte man am anderen Ufer einige Häuser und einen Bootssteg. Die mussten wohl zu dem Ort gehören, der meinen Namen trug. Am Horizont zogen ein paar dunkle Wolken zusammen. Die Sonne wich einem kleinen Gewitter, welches ich später im Traum noch unterbewusst hören sollte. Erschöpft, aber innerlich für den Moment erfüllt, ging ich zurück in die Hütte und sank auf der Schlafcouch nieder. Ein kurzes Augenschließen genügte, um direkt in den Schlaf zu fallen. "Kein Stress" - nein, den würde ich hier nicht haben. Denn ich war nun endlich da. Ich war in Schweden. Das Abenteuer Erholung hatte gerade begonnen. 

 Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf, machte ich mich bei wieder einsetzendem Sonnenschein auf zum Basiscamp, um mir meine Ausrüstung aushändigen zu lassen. Kanu & Paddel waren das Eine - Verpflegungstonne und Outdoorwerkzeug das Andere. Von den Mitreisenden war mittlerweile nichts mehr zu sehen. Sie hatten sich bereits alle auf dem großen See verteilt. Es war still geworden hier am Ufer des Foxen. Nachdem die Verpflegung bestaunt, die Hütte halbwegs eingerichtet und alles an Ausrüstung begutachtet war, belud ich mein Kanu zum ersten mal mit allem Nötigen und machte mich auf zu einer "Jungfernfahrt" durch die Bucht. 

 Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit waren etwas, womit man als Alleinreisender hier sofort konfrontiert wurde. War man erst einmal einige Hundert Meter weit gepaddelt, so umgab einen eine bemerkenswerte Ruhe und das Plätschern des Paddels im Wasser war so ziemlich das einzig hörbare Geräusch auf dem See. So etwas ist nichts für jedermann und es war anfangs auch sehr gewöhnungsbedürftig. Mit etwas gedämpfter Stimmung und voller Eindrücke, saß ich am ersten Abend an einem einsamen Felsufer bei Brot und Schwarztee und schwieg. 

 In den folgenden Tagen musste ich mich innerlich richtig losmachen von diversen Altlasten, die ich so von zu Hause mitgebracht hatte. Hier oben gab es keine Uhr, 

 keinen Ablauf und keine Verpflichtungen. Jeder der sich hierfür einen Plan gemacht hätte, dem wäre schnell klar geworden, wie sinnfrei das überhaupt ist. Anfangs verspürte ich noch das Gefühl, mit dem Kanu etwas unternehmen oder mir die Gegend ansehen zu müssen, ehe ich erkannte, wie geprägt man vom Alltag doch ist. Allein dass ich mir vorab so oft die Wettervorhersagen angesehen hatte, brachte mich nun zum Schmunzeln. Denn hier zählte keine Prognose. Das Sonne kam, wie sie gerade wollte. Und in diesen Tagen wollte sie glücklicherweise sehr viel scheinen. :-) Und so begann auch ich, mich treiben zu lassen und diese Zeit in vollen Zügen zu genießen. Ich ließ einfach geschehen und drängte mich fortan zu gar nichts mehr.

 Aus dieser Einstellung resultierten gerade zur Anfangszeit unzählige Stunden am Bootssteg, mit den Füßen im Wasser und dem Gesicht in der Sonne. Als Musik diente das Rauschen des Windes und das Plätschern des Wassers. Nichts hätte diese Augenblicke perfekter machen können und kein Hotelaufenthalt wäre in der Lage gewesen, dieses Erlebnis zu toppen.

 Denn es war nicht nur dieses Gefühl von Zeit und Ruhe, das für mich allgegenwärtig war. Wahrlich von Wert waren vor allem jene Situationen, in denen einem schlagartig bewusst wurde, wie viel Schönheit in diesen kleinen Dingen steckt, die einen überall umgeben, solange man nur sich und seine Wahrnehmung dafür zu öffnen vermochte. Sei es der Moment, in dem ich morgens nach einem erfrischenden Bad im Foxen, auf dem Steg saß und der Morgensonne über dem glitzernden Wasser entgegenblickte oder das Knistern und Knacken des prasselnden Lagerfeuers bei Stockbrot und Bockbier. Genau diese Erlebnisse waren es, die mir die Wertigkeit des Lebens näher brachten, mich zu Tränen rührten und mit den Füßen wieder absolut auf den Boden brachten. 

 Meine Kanutouren wurden täglich länger und mit mehr Mut zu größeren Ausflügen kamen auch immer wieder neue Entdeckungen hinzu. Ließ man den Blick einmal schweifen und legte das Paddel beiseite so schien der See an Unendlichkeit zu gewinnen. Mit der Sonne im Nacken und frischen Wind auf dem Rücken, fühlte man sich wie ein Abenteurer auf seiner Expedition ins Paradies.

 Ein besonderer Nachmittag sollte mir immer im Gedächtnis bleiben, als ich einmal eine kleine Bucht erreichte. Friedlich und abgelegen mit schönen Schwimmmöglichkeiten und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Einzig mein Kanu und ich teilten uns diesen Ort. Aus der reich gefüllten Verpflegungstonne zauberte ich dank des 

 Scandtrack-Kochbuches eine köstliche "Terence-Hill-Pfanne" und ließ mir anschließend die Sonne auf den wohl genährten Bauch scheinen. Aus einer anfänglich kurzen Rast wurde somit einer der entspanntesten Tage seit Langem. Es gab keinen Grund zum Aufbrechen und auch keine Mittagspause, die man zu überziehen drohte. Es gab einfach nur ganz viel Zeit und die schönste Natur, die man sich nur vorstellen konnte. Ich sah hinauf zum blauen Himmel, vergeblich nach einer Wolke suchend und lehnte mich wieder zurück - in meinem Gesicht lag das mittlerweile schon selbstverständliche Lächeln. Die Seele begann zu baumeln.

 Aber nicht nur Momente der Entspannung waren es, sondern auch aufregende Stunden auf "offener See" mit starkem Wellengang, die für ein Ein-Mann-Kanu eine große Herausforderung darstellten. Der Besuch des Autofriedhofes von Bästnas war ein wahres Erlebnis. Die Rückfahrt davon bei aufkommendem Gewitter und leichten Sturmböen, war dafür ein umso größeres. An diesem Tag lernte ich viel über mich sowie meinen Mut und Willen. Ohne beides hätte ich diese Tour wohl nie erfolgreich absolviert. Am Ende des Tages war das Gefühl umso größer, das ich verspürte, als ich mein Kanu mit letzter Kraft wieder an Land zog und letztlich heile wieder zurückgekehrt war.

 Für mich persönlich von besonderer Bedeutung war der Tag, an dem ich dann tatsächlich an dem Ortschild stand, auf dem mein Name abgedruckt war. Vor Jahren schon stieß ich bei meinen Schwärmereien von Schweden im Internet auf Lennartsfors und war so angetan davon, dass es diesen Ort gab. Und nun stand ich tatsächlich hier, so weit weg von Familie, Freunden und gewohnter Umgebung und fühlte mich dennoch ein wenig zu Hause. :-)

 Ich entwickelte während meiner Zeit in Schweden ein besonderes Gefühl von Dankbarkeit für all das Besondere um mich herum. Mein Tagebuch füllte sich Seite um Seite, als ich am vorletzten Abend am Bootssteg von Lennartsfors meine Gedanken aufschrieb. Nirgendwo hatte ich bisher einen solch langen Atem zum Schreiben. Wie lange hatte ich hier damit zugebracht? Als ich aufsah, hatte sich die Nachmittagssonne bereits für den Sonnenuntergang vorbereitet und der ganze Hafenbereich war auf einmal goldgelb eingefärbt. Die Luft war klar, die Fahnen wehten seicht im Wind und auf der Wasseroberfläche spiegelte sich das Himmelsbild. War das nicht die Vorstellung, die ich immer hatte? Und nun saß ich mitten drin. In diesem Moment packte mich ein unglaubliches Gefühl von Glück und Zufriedenheit, sodass ich die Tränen nicht zurückhalten konnte. Es war genau der Augenblick, von dem ich lange vor dieser Reise immer geträumt hatte. Ein Augenblick des Glücks. Schlichtweg Perfektion.

 Der Mensch strebt nach Reichtum, Macht und Ruhm. Dabei ist ihm gar nicht klar, dass das im Vergleich zu dieser wunderbaren Natur, dem wahren Reichtum, der uns alle alle umgibt, vollkommen bedeutungslos ist. Welch eine Ironie, dass genau dieser eigentliche Wert der Welt für jeden kostenlos und frei zugänglich ist, wenn man nur im Stande ist, die Augen dafür zu öffnen.

 Schweden - das Land der Sonnenuntergänge. Die Zeit hier am Stora Le, in der ich die wohl schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens gesehen habe, hat mich viel gelehrt. Sie hat mir den Stress und die Anspannung aus den Gliedern gesogen und mich gefüllt mit positiven Gedanken und einem gesünderen Verständnis für das Leben. Egal ob zu Land oder zu Wasser, ich habe die Zeit hier unheimlich genossen und viel zu kurz war sie gewesen, als dass ich dieser Landschaft hätte überdrüssig werden können.

 Am Abend der Abreise gab das Wetter noch einmal alles, um uns den Abschied so richtig schwer zu machen. Ein letzter Gang zum Bootssteg, ein letzter wehmütiger Blick auf den Foxen, mit der Gewissheit, dass dies nicht das letzte Mal gewesen war. 

 Ich bin immer noch erfüllt und zehre von diesen 9 Tagen Natur pur - meine Rückkehr steht fest. Vielen Dank für sonnenerfüllte Stunden, fast taghelle Nächte und erholsame Ruhe. 

 Om det finns en plats i världen.  Sverige, jag älskar dig. 

Autor: Lennart H., 14. Oktober 2014