Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Marius B., 31. Juli 2017
Tidan und Straken – 8 Tage unter Männern

Mein Kumpel Uwe und ich sind alte Scandtrackies. Jahre dabei. Fast alles gesehen. Nordmarken/Foxen, Glaskogen in der Gruppe und auf Eigene Faust. Diesmal sollte es etwas Neues sein. Kanufahren auf dem Fluss. Abenteuer auf dem Tidan. Und als Dritten im Boot haben wir Uwe´s Bruder, den Dirk, geholt.

 Mein kurzes Fazit vorab: Der Tidan ist anstrengend (viele Umtragen), umständlich (eigene Anreise und Verpflegung sowie Zelt, keine Nothütte) und für Einsteiger und gesellig ausgelegte Naturmenschen weniger geeignet. Er belohnt jedoch mit einer malerischen und naturbelassenen Flusslandschaft, die sogar das landschaftlich sehr schöne Glaskogen in den Schatten stellt.

 Zur Reise: Los ging es in Paderborn bei Uwe. Sein Navi wies uns den Weg. Und führte uns über eine lange Brücke mit wunderschönem Ausblick, die Dänemark und Schweden auf dem Landweg verbindet. 60 € kostete der Ausblick. Die Reisekasse war geplündert. Mein Tipp: Im Navi Fährverbindungen aktivieren, Mautstrassen deaktivieren. Dann nimmt man auch die Fähre, für die man von Scandtrack Vouchers bekommt und umschifft die Brücke.

 12 Stunden später waren wir in Kyrkekvarn. 2 deutsche Mädels waren auch grad da. Ihre Tour ging zu Ende. Unsere begann. Wir kamen ins Gespräch. Und ein netter erster Abend nahm seinen Ausklang. Wie sich später herausstellte, auch unsere einzige Bekanntschaft auf dieser Tour.

 Am nächsten Morgen ging es los. Eine Kombo sollte es sein. See Straken und Fluss Tidan, das beste aus beiden Welten. Eine Hommage an Dirk, der uns zum ersten Mal begleitet.

 Los fuhren wir zum Straken. Der Flusslauf schlängelt sich durch die Landschaft. Vorbei an typisch schwedischen Wochenendhäuschen bis sich der Blick auf den See öffnet. Nach 2 Stunden Rast auf einer Insel: Kaffee und ein Süppchen. Ab in die Hängematte oder an die Angel - mit Wurm. Kleine Plötzen und 2 grosse Bleie waren der Lohn. Alle durften weiterschwimmen. Weiter ging es in einer schönen Seenlandschaft (vergleichbar mit dem Foxen). Unser Kanuplatz nur schwer zu finden. Karte raus. Und da war er. Versteckt und kaum zu Entdecken. Nächstes Erstaunen: Holz und Feuerstelle sind da, Toilette auch. Aber wo ist die Nothütte, die wir vom Foxen kennen? Eine solche haben wir auf keinem der Plätze (weder auf dem Straken noch im Tidan) gefunden. Egal: Zelte raus, Holz gesägt und gehackt sowie Feuer gemacht. Windig und mit einem fantastischen Sonnenuntergang geht der Tag zu Ende. Die erste Nacht in der Wildnis. Schlafen ist schwierig. Die Isomatte zwickt und die hellen Nächte tun ihr Übriges.

 Übermüdet starte ich in den Morgen. Müsli und angeschüttelte Milch sowie frisch gebrühter Kaffee strecken die Glieder. Der Tag führt uns weiter südlich auf dem Straken. Abwechslungsreich, mal bewohnt, mal einsam gibt sich der See. Windig und sonnig zugleich. Die Angelroute raus. Der aufkommende Wind macht das Paddeln schwer. Ich fahre allein und komme nur langsam voran. Wir rasten auf einem Platz vor dem gesteckten Ziel. Und entscheiden spontan zu bleiben. Dirk schnitzt sich einen Löffel. Und Uwe gibt Annekdoten und Witze zum Besten. Nicht Jugendfrei. Männergespräche.

 Über Nacht frischt der Wind nochmals auf. Wir wollen zurück zum Camp. Der Tidan ruft. Wellen peitschen über den langgestreckten See. Sportliche Höchstleistungen sind gefragt. Erschöpft, aber glücklich schaffen wir die 2 Etappen der Hintour an einem Tag. 20 Uhr zurück im Camp. Nudeln mit Tomatensauce und ne Tasse Jägermeister gabs zum Lohn.

 Der nächste Morgen ist wolkenfrei. Windig zwar, aber auf dem verwinkelten Tidan eher angenehm als störend. Vor uns schiffen etliche Schweden ein. Ein Unternehmensevent als Kanu-Schnipseljagd. Ein stämmiger Mann mit gut 3 Zentner testet die Tragkraft des Kanus. Es sackt bedrohlich ein und hebt die vor ihm sitzende, schlanke Frau fast katapultartig aus dem Wasser. Ein göttlicher Anblick.

 Wir fahren 15 Minuten später los. Wollen die Landschaft in Ruhe geniessen. Schlängelnd, immer wieder von umgefallenen Baumstämmen unterbrochen, windet sich der Tidan durch die Landschaft. Bis wir an der 1. Umtrage – einer historischen Mühle – die Schweden hinter uns lassen. In dem Naturschutzgebiet danach zeigt sich der Tidan von seiner schönsten Seite. Malerisch und naturbelassen. Bei strahlendem Sonnenschein. Wir kommen aus dem Staunen kaum raus und paddeln nur langsam. Saugen die Idylle in uns auf. Für mich landschaftlich die Nr. 1 auf all meinen Scandtrack-Touren. 

 Mittag ist angesagt. Da weist ein Schild zu einer Hütte. Kaum erkennbar, mitten durchs Schilf. Eine Hütte, die für Reitausflüge genutzt wird. Gerade unbenutzt, mit Bank und Tisch. Essen und Kaffee gemacht. Haribos raus. Und einfach nur die Seele baumeln lassen.

 An der nächsten Umtrage, gleich hinter einem kleinen See, schlagen wir das Lager auf. Zelte raus, Feuer an. Eine Ringelnatter sonnt sich auf dem Weg. Dirk und ich gehen angeln. Viele Fische. Nur zu klein für den Topf. Aber Uwe hat schon Bratkartoffeln mit Speck gemacht. Dazu Stockbrot überm Feuer. Und der Abend ist gerettet. 

 Am nächsten Morgen ist es kühler und wolkig. Wir folgen dem Fluss, der sich immer noch malerisch durch die Landschaft schlängelt. Kurz danach schon die nächste Umtrage. Wir müssen 100m bergauf und anschliessend auf einer Art Holzbobbahn zurück in den Fluss. Ein Reh beobachtet uns nur wenige Meter entfernt. Komisch diese Zweibeiner.

 Gemeinsam ist das Packen und Einsetzen schnell geschafft. Schmal und schilfbewachsen geht es weiter. Seerosenteppiche unter der Wasseroberfläche. Der Fluss wird etwas breiter und vereinzelt tauchen die ersten Häuser auf. Die nächste Umtrage wartet. Mehrere km Fussweg auf einer wenig befahrenen Strasse stehen uns bevor. Das Einsetzen gestaltet sich schwierig. Und der Fluss wird plötzlich reissend. Baumstämme sperren den Weg. Ein Durchfahren unmöglich. Das Wasser presst uns gegen die Stämme. Wir steigen aus und zirkeln die Kanus durch die Engstelle. Geschafft. Nun wird es wieder ruhig. Ich scheuche ein paar Enten mit ihren Jungen auf, die wild flatternd vor dem Kanu flüchten. Bis zu einem mittelgrossen See, an dem ich meinen Schweden-Geheimköder (einen Keitech Easy Shiner in der Farbe Ayu) ausprobiere. Jeder Wurf bringt einen Biss. Barsche in etwa 25cm Grösse. Die jagen im Rudel. Schade, gerade zu klein für den Grill. Mit 15 Uhr ist es auch schon spät fürs Mittag. Dirk und Uwe drängeln. Und wir steuern den Kanuplatz am See an.

 Der Weg zum Platz geht bergauf. In einer leichten Senke, windgeschützt, vom Wasser kaum zu entdecken. Es gibt ein schnelles Mittag. Schnitten gegen den knurrenden Bauch. Und wir entscheiden uns aufgrund der guten Fischgründe zu bleiben. Die Zelte überm Wasser aufgebaut, mit herrlichem Blick auf den See. Wir machen Feuer. Der Wind flaut ab. Die Wolken lichten sich. Ich will mein Angelglück noch einmal probieren. Raus auf den See. Das Wasser ist fast spiegelglatt. Die Fische lassen sich Zeit. Nur ein Barsch. Und ich habe den See fast umrundet. Aber der Anblick der auf dem Wasser spiegelnden Sonne entschädigt. Einfach wunderschön. 

 Dann surrt die Schnur in flacherem Gewässer. Ein Hänger? 5 Minuten kämpfe ich mit dem Fisch, der immer wieder mehrere Meter Leine nimmt. Dann zeigt sich ein 80er Hecht an der Wasseroberfläche. Zu gross und zu schön für die Pfanne. Er darf weiterschwimmen. Kurz darauf winkt Dirk vom Ufer – Abendbrotzeit. Ich will gerade die Angel einholen. Da kracht es ein weiteres Mal. Ein kleinerer Hecht, der den Köder bis in den Magen geschluckt hat. Der passt genau zum Abendbrot. Mit Fisch und Stockbrot lassen wir den Abend ausklingen. Ein schöner Urlaub.

 Der nächste Morgen graut. Unser letzter Tag bricht an. Wir prüfen die Karte. Der Flusslauf vor uns wird deutlich bewohnter. Wir entscheiden uns einen weiteren Tag am Platz zu bleiben. Dirk und ich paddeln noch zur nächsten Umtrage. Dort werden wir Morgen abgeholt. Dann noch eine Angelrunde um den See. Und 3 Barsche (davon einer über 40cm) liegen in unserem Boot. 

 Der Abend hingegen wird ungemütlich. Es beginnt zu regnen bis sich wahre Sturzfluten über uns ergiessen. Wir pausieren im Zelt. Das Feuer ergibt sich zischend seinem Schicksal. Mein Zeltboden ist undicht. Wasser drückt nach oben. Dirk flüchtet in Uwe´s Zelt. Dann lässt der Regen nach. Die Fische kommen aufs neu gemachte Feuer. Die Nacht bricht über uns herein. 

 Der nächste Morgen ist stürmischer als je zuvor. Hohe Wellen türmen sich auf dem kleinen See. Wir verbringen den Vormittag am Platz. Dann geht es auf dem See gegen wilde Wellen und im ruhigen Fahrwasser des Flusses die letzten Kilometer zur Umtrage. Dort legen wir uns mit den letzten Haribos in die Sonne. Das Shuttle vom Camp kommt überpünktlich. Ein paar Worte auf Englisch mit dem Fahrer und wir sind zurück am Ausgangspunkt. 

 Den Abend geniessen wir nochmals in vollen Zügen. Die letzen Kartoffeln werden frittiert. Stockbrot gegrillt. Vorräte aufgebraucht. Und jeder lässt auf seine Weise die Reise Revue passieren. 

 Eine der schönsten Kanutouren unserer letzten Jahre geht zu Ende.

Autor: Marius B., 31. Juli 2017