Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Paul Moritz S., 04. Oktober 2021
Reisebericht, Kanutour auf eigene Faust, Glaskogen

Unterwegs mit: Tobias (22), Manuel (21), Lukas (19), Marven (17), Franz (17) und Paul (20)

Vor der Reise

Urlaub in Schweden, das war schon länger ein Ziel, das wir in unserem Freundeskreis erreichen wollten. Irgendwann hörten wir dann davon, dass man in Schweden über einen Reiseanbieter Kanutouren buchen kann. Kanus und Ausrüstung inkl. Essen würde alles gestellt werden. Ideal für uns, da wir noch nicht allzu oft allein im Urlaub gewesen waren und schon gar nicht im Ausland. Nachdem wir die Reise im Frühjahr gebucht hatten, reifte immer weiter die Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer. Da schon einige bekannte Youtuber bereits mit dem Reiseanbieter unterwegs waren und auf der Internetseite viele Hinweise und Berichte zu finden sind war die Vorbereitung nicht allzu schwer. Das schwerste war widererwartend nur die Einhaltung der Gewichtsbegrenzung für das Gepäck von 20 kg. Die sind schneller erreicht als gedacht. Im Prinzip braucht man ja nicht viel, aber dann könnte man ja noch das gebrauchen und das, achja und das könnte ich auch noch gebrauchen… Die meisten werden das vermutlich kennen.

Tag 0 – Freitag, den 20.08.2021

Wir hatten uns schon im Vorfeld entschieden die 90 € für den Bus lieber zu bezahlen als eine Eigenanreise. Was wir fast bis vor Abreise noch nicht genau wussten war, wie wir von Zwickau nach Dresden kommen würden. Zur Auswahl standen Zug und Auto. Das Auto wäre sicherlich die kürzere Alternative gewesen doch musste man dafür mitten in Dresden auch erstmal einen Parkplatz finden, wo man die Autos auch so lange stehen lassen konnte.

Aus diesem Grund begann die Reise für uns um 10 Uhr am Zwickauer Hauptbahnhof. Mit einmal umsteigen am Hauptbahnhof in Dresden erreichten wir um 12:20 Uhr den Bahnhof Dresden-Neustadt. Nun hatten wir noch gut eineinhalb Stunden Zeit bis der Bus 14:00 Uhr abfahren sollte. Die Zeit verging recht schnell und nach und nach gesellten sich immer mehr Leute zu uns, die wohl auch auf den Bus von Scandtrack warteten. Pünktlich 14 Uhr starteten wir dann mit dem Bus und sechs weiteren Mitreisenden nach Leipzig. Dort sollten wir in einen großen Reisebus umsteigen, da das Busunternehmen wohl nur aus Leipzig losfahren konnte. Mit einem weiteren Zwischenstopp in Berlin wurde der Bus dann ziemlich voll. Und die Reise sollte noch ein ganzes Stück gehen.

Tag 1 – Samstag, 21.08.2021

Leider fiel es mir sehr schwer im Bus zu schlafen. Auch gab es aus dem Fenster nicht allzu viel zu sehen, da wir in der Dunkelheit durch Dänemark fuhren und bei Sonnenaufgang bereits die Hälfte des Weges durch Schweden geschafft hatten. Das einzig entspannende waren die Überfahrten mit der Fähre um 23:30 Uhr und um 3:10 Uhr. Dies war eine willkommene Abwechslung, man konnte sich die Beine vertreten und im Shop auf der Fähre noch das Bier kaufen, was man aufgrund der Gewichtsbegrenzung zu Hause lassen musste. Das letzte Stück der Busfahrt zum Hauptcamp in Lennardsforts ist für schlechte Beifahrer ein ziemlich anstrengendes Stück. Gerade Landstraßen gibt es dort nicht. Die Straßen gehen rauf und runter und haben nur wenige Geraden. Die Landschaft ist jedoch sehr schön da die Straße sich zwischen den zahlreichen Seen in der Gegend hindurchschlängelt. Sogar einen wilden Elch konnten wir auf der Fahrt sehen. Vielen Dank an den Busfahrer an dieser Stelle, ohne den die meisten den Elch wohl nicht gesehen hätten.

Ca. 9:20 Uhr kamen wir dann im Hauptcamp in Lennardsforts an. Da der Bus nach Glaskogen erst 11:30 Uhr gehen sollte, hatten wir noch etwas Zeit um frischen Kaffee und Tee zu geniesen.

Nach einer Stunde Fahrt serpentinenähnlicher Straßen durch die Wildnis von Schweden erreichten wir das Camp im Naturreservat Glaskogen. Leider wurde die Einweisung und Ausrüstungsausgabe nur von einer Mitarbeiterin von Scandtrack begleitet. Sie hat das gut geleitet, jedoch wäre es vielleicht besser, wenn noch ein zweiter Mitarbeiter mit anwesend wäre, um den Ablauf etwas zu verkürzen.

Ca. 15 Uhr waren wir dann endlich fertig mit beladen und konnten in See stechen. Im Vorfeld hatten wir uns vorgenommen, am ersten Tag gleich ein ganzes Stück zu fahren, um auf jeden Fall eine freie Hütte zu bekommen. Als wir dann jedoch fünf Minuten nach Abfahrt am Rastplatz 54 vorbeifuhren, entschlossen wir uns kurzerhand die erste Nacht gleich hier zu verbringen. Dort angekommen ordneten wir zunächst erst einmal unsere Sachen, da wir im Camp das meiste einfach in die Packsäcke geschmissen hatten. Auch verschafften wir uns einen Überblick über den Inhalt der drei Essenstonnen, die wir bekommen hatten. Ein ganze Menge! Damit war dann auch die Mission für diesen Urlaub klar. Am Ende durfte nichts von dem Inhalt weggeworfen werden.

Der Erste Abend wurde dann auch gleich mit dem ersten Angelerfolg gekrönt. Ein 50 cm Hecht. Wir genossen die Stille der schwedischen Wildnis und tranken unser erstes von sieben Sonnenuntergangsbieren. Am Lagerfeuer wurde dann der Hecht zubereitet. Einfach mit etwas Margarine und Zwiebeln anbraten – sehr lecker! So ging der erste Abend vorbei und uns erwartete eine kalte Nacht.

Tag 2 – Sonntag, 22.08.2021

In dieser Nacht schlief ich das erste Mal in einer Hängematte und, naja wie soll ich sagen, so der Traum war das jetzt nicht. Ich hatte mir aber auch nicht die beste Hängematte gekauft und der Schlafkomfort ließ etwas zu wünschen übrig. Man sollte sich auf jeden Fall etwas Ordentliches zulegen und eine passende Isomatte nehmen, wenn man vor hat mehrere Nächte darin zu schlafen. Zum Frühstück gab es dann Müsli mit Milch aus Magermilchpulver. Diese war auch nicht so die Beste aber eine andere Möglichkeit gibt es auf so einer Tour ja nicht. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen und fuhren Richtung Rastplatz 7. Uns wurde im Vorfeld bereits gesagt, dass bei diesem Rastplatz die Windschutzhütte abgebrannt sei. Das störte uns aber wenig, da wir alle ein Zelt dabeihatten und man durch die fehlende Hütte damit rechnen konnte, dass der Rastplatz frei ist. Als wir den Övre Gla passiert hatten mussten wir in Lennungshammer ein Stück mit dem Kanuwagen zurücklegen. Glücklicherweise waren wir dabei zu sechst und mussten die Kanus nicht entladen, um sie auf die Kanuwagen zu stellen. Da wir fast Windstille hatten kamen wir recht zügig voran und erreichten bald den Rastplatz. Dort angekommen bauten wir unser Lager auf und verbrachten den Nachmittag und Abend mit baden, Lagerfeuer und angeln. Leider fingen wie nichts. Die lag vermutlich daran, dass am Stora Gla, dem größeren der beiden Seen, die Ufer fast ausschließlich aus großen Steinen bestehen. Da sich die Fische aber meistens an bewachsenen Ufern und in Schilfnähe aufhalten, war die Erwartung auf Fangerfolg auch nicht so groß. Als es dunkel wurde verzogen wir uns auch schon bald in unsere Zelte. Wie spät das war kann ich leider nicht sagen, das wir uns darauf geeinigt hatten, so selten wie möglich auf die Uhr zu schauen.

Tag 3 – Montag, 23.08.2021

Im Vergleich zur vorherigen Nacht hatte ich diesmal sehr gut geschlafen. Die Hängematte hatte ich diesmal im Packsack gelassen und dafür ein Zelt aufgebaut. An das Magermilchpulver hatte man sich widererwartend schnell gewöhnt und so war das Frühstück sogar recht lecker. Bevor wir am Samstag im Camp gestartet waren, hatte uns die Mitarbeiterin von Scandtrack den Rastplatz 12 empfohlen, das dieser Wohl eine sehr schöne Aussicht hätte. Daher war unser Ziel für diesen Tag der Rastplatz 9. Da es auch an diesem Tag wieder windstill und warm war kamen wir, nachdem wir alles wieder zusammengepackt hatte nach kurzer Zeit schon am Rastplatz 12 an. Dieser Lag in einer langen Bucht mit ziemlich steilen Hängen. Die Hütte leg etwas 4 m über dem See und der Aufstieg dorthin war ziemlich steil und unwegsam. Mit der schönen Aussicht hatte die Mitarbeiterin von Scandtrack recht. Jedoch war der Platz in allen anderen Dingen ziemlich ungeeignet für eine Gruppe von sechs Personen. Um die Hütte herum gab es keine geeigneten Plätze, um ein Zelt aufzubauen und durch die Bucht gab es auch mehr Mücken als an den anderen Plätzen. Der Boden war von Wurzeln übersät, sodass man kaum, ohne zu stolpern, etwas schweres tragen konnte. Für zwei Personen mit nur einem Kanu ist dieser Rastplatz ganz OK, jedoch nicht für Gruppen, die definitiv nicht alle in einer Windschutzhütte Platz finden. Dementsprechend zündeten wir ein Feuer und kochten uns Nudel mit Tomatensauce und einer großzügigen Menge Zwiebeln zum Mittag und brachen nach einem kurzen Fresskoma in Richtung Rastplatz 10 auf. Leider waren beide Hütten an Rastplatz 10 besetzt und wir fuhren weiter zu Rastplatz 9. Glücklicherweise waren dort noch mehrere Hütten frei und wir suchten uns die mit dem besten Seeblick heraus. Dort angekommen begannen wir, nachdem wir unsere Sachen ausgepackt und aufgebaut hatten, damit, eine Schwitzhütte zu bauen. Wen interessiert, wie das funktioniert, kann sich das gern auf dem Youtube-Kanal von Fritz Meinecke selbst anschauen. Viel mehr geschah an diesem Tag dann nicht mehr. Lediglich meine Isomatte ging noch kaputt, was nicht besonders schön war. Ich hatte zwar Flickzeug mit, jedoch funktionierte das nicht so ganz wie ich mir das vorgestellt hatte.

Tag 4 – Dienstag, 24.08.2021

An diesem Tag war es nicht mehr ganz so windstill wie an den vergangenen Tagen. Der Wind blies aus Richtung Süden mit einem mittelmäßigen Tempo. Da wir die vergangenen Tage bereits jeden Tag zu einem neuen Rastplatz gefahren waren entschieden wir uns dazu, mal einen Tag an demselben Platz zu bleiben. Somit hatten wir Zeit für kleinere Projekte wie Schnitzereien, Feuer bohren und einen Katamaran bauen. Auch mit dem Essen probierten wir ein wenig herum. Neben einer Terence-Hill-Pfanne gab es Stockbrot mit Salami und Käse und als Höhepunkt frittierten wir Pommes in Margarine.

Tag 5 – Mittwoch, 25.08.2021

Über Nacht hatte die Windrichtung gedreht und noch etwas zugenommen. Auf dem See waren nun ziemliche große Wellen mit vereinzelten Schaumkronen zu sehen. Als Tagesziel hatten wir uns in Anbetracht des Windes Rastplatz 8 zum Ziel gesetzt. Das war nicht sehr weit weg, jedoch mussten wir bis dorthin gegen den Wind paddeln. In der großen Bucht, in der auf der anderen Seite unser Ziel lag, war in der eine große längliche Insel. Somit war die erste Etappe bis zur Insel recht schnell erledigt und wir machten eine kurze Pause, um mit dem Fernglas zu schauen, ob der Rastplatz überhaupt frei war. Offensichtlich war eine der beiden Hütten noch frei, so sah es zumindest aus. Auf dem zweiten Stück der Bucht, welches um einiges breiter war als das erste, waren Wind und Wellen noch ein Stück stärker als auf dem ersten Abschnitt. Wir dachten aber in diesem Moment nicht weiter darüber nach und starteten im Windschatten der Insel. Der Katamaran hatte mit den Wellen kein so großes Problem, da er ja nicht umkippen konnte. Lediglich musste regelmäßig das Wasser aus den Kanus geschöpft und gegen den starken Wind angekämpft werden. Laut Wetterbericht lagen die Windgeschwindigkeiten bei 20 km/h mit Böen bis 30 km/h. Das klingt erstmal nicht viel, aber ich kann sagen, dass es ausreicht, dass an bei vollem Kräfteeinsatz gegen den Wind nicht vom Fleck kam. Dementsprechend hatte es das Kanu, in dem ich saß, etwas schwerer. Wir liefen zwar nicht so schnell voll, jedoch war man ein wesentlich größerer Spielball von Wind und Wellen. Trotz, dass die Strecke nicht allzu lang war, bei Windstille hätte man vielleicht 15 min bei entspanntem Tempo gebraucht, schafften wir es in dem einzelnen Kanu nicht bis zu Rastplatz 8 zu gelangen, sondern mussten kurz vor dem Ziel abdrehen und wurden ein ganzes Stück mit dem Wind hart in eine kleine Bucht getrieben, die wir auch nur mit äußerstem Kraftaufwand gerade so sicher erreichten. Die anderen im Katamaran hatten es bis zum Rastplatz geschafft und wir verständigten uns per Telefon kurz, wo wir waren. Nachdem wir kurz gewartet und etwas kleines Warmes gegessen hatten fassten wir den Entschluss, alles nötigste einzupacken und zu Fuß über den Wanderweg um den See zu den anderen zu gelangen. An dem Dano angekommen mussten wir feststellen, dass beide Hütten doch schon besetzt waren. Also liefen zunächst einmal zwei von uns zurück und fuhren das jetzt leichter Boot am Ufer entlang zu uns. Selbst das war eine ziemliche Herausforderung und als sie ankamen hatten Sie knöcheltief das Wasser im Boot stehen, und das nur von den Wellen, die ins Boot geschwappt waren. Nachdem wir alles wieder verstaut hatten und die Boote wieder halbwegs trocken waren, fuhren wir noch ein kleines Stück im Windschatten einer Landzunge zu einer Insel, auf der wir die Nacht verbringen wollten. Normalerweise ist die in dem Naturschutzgebiet nicht erlaubt, jedoch hatten wir aufgrund der Größe unsere Truppe und des Windes keine andere Möglichkeit. Der Abend ging nicht sehr lang, da aller sichtlich von dem vergangenen Tag geschafft waren und außerdem hatten wir noch ein ganzes Stück bis zum Ausgangspunkt vor uns, was durch den Wind nicht unbedingt einfacher werden sollte.

Tag 6 – Donnerstag, 26.08.2021

Nach dem Standartführstück dieser Tour begannen wir unsere Sachsen zu packen und bereiteten uns auf die Weiterfahrt vor. Als ich nochmal auf mein Handy schaute bevor ich es wegpacken wollte sah ich, dass Scandtrack eine Nachricht geschickt hatte. Hier mal der Wortlaut:

Hej liebe Gäste auf Tour, Morgen soll der Wind nachlassen. Seid bitte vorsichtig und fahrt bei Nachlassendem Wind.

Eure Scandys

Nun ja, was soll ich sagen? Unsere Situation war die selbe wie am vorherigen Tag. Der Wind war immer noch so stark wie vorher und die Wellen waren fast noch mehr. An dieser Stelle würde vielleicht jeder normale Mensch sagen: „Ach komm, wir warten noch ein bisschen ab, vielleicht wird der Wind ja bald weniger.“ In diesem Punkt sind wir wohl keine normalen Menschen. Dementsprechend haben wir unsere Sachen fertig gepackt und sind losgefahren. Nach der Überquerung von zwei kleineren Buchten machten wir an einer Windstillen Stelle kurz Pause. An diesem Punkt waren auf dem See Wellen mit einer Höhe von mindestens 1 m Unterschied zwischen Wellenberg und Wellental zu sehen! Nach der kurzen Pause stachen wir wieder in See. Zunächst wurde das erste Boot von allen ins Wasser geschoben und festgehalten, da man sonst bei den Wellen nicht sicher einsteigen konnte. Als das Boot losgefahren war kam unser Boot an die Reihe. Als wir ein paar Meter vom Ufer entfernt waren hörte ich einen lauten Schrei vom Ufer. Was mein Bruder da gerufen hat weis ich leider nicht mehr aber als ich zu ihm schaute zeigte er ganz hastig aufs Wasser und als ich selbst hin schaute wurde mir klar, warum er mich so anschrie. Das erste Kanu war von einer Welle getroffen worden und gekentert. Geistesgegenwärtig änderten wir unseren Kurs und versuchten an das noch schwimmende aber extrem schief liegende Kanu heranzukommen. Gar nicht so einfach bei den Wellen. Nach dem zweiten Versuch hatten wir uns parallel vor das Kanu gesetzt und konnten alles Schwimmende in unser Kanu ziehen. Wir banden das Kanu mit den Stricken an unseren und zogen es an Land, während die beiden Gekenterten an Land schwammen. Das gekenterte Kanu war fast vollständig mit Wasser gefüllt und schwamm nur noch gerade so. Das dritte Kanu, welches zum Zeitpunkt der Kenterung noch an Land war, hatte alles aus dem Boot geworfen und fuhr mit dem leeren Kanu hinterher und sammelte alles ein was nicht mehr in unserer Reichweite war. Nachdem sie zwischendurch an Land waren und wieder losfahren wollten, kenterten sie selbst bei zu hastigen losfahren. Sie konnte sich jedoch aus eigener Kraft retten und das Kanu war glücklicherweise schon leer.

Nun standen wir da, vier Leute komplett Nass im kalten Wind im absoluten Niemandsland mit sehr schlechten Gegebenheiten, um ein Lager aufzubauen. Zunächst schauten wir war wie alles verloren hatten. Ein Kanuwagen, der auf dem Boot lag und nicht befestigt war untergegangen. Außerdem eine graue Kiste mit Ausrüstungsgegenständen und zwei Ponchos waren untergegangen. In der Grauen Kiste befand sich ein Schneidbrett, Seile, ein Kochset mit beiden Topfgriffen, eine Klappsäge und noch ein paar kleinere Gegenstände. Später fanden wir am Ufer dann noch ein paar Feuerzeuge, eine Wasserflasche, eine Tüte, zwei Badeschlappen und ein Wasserkanister wieder. Nachdem wir ein ganzes Stück die Umgebung nach einem geeigneten Lagerplatz mit Feuermöglichkeit zum trocknen vergeblich durchsucht hatten, entschlossen wir uns, mitten im Wald ein tiefes Loch zu graben und mit Steinen auszufüllen, um ein kleines Feuer zu machen. Glücklicherweise hatten wir einen Forstwirtschaftsstudenten im letzten Semester dabei, wodurch wir wussten, worauf wir achten mussten, um keinen Waldbrand oder Wurzelbrand zu verursachen. Mit Planen spannten wir uns einen Windschutz auf, der gleichzeitig auch als Schlafunterstand diente. Da der Boden in dem Wald ziemlich weich war, konnten wir uns zum Schlafen einfach eine halbwegs ebene Stelle suchen, um uns mit dem Schlafsack hinzulegen. Da wir ziemlich geschafft von dem Tag waren und am nächsten Morgen früh los wollten stellten wir uns einen Wecker auf 6:00 Uhr und gingen bereits 21:30 Uhr ins Bett. In diesem Moment kam uns das nicht zeitig vor, da wir sowieso kaum ein Zeitgefühl in diesem Urlaub hatten. Laut dem Wetterbericht sollte der Wind am nächsten Tag abnehmen, wodurch wir zuversichtlich waren, dass wir es noch rechtzeitig zum Ausgangspunkt schaffen würden.

Tag 6 – Freitag, 27.08.2021

Am nächsten Morgen war das Erste, was ich tat, zum Wasser zu gehen und zu schauen, ob Wind und Wellen weniger geworden waren. Tatsächlich war eine Besserung zu erkennen, jedoch war es immer noch eine Herausforderung. Aus diesem Grund wollten wir noch etwas warten und sehen, wie sich die Wetterlage entwickelte. Wir nutzten die Zeit, um Pancakes zu machen und noch etwas auszuruhen. Außerdem fischten wir noch ein paar verlorene Gegenstände aus dem Wasser, die der Wind über Nacht noch an Land gespült hatte. Laut dem Wetterbericht hatten wir zu diesem Zeitpunkt Windgeschwindigkeiten von ca. 15 km/h und erst am späten Abend sollte der Wind auf unter 10 km/h abflauen. Da wir in diesem Moment nicht so richtig wussten, was wir machen sollten, riefen wir die Auskunftsnummer von Scandtrack an und schilderten unsere Situation in der Hoffnung, dass sie noch einen anderen Lösungsansatz wussten. Leider war das Einzige, was sie uns sagen konnten, dass wir, wenn wir es nicht rechtzeitig zum Ausgangspunkt schaffen sollten, uns ein Taxi an der nächstmöglichen Straße rufen sollten. Naja, für sechs Leute mit drei Kanus würde das wohl nicht ganz preiswert werden und so suchten wir selbst nach anderen Möglichkeiten. Gegen Mittag hatte der Wind dann so weit abgenommen, das auf dem See kaum noch Schaumkronen zu sehen waren und die Wellen auch nicht mehr ganz so hoch waren. Die Umtragestelle in Lennungshammer sollten wir also auf jeden Fall erreichen. Also packten wir unsere Sachen wieder zusammen und trugen alles inklusive der Boote über die Landzunge, auf der wir gestrandet waren, da sie zum einen nicht sehr groß war und auf der anderen Seite eine Windstille Bucht war, von der man entspannt losfahren konnte. Zunächst wollten wir Rastplatz 7 ansteuern. Als wir jedoch auf Höhe des Rastplatzes waren entschieden wir uns noch weiterzufahren, da die Wellen und der Wind mittlerweile so abgenommen hatten, dass man im Vergleich zu den vorherigen Tagen relativ entspannt fahren konnte. Man konnte mit etwas Übung sogar fast parallel zu den Wellen fahren. Also fuhren wir gleich zur Umtragestelle durch.

An dieser Stelle möchte ich gern einmal ein paar Hinweise für das Paddeln bei starkem Wind und Wellen loswerden:

Grundsätzlich sollte man, wenn die Wellen schon Schaumkronen schlagen, gar nicht fahren und lieber warten. Übermut tut selten gut. Das haben wir zumindest erfahren. Sollte man jedoch ungewollt mal in eine solche Situation kommen, dann sind hier ein paar Tipps:

Schwere Sachen am besten vorn im Boot verstauen. Die führt dazu, dass der Wind das Heck des Bootes in den Wind dreht. Das macht es leichte, wenn man mal korrigieren muss, wenn eine große Welle im Anmarsch ist.

Wenn man schräg gegen den Wind paddelt, sollte der Vordermann grundsätzlich auf der Windabgewandten Seite des Kanus paddeln. Sollte man mal schnell in den Wind drehen müssen, paddeln dann gleich beide auf der richtigen Seite.

Bremsen zum Lenken bringt nichts. Wenn man gegen den Wind fährt, kann man davon ausgehen, dass man nicht sehr schnell fährt. Somit ist es viel effektiver beim Paddeln ständig die Seite zu wechseln als auf einer Seite immer zwischen Bremsen und Gas geben zu wechseln.

Man sollte sich in Ufernähe halten. Zum einen können die Sachen beim Kentern nicht so tief sinken und man kann sich selbst schneller retten. Jedoch sollte man aufpassen, dass man nicht zu nahe am Ufer fährt, sodass man gerade bei steinigem Ufer nicht gegen Felsen gedrückt zu werden.

Als wir dann an der Umtragestelle angelangt waren fuhren wir zuerst zwei Kanus zu Einsetzstelle und liefen mit einem Wagen zurück, um das dritte Kanu zu holen. Einen Kanuwagen hatten wir ja verloren. In dem unteren Teil des Övre Gla hatten wir nahezu Windstille, da dort die Ufer nicht weit auseinander waren und der Wald einen guten Windschutz abgab. Erst als wir Rastplatz 26 passiert hatten öffnete sich der See und der Wind nahm wieder zu. Wir rasteten kurz auf einer Insel, die wir auch Toiletteninsel nannten, da auf der Insel nicht zu finden war außer einem Toilettenhäuschen. Von dort schauten wir mit dem Fernglas, ob Rastplatz 53 frei war. So wie wir es sehen konnten war dort niemand und wir brachen in die Richtung auf. Glücklicherweise war die Hütte auch leer, darin lagen sogar noch zwei Packungen Cornflakes und drei Packungen Milchpulver. Das brauchten wir zwar nicht, aber wenigstens hatte es jemand ordentlich hingelegt, sodass eventuelle Wanderer sich das noch hätten nehmen können. Nun konnten wir uns endlich wieder unsere Mission widmen, der Essenstonne. Da wir in den vergangenen zwei Tagen nicht wirklich Zeit dazu hatten, uns kulinarisch auszuleben, hatten wir noch etwas vor uns. Leider waren wir dann doch zu müde, denn man hätte wirklich den ganzen Abend bis in die Nacht hinein damit zubringen müssen, Essen zu machen und zu verspeisen. Gefühlt gingen wir auch diesen Abend wieder früh ins Bett. Ob das wirklich so war weiß ich nicht, da ich absolut kein Zeitgefühl mehr hatte. Nur einer stellte sich einen Wecker auf 5:30 Uhr, dass es von Rastplatz 53 bis zum Ausgangspunkt noch ein ganzes Stück war.

Tag 7 – Samstag, 28.08.2021

Erste Erkenntnis dieses Tags war, dass man durchaus zu sechst in einer Windschutzhütte übernachten kann. Zumindest mal eine Nacht. Nach dem Frühstück hieß es dann wieder zusammenpacken und wir machten uns auf den Weg zum Ausgangspunkt. Bis 10 Uhr sollten wir dort sein. Die Entfernung zum Ausgangspunkt war länger als wir dachten doch das Wetter lies zu, dass wir recht gut vorankamen. Es ging zwar noch Wind und Wellen gab es auch noch, aber diese stellten für uns jetzt kein Problem mehr dar. Es hat sogar fast ein bisschen Spaß gemacht bei dem vorhandenen Wellengang zu fahren und mit geänderten Besatzungen fühlten wir uns auch wesentlich sicherer. Im Camp kamen wir ziemlich pünktlich an. Die meisten waren schon da, aber wir hatten trotzdem noch genug Zeit unsere Sachen auszupacken und zu ordnen. An diese Stelle möchte ich der freundlichen Mitarbeiterin im Camp danken die mit unseren Verlusten sehr kulant umgegangen ist. Nichtsdestotrotz haben wir Ausrüstung im Wert von ca. 220 Euro verloren. Wären wir nicht zu sechst, so wäre das wesentlich schlimmer gewesen. Nachdem wir alles Sachen abgegeben und unsere Sachen eingepackt hatten warteten wir nun auf den Bus, der uns zum Hauptcamp in Lennardsforts bringen sollte. Aus der Fahrt dorthin hat man dann sichtlich die Anstrengung der letzten Tage gemerkt, da sich fast jeder unserer Gruppe während der Busfahrt erstmal ein Nickerchen gönnte. 14:30 Uhr kamen wir dann im Hauptcamp an. An der Infotafel informierten wir uns, dass unser Bus um 18:50 Uhr abfahren sollte und um 16:00 Uhr das Testcenter im Hauptcamp öffnen würde. Wir entschieden uns dazu, noch einmal einen Abstecher in den Ort zu machen und in einem Restaurant Lebensmittel für die Fahrt zu kaufen. Wir nutzten in diesem Zuge auch gleich die Gelegenheit und bestellten uns dort einen schönen Burger mit Pommes. Sehr zu empfehlen! Pünktlich um 16:00 Uhr waren wir dann wieder im Camp und stellten uns am Testzentrum an. Da im Camp ziemlich viele Leute waren dauerte dies ein Weile, aber wir hatten ja Zeit. Die restliche Zeit verbrachten wir mit Kartenspielen und lesen. Zum Abschied gab es noch eine schöne Verabschiedung der Campleiterin und so fuhren wir wieder in Richtung Heimat.

Tipps und Erfahrungen von der Reise:

Nehmt euch für den Bus am besten ein Nackenkissen mit. Für mich war es sehr schwer im Bus zu schlafen und ein Nackenkissen hätte die Sache vermutlich etwas einfacher gemacht.

Plant euere Routen am besten flexibel. Da man nicht allein auf dem See unterwegs ist und auch andere Gruppen mit Kanus unterwegs sind sollte man seine Route mit Alternativen planen. Es kann immer sein, dass der angestrebte Rastplatz bereits belegt ist.

Unterschätzt das Paddeln nicht. Wenn man gut vorankommen will, sollte man nicht nur so dahin treiben und vor allem bei Wind kann das schon mal schnell anstrengend werden. Nach dem dritten Tag Wind hatte ich das echt gemerkt, dass mir langsam die Kraft ausgeht. Muskelkater hatte ich zwar nicht, es ist ja auch mehr eine Ausdauersache.

Es macht Sinn sich selbst noch ein kleines Beil oder ein großes Messer mitzunehmen. Zwar gab es bei jedem Rastplatz gehacktes Holz, jedoch sind die Stücken recht groß und es ist sehr schwierig damit ein Feuer anzubekommen.

Am Anfang sollte man die Ausrüstung, die man bekommt, auf jeden Fall anhand der Stückliste prüfen, sonst kann es bei der Abgabe zum Schluss schnell zu Missverständnissen kommen. Bei uns hatten beispielsweise am Anfang Schneidbretter gefehlt, die uns erst aufgefallen waren, als wir die Ausrüstung noch einmal explizit mit der Materialliste überprüft hatten.

Schaut so wenig wie möglich auf die Uhr. Es ist eine sehr interessante Erfahrung einfach mal ohne Uhrzeit zu leben. Man kann viel besser abschalten und der Alltag wird ungemein entschleunigt.

Nehmt ein Sitzkissen für das Kanu mit. Die sitze sind zwar mit einem kleinen Polster versehen, jedoch ist ein einfaches Sitzkissen echt Gold wert. Außerdem kann man das auch anderweitig noch benutzen.

Alles nochmals in wasserdicht Tüten verpacken. Einer der Packsäcke, die bei der Kenterung ins Wasser gefallen waren, sind nicht ganz dicht gewesen und die Klamotten war etwas nass.

Abschluss

Trotz, dass unsere Tour vielleicht nicht ganz so reibungslos verlaufen ist, wie wir es uns vorgestellt hatten, würde ich diese Tour jederzeit wiederholen. Man kann einfach mal komplett abschalten vom Alltag und kommt mit ganz anderen Problemen in Berührung. Man kann ungestört die unberührte Schöpfung bewundern und einfach mal Abstand von den alltäglichen Sorgen und Problemen nehmen und den Kopf wieder frei bekommen. Ich habe auf unserer Tour deutlich gespürt, dass wir Menschen vielleicht doch nicht die Höchsten Wesen in der Natur sind, sondern dass es da noch jemand Größeres gibt, der es gut mit uns meint, auch wenn wir es auf den ersten Blick vielleicht nicht so sehen.

LG Paul

Autor: Paul Moritz S., 04. Oktober 2021