Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Andreas I., 22. Oktober 2024
Von Sonne bis Regen: Kanu-Trip mit Straßenhund

Während unsere Freunde sich aus Deutschland mit Nachrichten wie „Alter, es ist so heiß grad“ meldeten, hatte es angenehme 20 Grad als wir am 17. August 2024 im Höglund Camp in Årjäng ankamen. Die Sonne schien und wir doch ein wenig aufgeregt, wie das wohl werden würde: Sieben Tage im Zelt und auf dem Wasser – zusammen mit unserem kleinen Mischlingshund Mila. Vor gut fünf Jahren hatten wir sie aus Rumänien mitgebracht. Seitdem hat sie mit uns schon viel erlebt: Auf die 1.000 Höhenmeter-Wanderung in Kärnten, eine Kunstausstellung in London und ein Skateevent in Holland sollte nun also noch ein Kanutrip in Schweden folgen.

 

Tag 1: Zuerst hieß es Equipment abholen: Andi und ich, Annalena, waren echt beeindruckt, wie gut alles organisiert war: Vom Zelt über den Sack mit Holz bis hin zum Kanuwagen hatten wir bald alles zusammen und reihten uns ein, um sobald wie möglich aufs Wasser zu kommen. Als rumänischer Straßenhund ist Mila einiges gewohnt, aber so viele Menschen, Gepäck und dann noch die Kanus: da wurde der ein oder andere schon mal mit einem lauten Bellen „begrüßt“ oder eher in die Schranken gewiesen. Bei schönstem Sonnenschein ging es dann los – das Paddeln lief super. Nur Mila war durch die Strapazen der Anreise ganz schön unruhig. Deshalb entschieden wir uns nach rund 20 Minuten Kanufahrt die erste Nacht an einem nahen Platz zu verbringen. Und ganz ehrlich: Besser hätten wir es kaum treffen können. Unser Zelt konnten wir windgeschützt in einem kleinen Waldstück aufbauen, nur wenige Meter entfernt hatten wir eine kleine Bucht mit Sand. Während wir uns ums Abendessen kümmerten, kuschelte Mila sich in der Sonne in ihren Schlafsack (ein umgenähter Kinderschlafsack). Der Tag hätte kaum besser enden können: Nach einem Kartoffel-Eintopf in der Abendsonne kuschelten wir uns ins Zelt.

 

Tag 2: Unser Learning nach der ersten Nacht: Warm anziehen, denn frisch ist‘s schon. Andi und ich hatten uns nachts immer noch weiter eingepackt. Über lange Merino-Unterwäsche zog ich noch einen Fleecepulli und mein Buff nutzte ich als Mütze. Trotzdem hatten wir alle drei mega gut geschlafen. Diese Ruhe und diese Luft – unvergleichbar. Und nichts schmeckt besser als ein frisch aufgebrühter Kaffee mit Blick auf den See. Nach einem kleinen Frühstück ging es wieder aufs Kanu: Mila war so mittel-motiviert herumzuschippern. Aber irgendwann legte sie sich dann auf ihrer kleinen isolierten Matte ab, die Andi zwischen seinen Füßen platziert hat. Die Landschaft ist definitiv beeindruckend. Egal wo man hin sieht, es gibt nur zwei Optionen: Wald oder Wasser. Und zweiteres war so klar, dass man es fast nicht glauben konnte. Nach eine stabilen Paddelei entschieden wir uns für ein Camp: Auf einem Hügel – mit Blick auf den See. Ein paar Meter hinauf gab es sogar eine offizielle Feuerstelle, perfekt! Während Andi mit Holzscheiten für Feuer sorgte, formte ich kleine Hefebrötchen. Damit die noch ein bisschen aufgehen konnten, legte ich sie in einer Box zu Mila in den Schlafsack. Glücklicherweise haben wir einen äußerst wählerischen Hund, was Snacks angeht. Der Abend endete mit einem leckeren Essen: Mit Stockbrot und Veggie-Würsten. Und wie jeden Abend mit einem kräftigen Schluck selbstgebranntem rumänischen Schnaps, da wird es einem schon von innen warm. Beim Zähneputzen am Ufer machte ich dann noch eine Entdeckung: Im Licht der Stirnlampe entdeckten wir Flusskrebse, die von Stein zu Stein huschten. Klar, dass wir einen fangen und genau ansehen mussten. Der war bestimmt zehn Zentimeter lang. Nach einem Foto ging es für den kleinen Krebs aber zurück ins Wasser. Learning des Tages: Während ich vor der Reise dachte, dass ich sicher mal Langeweile haben werde, wurde mir schon an Tag 2 klar – wohl eher nicht. Campingplatz abbauen, Kanu packen, Kanu fahren, Campingplatz aufbauen, Essen, abspülen. Das alles dauert viel länger als man denkt. Entspannend ist es trotzdem.

 

Tag 3: Die Nacht war deutlich wärmer und wir starteten mit einem mega Frühstück am „Strand“. Hier in der kleinen Bucht unterhalb unseres Zeltes verteilten wir alles, was die Sandtrack-Veggie-Tonne so zu bieten hatte: Nutella, herzhafte Aufstriche, Schmelzkäse und Käsescheiben. Aus gesammelten Blaubeeren wollte ich außerdem noch kleine Pfannkuchen machen. (Bio-Eier hatten wir noch aus Deutschland mitgebracht). Doch statt Pancakes gab es 15 Minuten später annähernd schwarzen Kaiserschmarrn aus dem Topf. Denn die Pfannkuchen wollten keinesfalls in Form bleiben und die Beeren färbten den ganzen Teig dunkel. Es sah saueklig aus, das kann man nicht leugnen. Geschmacklich aber 9 von 10. Unser nächstes Nachtlager lag wieder auf einer kleinen Insel. Wir legten an, kundschafteten den besten Platz aus und entschieden uns, uns um die Ecke niederzulassen. Mila ließen wir auf der Insel, denn sie konnte uns am Ufer folgen und wir beide paddelten mit dem Gepäck die etwa 300 Meter um die Insel herum. Doch irgendwie hat der Hund plötzlich gedacht, wie würden ihn jetzt aussetzen: Mila fing an uns hinterherzujaulen und lief trotz der Wellen bis zum Hals ins Wasser (Etwas, das sie in ihren gesamten 5 Jahren Lebenszeit noch nie getan hatte). Mit viel gutem Zureden klappte es und sie hupfte neben unserem Kanu am Ufer entlang, bis wir anlegten. In der Nacht gab es dann noch eine Überraschung: Am Himmel gab es angeblich ein „Spektakel“ – dank Google erfuhren wir, dass es ein sogenannter Supermond war. Und der sah an diesem Abend wohl kaum irgendwo so schön aus, wie bei uns in Schweden: Riesengroß und warm-gelb. Und das sogar verschwommen – ganz ohne Kontaktlinsen. Learning des Tages: Im Notfall würde der Hund für uns also sogar ins unruhige Wasser gehen. Gut zu wissen.

 

Tag 4: Als Andi am Abend noch zum Angeln auf der anderen Seite der Insel war, hatte er dort einen super Platz gefunden: Denn leider kippte das Wetter ein wenig, aber besser das Wetter als die Stimmung. Dort war es recht windgeschützt, man hatte eine gute Fläche fürs Zelt und eine Bucht mit vielen Gräsern (ganz im Sinne des Anglers) lag direkt vor der Türe. Mittlerweile verliefen unsere Ein- und Auspackaktionen schon recht routiniert: Ich war zuständig für das Kleinzeug und dafür, das Schlaflager platt zu machen, Andi baute das Tarp und alle groben Sachen ab. Und Mila, die machte wie immer nichts. Sie lag in ihrem Schlafsack und beobachtete gelangweilt, wie wir Sachen von A nach B schleppten. Am neuen Lagerplatz gab es dann eine Premiere: Baden im See – vor allem zu Hygienezwecken. Gebracht hat das aber nur so mittelmäßig viel, denn das Wasser war so ***kalt, dass wir beiden nach wenigen Sekunden wieder draußen waren. Das Wetter wurde nun schlechter, die Wolken hingen tief, immer wieder nieselte es. Irgendwie war es dadurch aber umso gemütlicher unter dem Tarp zu kochen. Und weil Andi an dem Tag keinen Fisch gefangen hatte, gab es Nudeln mit Gemüse und Tofu. Stabile Alternative. Learning des Tages: Das Bedürfnis des Hundes nach Natur scheint wohl abgedeckt oder er hat null Bock auf schlechtes Wetter: Denn sobald wir das Zelt aufgebaut hatten, hockte Mila davor und wartete, bis wir den Reißverschluss aufmachten. Drinnen kuschelte sie sich dann in unsere Daunenschlafsäcke. Und dann wurde wie immer – stundenlang geschlafen.

 

Tag 5:  An Tag fünf war schon morgens klar: Heute ist es windig. Deshalb wollten wir bei dem Platz für unser Lager auch wirklich alles richtig machen. Nach dem morgendlichen Frühstück (heute gab es Rührei aus den restlichen Eiern und Baked Beans mit Tomatensoße, wie cool, dass die in der Tonne waren!!!) brachen wir auf. Wir steuerten etliche Plätze an, gingen an Land und testen, wie zugig der Platz dann wirklich war. Bestimmt sechs Mal ging das so. Gute zwei Stunden und etliche gepaddelte Kilometer später war die Stimmung zum ersten Mal am Kipppunkt: So richtig überzeugte uns keiner der Plätze, der Wind pfiff überall gut durch. Am Ende kamen wir ungefähr dort wieder an, wo wir morgens aufgebrochen waren. Und wie es das Schicksal so wollte, hatte niemand „unseren“ Platz vom Vorabend gewollt. Weil es schon wieder nieselte, entschieden wir uns, hier erneut alles aufzubauen. Schließlich hatte sich der Platz schon einmal bewährt. Später am Tag gab es dann endlich die von mir so sehr ersehnte „Langeweile“. Ich kuschelte mich mit Schlafsack und Hund und Isomatte auf einen großen Felsen und hatte endlich Zeit, ein wenig zu lesen. Und yeah: Die Sonne kam sogar raus. Andi war wieder mit Angeln beschäftigt. Ein riesiger Karpfen biss an diesem Tag noch an. Learning des Tages: Mein guilty pleasure food - Baked Beans in Tomatensoße - schmeckt in der Natur nochmal geiler als daheim.

 

Tag 6: Das Wetter war leider über Nacht wieder schlechter geworden, stimmungstechnisch ging es dafür wieder steil bergauf. Während es rund um uns auf den Waldboden prasselte, frühstückten wir gemütlich unter unserem Tarp. Und wir hatten Glück: Der Regen hielt sich ziemlich exakt an das, was der Regenradar prophezeit hatte: In einer Regenpause wechselten wir unseren Lagerplatz. Mit unserem Kanu ging es rüber aufs Festland. Da wir wussten, dass es bald wieder nass wird, beeilten wir uns mit dem Aufbau. Für Mila ging es nach der Ankunft wieder direkt in die Menschenschlafsäcke. Unfassbar wie viel dieser Hund in den letzten Tagen gepennt hatte. Unser Lager wurde dieses Mal ziemlich perfekt: Das Tarp schützte vor Regen und Wind, außerdem schleppten wir das Kanu dieses Mal bis hoch ins Lager. Auf der Seite liegend schütze es unser Camp nah am Tarp zusätzlich vor den Böen. Im Laufe des Tages wurde es besser. Am Mittag machten wir drei uns am Ufer auf, Andi wollte einen neuen Angelplatz ausprobieren: Ein Rotauge und ein Barsch bissen an. Wir waren dick eingepackt in Regenjacken- und hosen. Mila hatte sich am Angelplatz unter einem Regenponcho zusammengerollt. Im Laufe des Tages schnitzen wir noch ein bisschen in unserem Camp. Trotz des Regens war es richtig gemütlich. Wir kochten Tee und eine mega große Portion Reispfanne mit Gemüse. Am Abend hatten wir dann schon viele Pfützen rund ums Camp. Der Regen wollte einfach nicht aufhören. Vorteil war allerdings: Wir lernten coole Tiere im Nassen kennen: Eine dicke Kröte und ein gelb-schwarzer Molch erkundeten unser Camp. Mila waren die Amphibien allerdings äußert suspekt. Die Nacht war – naja besonders. Besonders laut und stürmisch. Während ich viel zu faul gewesen wäre, um aufzustehen, ging Andi immer wieder im Dunkeln nachsehen, ob draußen noch alles hielt. Der Wind fegte so lauf durch den Wald, dass er richtig Krach machte. Ich hörte mir Andis berichte an und kuschelte mit Mila, die völlig ungestört vom Sturm in ihrem warmen Schlafsack schlief.

 

Tag 7: Um 8.17 Uhr kam eine SMS von Scandtrack: von 17 bis 4 Uhr ist starker Sturm vorhergesagt. Cool, dachten wir, nach der letzten Nacht hatten wir eigentlich nicht so richtig Lust, auf noch mehr Regen uns Wind. Und auch der Regenradar war der Meinung: Leute, das wird heut noch richtig nasty. Wir überlegten hin und her, denn laut Wetterbericht, gab es jetzt noch ein paar trockene Stunden, bevor es so richtig losging. Wir entschieden uns schließlich, die letzte Nacht zu skippen und nun schon zurück zum Basiscamp zu fahren. Und vor Ort war schnell klar, wir waren nicht die einzigen mit dieser Idee. Ein Kanu nach dem anderen kam dort an, jeder berichtete von der letzten stürmischen Nacht. Es war zwar schade, dass wir eine Nacht verpassten, aber trotz allem hatten wir so viele schöne Erinnerungen und Momente im Gepäck, dass wir gar nicht traurig waren. Als wir dann am späten Nachmittag mit unserem Auto vom Camp aufbrachen, plätscherte der Regen an die Autofenster. Und draußen wurden die Seen im Rückspiegel immer kleiner. So gemütlich es im trockenen Auto mit der Sitzheizung auch war – in Gedanken saßen wir immer noch mit einer Tasse dampfenden Tee unter unserem Tarp und blickten aufs Wasser. Nur Mila, die tat genau dasselbe wie die letzten Tage. Sie schlief. Dieses Mal allerdings in ihrem Körbchen auf dem Rücksitz. Vielleicht träumte ja auch sie heimlich von den vielen Seen in Nordmaken.

Autor: Andreas I., 22. Oktober 2024