Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

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Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Julia R., 07. November 2023
Unsere Reise ins Naturparadies am Foxen

Warum nimmt man eigentlich über 20 Stunden Anreise auf sich, wenn man am Ende auf einer verregneten Wiese am Waldrand steht und nicht auf einem Traumstrand mit weißem Sand, Palmen und Cocktails? Die wunderbare Weite der Natur Schwedens, die nie versiegende Quelle an frischen Beeren und das Geräusch des Windes, der den Geruch von Wald und See mit sich bringt, haben diese Frage für uns sehr schnell beantwortet. 

Die Anreise ist wirklich lang. Zwischen Süddeutschland und Lennartsfors liegen ziemlich viele Kilometer, und auf die Pünktlichkeit der deutschen Bahn angewiesen zu sein, um den Bus zu erreichen, trägt nicht gerade zu einem entspannten Urlaubsbeginn bei. Umso größer ist unsere Erleichterung, als wir es zum Einstiegspunkt in Frankfurt geschafft haben. Zu unserer Überraschung geht die Zeit im Bus viel schneller vorbei als gedacht. Kaum haben wir richtig angefangen zu reden, Karten zu spielen, zu schlafen und zu essen, sind wir schon in Schweden. Der Blick aus dem Fenster weckt die zwischenzeitlich kurz eingeschlafene Vorfreude sofort wieder. Die Wälder, Felder und roten Häuser strahlen schon am Straßenrand das einzigartige Gefühl von Schweden aus. 

Dann wird die Straße zum Sträßchen, und schließlich zur Schotterpiste. Wir sind da, mehrere andere Busse und der Regen auch. Das Scandtrack Basiscamp ist von Wald umrahmt und begrüßt den erschöpften Reisenden mit Kaffee, Keksen und netten Mitarbeitern. Nach etwas Wartezeit – es müssen schließlich eine Menge Leute mit ihrer Ausrüstung, ihrem Ferienhäuschen oder ihrer Weiterfahrt versorgt werden – haben wir den Schlüssel für unser Häuschen in der Hand. Ferienhäuschen am Foxen nennt es sich. Und tatsächlich, das Häuschen liegt nur wenige Meter vom Seeufer entfernt. In der gemütlichen kleinen Hütte, die mit einer Terrasse mit Seeblick ausgestattet ist, stehen bereits unsere Ausrüstungspakete und die Provianttonnen bereit. Ganz oben drauf: drei Kohlköpfe. Zum Glück sind noch jede Menge andere Sachen in den Tonnen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, geht es gleich los in den Wald. Der Wald ist so schön und voll mit Blaubeeren, dass der Regen gar nichts mehr ausmacht. Abends holen wir noch unser Kanu und eine Kanueinweisung ab. Wir sind gerüstet voller Vorfreude für die Woche, die vor uns liegt. 

Eine positive Überraschung gleich am Anfang: Der Campingplatz, der direkt neben dem Ferienhäuschen liegt, hat richtige Toiletten und Duschen. Die Definition von Luxus verschiebt sich, wenn man sich auf Plumpsklos und Seeduschen eingestellt hat. 

Tag zwei ist noch etwas regnerisch, daher planen wir nicht direkt eine große Kanutour ein. Ein kurzer Spaziergang zum Wald, schon haben wir Schüsseln voller Heidelbeeren und Himbeeren für das Frühstück gesammelt. Dann geht es am See entlang nach Lennartsfors, um ein Café zu finden, in dem es Zimtschnecken gibt. Am Abend können wir sogar schon unsere erste Runde mit dem Kanu drehen und sind sofort angefixt. Es macht richtig Spaß, über den See zu paddeln und die Landschaft am Ufer zu bewundern.

Am dritten Tag gehen wir wandern, auf der Suche nach einem Hexenhaus. Zugegeben, das Haus, das übrigens Bråten heißt, hat wenig mit einem Lebkuchenhaus zu tun. Es handelt sich um ein seit vielen Jahren verlassenes Haus mitten im Wald. Alles ist noch so, wie die letzten Bewohner es zurückgelassen haben. Etwas gruselig ist das schon, doch durch die Räume zu laufen, in die Schränke zu schauen und die alten Fotos an den Wänden zu betrachten ist auch wahnsinnig spannend. Eine Zeitkapsel mitten im Wald. Auf der weiteren Wanderung finden wir alle paar Meter einen neuen Grund zum Staunen. Die Landschaft, die Schmetterlinge, die Heidelbeeren, die Flechten, die Farne, die Ruhe, einfach alles ist wunderbar.

Zwischen Wanderungen und Kanufahrten bekommt man ganz schön Hunger. Die Proviantpakete geben eine Menge leckerer Gerichte her. Schoko Porridge mit frisch gepflückten Beeren, Pizzataschen, sogar ein Apfelkuchen aus dem Kochtopf (ja, das geht!) und noch viele weitere feine Mahlzeiten bereiten wir damit zu. Die drei Kohlköpfe verstehen wir als Herausforderung. Doch können wir nur einen davon besiegen und müssen die verbliebenen zwei wieder zurückgeben. Wer will schon jeden Tag Kohl?

Am Tag vier ist es soweit: das Kanu ist mit Zelt, Ausrüstung und Essen vollgepackt und dann geht die große Tour los. Das Ziel: Norwegen. Zugegeben, das klingt sehr viel weiter als es ist. Einen Abstecher machen wir noch zum Autofriedhof von Båstnäs. Hier liegen hunderte alte Autos mitten im Wald, verrostet und überwuchert. Mal wieder etwas gruselig und spannend zugleich. Gruselig und spannend ist dann auch das letzte Stück Weg zur Insel Trolløya, über die die schwedisch-norwegische Grenze verläuft. Wind und Wellen bringen uns fast dazu, unser Vorhaben aufzugeben, aber die Sturheit und der Wunsch, hinterher erzählen zu können, dass wir bis nach Norwegen gepaddelt sind, sind stärker. Auf der Insel angekommen, stellen wir fest, dass die norwegische Seite nicht wirklich anders aussieht als die schwedische. Keine Berge, Fjorde und Trolle in Sicht. Schade. Für die Übernachtung suchen wir uns eine Bucht nicht weit von der Insel entfernt. Der Platz ist perfekt, wunderschöne Natur, wo man auch hinschaut, und keine weitere Menschenseele in Sicht. Und einen herrlichen Sonnenaufgang am nächsten Morgen. 

Auf dem Rückweg zum Ferienhäuschen freuen wir uns auf unsere bequemen Betten und die kommenden Tage voller kleinerer Kanutouren, Wanderungen, Beeren, Sonnenuntergänge und Ruhe. 

Der letzte Tag bringt noch einige ganz neue Eindrücke. Nachdem wir unser Ferienhäuschen und Kanu schweren Herzens abgegeben haben, geht es zu Fuß zu Gittas Verkstad. Gitta lebt mit ihrem Mann in Lennartsfors auf einem wunderschönen Hof. In ihrem Atelier webt sie, näht, stellt Schmuck und noch viele weitere kleinere und größere Kunstwerke her. Es gibt viel zu bestaunen. Bei einer ofenfrischen Zimtschnecke, Kaffee und Tee haben wir ein spannendes Gespräch über ihr Handwerk, ihren Lebensweg und das Leben in Schweden. Eine Kirche in der Nähe wird auch noch bestaunt, und dann geht es schon zurück ins Scandtrack Camp. 

Unser Bus fällt wegen eines technischen Defekts aus, doch das Scandtrack Team organisiert erstaunlich schnell einen Plan B, der am Ende alle an ihr Ziel bringt. Und so sitzen wir im Bus und fahren wieder zurück in den Süden, um den Freunden und der Familie daheim von unserer Reise zu erzählen und sie mit den Fotos neidisch zu machen. 

 

Autor: Julia R., 07. November 2023