In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren!
In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren!
In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren!
„Der herrlichste Augenblick in meinem Leben, ist der Start zu einer Reise in ein fremdes Land.“ – Wolf-Ulrich Cropp
24. Mai 2024, 13:30 Uhr, Freiberg: Unser Auto startet in Richtung Flughafen Leipzig/Halle. Der erste Teil unserer Anreise nach Schweden beginnt. Tom und ich sind aufgeregt und voller Vorfreude auf die kommenden Tage. Und uns graut vor der langen Busreise. Parallel dazu starten Tim und Basti in Altenburg mit dem Zug. Es ist Tims 18. Geburtstag. Während bei uns der Plan, nach Schweden zu reisen, schon seit Anfang Februar feststand, hatten sich die beiden Jungs erst relativ kurzfristig im April dazu entschlossen. 17 Uhr haben sich einige Grüppchen am Flughafen versammelt. Nur der Bus fehlt noch. Als er dann endlich anrollt, geht minutenlang keiner hin. Erst nach Bastis Nachfrage und dem Hinweis: „Das ist der Bus nach Schweden!“ setzen sich alle in Bewegung. Ich werde vom Busfahrer Jens fälschlicherweise als Reiseleiterin auserkoren. Nach anfänglichen Sitzplatzunstimmigkeiten hat dann endlich jeder einen Platz gefunden, welchen er die nächsten 21 Stunden nicht mehr verlassen wird. Und wenn man viel Zeit hat, kann man diese auch nutzen, um neue Bekanntschaften zu schließen. So dauert es nicht lange, bis zwischen Tim, Tom und Basti ein Gespräch von fragwürdigem Inhalt entsteht. Für mich, als einzige Frau in der Reihe, oftmals ein Grund zur Verzweiflung. Und trotzdem unendlich unterhaltsam. Schon bald ist klar: Wir treffen uns in der Mitte der Woche, um Erfahrungen auszutauschen. Aber es sollte anders kommen...
„Plane eine Reise und sie zeigt dir ihren eigenen Weg.“ – Reiner M. Sowa
25. Mai 2024: ca. 03:00 Uhr, Schweden: Die Fähre legt an, der Großteil der Busfahrt liegt hinter uns. Gefühlt befinden wir uns seit 48h in unserem Reisemobil und keiner weiß mehr, wie er noch sitzen soll. Und es sollten noch weitere neun Stunden folgen. Als wir dann endlich das Camp erreichen, sind alle froh darüber, sich endlich bewegen zu dürfen. Gepäck wird ausgeladen, wir erhalten unsere Ausrüstung, verpassen die Paddeleinweisung, entscheiden uns dagegen, die Futtertonne auszupacken – „Die ist so schön gepackt, das bekommen wir da nie wieder rein!“ - dann geht’s endlich runter zu den Kanus. Schnell noch alles verladen und dann raus auf den wunderschönen See. Bei bestem Wetter starten wir. Tom und mir ist klar: Heute geht nicht mehr viel. Noch zwei Stunden paddeln, einen schönen Spot suchen und dann erstmal ankommen. Tim und Basti sehen das ähnlich. Kurz treffen wir uns noch auf dem See und wollen schon zusammen irgendwo wieder an Land gehen. Auf einmal sind die Jungs weg. Sie haben einen schönen Platz entdeckt und beschließen, schon ihr Lager aufzuschlagen und noch ein wenig zu angeln. Tom und ich suchen lieber weiter. Bald finden wir eine Insel, die uns zusagt. Doch kurz bevor wir anlanden können, kommt uns ein anderes Kanuteam zuvor. Die Piratenflagge gehisst, schnappen sie uns die Insel vor der Nase weg. Also weiter gesucht. Etwa 100 Meter weiter werden wir fündig. Eine Bank leuchtet uns, von der Sonne angestrahlt, entgegen. Wir suchen uns einen geeigneten Platz, um das Kanu an Land zu ziehen, schleppen unser Gepäck rüber zur Bank und bauen zum ersten Mal unsere Hängematten auf. Leichtsinnigerweise entscheiden wir uns gegen einen Regenschutz. Mit Terence-Hill-Pfanne und Tee lassen wir den Tag unten am See auf einem großen Stein ausklingen. Es ist wunderbar ruhig und wir sind endlich da.
„Das Ziel ist zweitrangig, wenn die Reisebegleitung stimmt!“
26. Mai 2024, 5:30 Uhr, Hängematte in den Flötefjorden: Die Sonne kitzelt mich an der Nase. Schwedische Nächte sind Ende Mai überraschend kurz. Während mein Bruder noch schläft, beginne ich den Tag mit einem Bad. Erstmal wach werden. Danach packe ich meine Hängematte und den Schlafsack zusammen. Mein Geraschel weckt Tom und verschlafen murmelt er mir zu: „Du hast ja schon alles eingepackt.“ Aber kein Stress: Das hier ist Urlaub und wir haben noch alle Zeit der Welt. Gemütlich frühstücken wir im Sonnenaufgang und machen uns einen Plan, wo wir hin wollen. Gerade befinden wir uns in den Flötefjorden. Unsere heutige Tagesetappe wird uns bis nach Södra Holmerud führen. Während wir an DANO 37 Mittagspause mit überbackenen Schnitten machen und uns noch ein bisschen Wegzehrung vorbereiten, rudern Basti und Tim unbemerkt an uns vorbei. Die beiden sind erst spät gestartet und auf der Suche nach uns. Ohne Mobilfunkempfang kein leichtes Unterfangen. Ihr Weg führt sie nach Uppsal, wo erneut die Angel ausgeworfen wird. Leider erfolglos, dafür aber mit einem Schnitt in den Finger. Jaja... am ersten und am letzten Tag entstehen die meisten Verletzungen, lieber Basti. Nachdem Tom und ich uns gestärkt haben, geht es weiter. Zwischendurch haben wir mit Gegenwind und – für uns Anfänger – starkem Wellengang zu kämpfen. Ein Kanu zieht in Rekordgeschwindigkeit an uns vorbei. Kurz sind wir gewillt mitzuhalten. Aber das wäre sinnlose Kraftverschwendung gewesen. Lieber bestaunen wir die Natur. Währenddessen führen wir ausgiebige Gespräche (Zum Beispiel darüber, dass Jesus wohl Schwede gewesen sein müsse, denn schon in der Bibel steht geschrieben: „Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“) und kommen zu dem Ergebnis, dass es eigentlich toll wäre, wenn die Jungs heute schon wieder zu uns stoßen würden. Während wir versuchen, sie zu erreichen, machen wir uns gemütlich auf den Rückweg. Auf Höhe von DANO 40 dann das Telefonat und die Erkenntnis: Wir haben uns schon wieder verpasst und sollen nun nach einem schönen Platz suchen, welcher auch Basti die Möglichkeit gibt, sein Zelt aufzuschlagen. Tim hat sich, wie wir, für eine Hängematte entschieden. Ein kurzes Stück weiter, gegenüber von DANO 41, finden wir einen tollen Spot. Mit kleinem Sandstrand und ebener Fläche. Nachdem die Hängematten befestigt wurden, nutze ich nochmal die Zeit, bis die Jungs da sind, um mich zu abzukühlen und eine Runde im See zu schwimmen. Und, auch wenn es relativ kalt ist, ich genieße die Erfrischung. Kurz vor 21 Uhr sind die zwei anderen da. Wir überlegen noch, ob es sinnvoll ist, unsere Tarps aufzuspannen, da kommt uns das Wetter schon zuvor. Also schnell das Schlaf-Setup sichern. Danach gibt es Abendessen. Diesmal nur Schnitte, denn keiner hat so richtig Lust, etwas zu kochen. Wir tauschen uns aus, über den vergangenen Tag und die erste Nacht. So viel gibt es aber noch nicht zu erzählen. Relativ zeitig gehen wir ins Bett. Zum draußen Sitzen ist es bei Regen doch irgendwie zu ungemütlich.
„Es gibt kein sichereres Mittel festzustellen, ob man einen Menschen mag oder hasst, als mit ihm auf Reisen zu gehen.“ – Mark Twain
27. Mai 2024, 6:00 Uhr, in der Nähe von DANO 41: Mein Tag beginnt. Ich lausche den Geräuschen der Natur. Tiere rascheln und rufen. Man hört das Rauschen des Windes in den Blättern. Sonst nichts. Naja, fast nicht. Leises Schnarchen kann man auch noch hören. Ich krieche aus meiner Hängematte, mache mich frisch und setze mich dann, mit Kamera bewaffnet, an den See. Mache Fotos vom aufsteigenden Nebel und von einer Kröte, die sich langsam auf den Weg Richtung Wasser begibt. Irgendwann schnappe ich mir unsere Karte und mache mir einen Plan, wohin es heute gehen soll. Die Herren der Schöpfung erwachen gegen 9 Uhr. Vielleicht war da auch ein bisschen Nachhelfen meinerseits im Spiel. Aber der Weg ist weit. Ich möchte Richtung norwegische Grenze! Und das Wetter soll schlecht werden. 10:30 Uhr sind wir annähernd startklar. Noch scheint die Sonne. Eine Stunde später, wir befinden uns gerade auf Höhe von DANO 14, sieht das schon ganz anders aus. Dunkle Gewitterwolken ziehen aus westlicher Richtung auf uns zu. Man hört in der Ferne Donnergrollen. Es hat eine gewisse Endzeit-Stimmung. Also zügig einen Platz zum Anlanden suchen, Kanus abladen, Gepäck mit der Gewebeplane abdecken und einen Unterschlupf bauen. Denn natürlich war keine der Hütten mehr frei. Aber mit Tarp und der zweiten Plane bauen wir uns ein sicheres Dach. Keinen Moment zu früh. Wir sind gerade fertig, da setzt der Regen ein. Während das Gewitter über uns wütet, vertreiben wir uns die Zeit mit Schnitzarbeit und Knotenentwirrung im Paracord und stellen fest, dass wir das Potential zu einem guten Team haben. Irgendwann sitzen wir auf einem wabernden Wasserbett, so sehr ist der Boden mittlerweile aufgeweicht. Aber es hat endlich aufgehört zu regnen. Schnell füllen wir das Regenwasser von der Plane in unsere Kanister und Flaschen um. Tim hat sich flüssigen Sonnenschein gewünscht – jetzt kann er ihn sogar trinken! Schmeckt auch ein bisschen besser, als das Wasser aus dem See. Ist aber sicher auch reicher an Mikroplastik. Egal. Ein bisschen Krümeltee verfeinert das Ganze noch. Als alles zusammengepackt ist, machen wir uns wieder auf den Weg. Unser Ziel: DANO 11, 10, 9 oder 8. Das Wetter sieht weiterhin unbeständig aus. Schon an DANO 11 kommt die Ernüchterung in Form eines weiteren Teams. Der Platz ist belegt und uns wird mitgeteilt, dass es auch bei den folgenden Spots nicht besser aussehen wird. Dafür bekommen wir einen Tipp für einen schönen Platz, den die beiden jungen Männer wohl letztes Jahr schon ausgekundschaftet haben. In einer Bucht östlich der Insel Trollön landen wir an. DANO 9 ¾ ist geboren. Und unser Teamname. Es ist wunderschön hier, auch wenn uns unzählige Mücken piesacken. Etwas Gutes hatte der Regen: Die Waldbrandstufe ist auf 1 gesenkt worden und wir beschließen, ein Feuer zu machen. Es gibt Bratkartoffeln mit Erbsen und Möhren. Ein 2:0 Sieg für mich gegen Mutti. Die Mücken hält unser Feuer aber nur bedingt in Schach. Wenn sie sich zwar nicht an unserer Vorderseite niederlassen, so hängen sie trotzdem auf unseren Rücken. Nichtsdestotrotz wird es ein lustiger Abend. So manches Mal muss ich den Kopf schütteln. Über das männliche Talent, sich jeden noch so dummen Spruch zu merken. Aber auch über mich, weil ich oft feststellen muss, dass ich genau dasselbe denke, wie die drei Jungs, es aber nicht ausspreche. Was sagt das wohl über mich aus? Auf alle Fälle lässt sich ein leichter kultureller Verfall verzeichnen. Nachdem das Feuer gelöscht wurde, gehen wir zu Bett.
„Das Reisen führt uns zu uns selbst zurück.“ – Albert Camus
28. Mai 2024, 6:30 Uhr, DANO 9 ¾: Tim bewegt sich in seiner Hängematte und die Isomatte unter ihm macht ein raschelndes Geräusch, welches mich weckt. Und ihn scheinbar auch, denn kurz danach begrüßt er mich leise. Da mir ein bisschen kühl ist, fackle ich nicht lange und stehe auf. Der Blick auf den Stora Le zeigt mir, dass das Wetter sich gebessert hat. Nicht gebessert hat sich hingegen die Mückenlage. Es surrt um mich herum und sobald man stehenbleibt, wird man gestochen. Mückenspray interessiert die Biester nicht. So schön dieser Platz ist: Wir müssen hier weg. Sobald alle wach sind, wird schnellstmöglich das Lager zusammengepackt, gegenseitige Unterstützung ist gefragt und wir treffen die Entscheidung, das Frühstück heute ausfallen zu lassen und erneut auf DANO-Suche zu gehen. Vielleicht klappt es ja diesmal. Also raus auf den See. Weg von den Mücken. Keine Stunde später müssen wir anlanden. Akute Hungeraggression bei Tom. Irgendwo an der norwegischen Seite des Stora Le landen wir an. Während die Jungs auf einem Felsen Müsli essen, bleibe ich im Kanu sitzen und bereite dort belegte Brote vor. Eine Tätigkeit, welcher ich die nächsten Tage noch einige Male nachgehen werde. Nach einer halben Stunde geht es weiter. Der heutige Tag soll möglichst entspannt werden. In ca. sechs Kilometer Entfernung befindet sich DANO 7. Wir erreichen die Insel gegen 13:30 Uhr und finden erstmal nur eine Sitzgruppe und eine befestigte Feuerstelle. Schon das sorgt für Euphorie. Ich steige aus dem Kanu, um auszukundschaften, wo man am besten mit den Booten aus dem Wasser kommt. 50 Meter weiter westlich traue ich meinen Augen kaum: Da ist tatsächlich ein leeres DANO! Und verdammt nochmal, wie fantastisch sieht nur der ganze Spot aus!? Ich sammle die Jungs ein, wir paddeln das kurze Stück weiter und alle sind sich einig: Egal wie weit wir heute noch hätten rudern können, wir bleiben hier und genießen den restlichen Tag. Beim Namen in der Hütte dann erstmal allgemeine Erheiterung: Guppviksön. Da fühlt man sich als Frau fast ein bisschen diskriminiert, denn die Pläne der Männer sind eindeutig. Meine aber auch: Körperpflege steht auf dem Plan, denn ein Mindestmaß an Hygiene ist auch in der Natur ganz nett. Also rein ins sehr kühle Nass. Tim, Tom und ich zieren uns ein wenig. Basti hechtet einfach hinein. Ich ziehe nach und während Timimi noch ein bisschen zetert, beschließe ich, da jetzt ein wenig nachzuhelfen. Erfrischt und deutlich sauberer, schlüpfen wir alle in frische Klamotten. Basti macht sich daran, kurz noch seine Klamotten durchzuwaschen. Nicht die beste Idee aller Zeiten, wie sich herausstellen sollte. Nun geht es ans Feuermachen, schließlich wollen wir alle etwas essen. Gefüllte Paprika mit Reis soll es geben. Um unseren Feuerholzsack ein bisschen zu schonen, werden im Wald einige herumliegende Zweige gesammelt und ein paar wenige Stämme, welche in der Nähe des DANOS liegen, aufgespalten. Durch den vorherigen Regen stellt sich das Feuermachen als Herausforderung heraus. Das Brennmaterial ist nass und es dauert eine ganze Weile, bis es endlich genug Hitze hat, um irgendwas darauf zu erwärmen. In der Zwischenzeit beschäftige ich mich damit, einen Teig für Stockbrot vorzubereiten, denn uns allen steht der Sinn nach etwas Süßem. In der Ferne sieht man erneut Gewitterwolken aufzuziehen. Also kramt Tim sein Tarp hervor und wir sichern damit unseren Schlafplatz vor Regen. Ich muss derweil feststellen, dass meine Isomatte irgendwo ein Loch hat und Luft lässt. Tim und Basti stellen mir für die Nacht ihre Sitzunterlagen zur Verfügung. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal. Mittlerweile kochen über dem Feuer bereits zwei Töpfe mit den gefüllten Paprika. Nur das Wasser für den Reis will einfach nicht anfangen zu sieden. Und jetzt setzt auch wieder der Regen ein. Mit aller Gewalt. Tom und Basti schirmen das Feuer mit ihren Regenjacken etwas vor dem Regen ab, sodass das Wasser möglichst lange Zeit hat, um sich zu erhitzen. Kurz vor dem Kochen schnappe ich mir den Topf und wir verkrümeln uns ins DANO. Eine halbe Stunde später gibt es Essen. Und wiedermal schmeckt es fantastisch. Gegen 21 Uhr ist das Unwetter wieder vorüber. Also raus aus dem Unterschlupf, Feuer wieder in Gang kriegen, schließlich haben wir eine randvolle Schüssel mit Stockbrotteig. Rings um die Feuerstelle wird Holz zum Trocknen gestapelt. Eine Hose umarmt die heißen Steine und wird trotzdem nicht trocken. Dafür schmeckt unser kleiner Mitternachtssnack umso besser. Tim, völlig unterzuckert, steht unter Strom und macht uns allen ein wenig Sorgen mit seinem wirren Gequatsche. Irgendwann gehen wir schlafen. Die erste Nacht im DANO. Schön warm ist es zu viert hier drin. Tarp und Feuer haben ihr übriges getan. Diese Nacht friere ich nicht.
„Eine Reise gleicht einem Spiel. Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei – meist von der unerwarteten Seite.“ – Johann Wolfgang von Goethe
29. Mai 2024, 8:00 Uhr, DANO 7: Guppviksön: Heute Morgen weckt mich leises Schnarchen. Aber zumindest habe ich länger geschlafen, als die Tage zuvor. War ja auch schön dunkel hier drin. Tom, links neben mir, ist auch schon wach. Basti und Tim auf der anderen Seite schlafen noch seelenruhig im - bis zu den Ohren hochgezogenem - Schlafsack. Irgendwann beschließt mein Bruderherz, dass es Zeit wird, mal nach draußen zu schauen. Das Tarp versperrt uns die Sicht und so haben wir noch gar nicht bemerkt, dass draußen tatsächlich gutes Wetter herrscht. Nach und nach werden auch die anderen wach und wir einigen uns darauf, heute ein spätes Frühstück oder sehr frühes Mittag in Form von Nudeln mit Tomatensauce einzunehmen, bevor es ein letztes Mal weiter hinaus auf den See geht. Wir sind gerade dabei, die Nudeln zu kochen, als zwei Kanus die Insel erreichen. Drei Vogtländer Jungs steigen aus. Ginger, Rick und Schwaaß. Sie waren in der Nacht zuvor hier und sind jetzt auf dem Rückweg. Ein Tauschgeschäft beginnt. Kidneybohnen, Champignons und Tabak wechseln im Gegenzug mit Krümeltee die Besitzer. Die drei scheinen nur zum Essen nach Schweden gekommen zu sein. Kurz lassen wir uns noch von den Dreien erklären, wo sie die letzte Nacht geschlafen haben. Nur für den Fall, dass wir erneut kein DANO abstauben können. Nachdem wir unser Essen verputzt, die Schnitten für den Tag geschmiert und die Kanus beladen haben, starten wir und testen unterwegs, ob man eigentlich ein Kanu abschleppen kann. Basti entwirrt seine Angel und Tim kann allein nicht mit uns mithalten. Nun ja: Man kann, aber es macht überhaupt keinen Sinn. Immer weiter Richtung Süden, zum DANO 6, führt uns unser Weg. Vorher wollen wir uns noch den Kopparviken ansehen. Keine besonders gute Entscheidung, wie sich zeigen sollte, denn dort kippt die Stimmung ein bisschen. Tom geht’s nicht gut. Die Schnitten vom Vortag waren scheinbar nicht mehr so genießbar. Und es lässt sich einfach kein geeigneter Punkt zum Anlanden finden. Als wir aus dem Kopparviken heraus rudern, sind wir kurz hin- und hergerissen, ob wir nun lieber Richtung Korperud, dem Festland, oder doch lieber zu der Insel mit DANO 6 paddeln sollen. Ein wahnwitziger Anfall von Hoffnung treibt uns zur Insel. Natürlich haben wir kein Glück. Da ist schon jemand. Trotzdem schlagen wir unser Lager auf, denn keiner hat noch Lust, weiter zu paddeln. Einem Impuls folgend, spannen wir unsere Hängematten im Dreieck zwischen drei Bäumen auf. War uns klar, dass das mit der Tarp-Platzierung schwierig werden könnte? Ja. Hat es uns aufhalten können? Nein. Irgendwann steht alles, aber die Stimmung der letzten Stunden hat auch bei mir ein paar Spuren hinterlassen. Während Basti über mir auf einem Felsen steht und angelt, verkrümle ich mich nach unten, beobachte die Wellen und hänge meinen Gedanken nach: Mehr als die Hälfte der Zeit ist rum – ab morgen rückt das Camp jeden Tag näher. Und damit auch das Ende dieses Urlaubs und die Zeit mit den Jungs. Auch wenn wir uns einig sind und schon mehrfach bekräftigt haben, dass wir das wiederholen wollen und das auch möglichst in dieser Konstellation: Wird das wirklich passieren? Oder wird mein Platz vielleicht nachbesetzt, weil ich die drei Jungs eher ausbremse? Ist es nur mein subjektives Empfinden, dass diese Reise so schön ist oder sehen das die Jungs und insbesondere Tom genauso? Irgendwann kommt mein Bruder, fragt, was los ist und ob ich was essen möchte. Ich schicke ihn weg. Mir ist weder nach essen, noch nach reden. Als mir der Stein zu unbequem wird, drehe ich eine Runde um die Insel. Schaue, vom höchsten Punkt aus, dem Sonnenuntergang zu und komme gerade zurück, als sich die drei anderen über ihre letzten Beziehungen austauschen. Unschlüssig stehe ich neben dem Feuer herum, auf dem eine Pfanne mit Zwiebeln und Speck und eine mit Bratkartoffeln brutzelt. Mein Bruder zieht mich in eine tröstende Umarmung, die einen Großteil meiner Zweifel wegwischt. Seine liebevollen Worte, die genau die Punkte ansprechen, welche mich gerade noch beschäftigt haben, als hätte er direkt in meinen Kopf geschaut, tun ihr übriges. Hätte ich noch mehr Brüder, wäre er trotzdem noch der Beste von allen. Etwas später ist das Essen fertig. Und obwohl ich nichts bestellt habe, teilen die Jungs selbst diese wirklich kleine Portion Bratkartoffeln und den Holunderblütentee – Basti hatte unterwegs einen Holunderstrauch gesehen und wir haben uns einige Blütenstände ergaunert – noch mit mir. Ich bin ehrlich gerührt. Nach dem Abendessen sitzen wir noch einige Zeit am Feuer. Tim hat mit einem argen Sonnenbrand zu kämpfen, sitzt weit vom Feuer entfernt und hängt ziemlich durch. Tom bekommt von mir eine Massage. Ich muss meinen Händen was zu tun geben und ihm tun ohnehin die Schultern weh. Paddeln ist nicht wirklich eine alltägliche Bewegung und wir alle merken, dass wir die letzten Tage schon einige Kilometer zurückgelegt haben. Der neue Tag hat schon begonnen, als wir uns schließlich hinlegen. Es wird schon wieder hell, als ich einschlafe.
„Niemand kann die Welt für jemand anderen entdecken. Erst wenn wir es für uns selbst entdecken, wird es zu einer gemeinsamen Basis und einem gemeinsamen Band und wir hören auf, allein zu sein.“ – Wendell Berry
30. Mai 2024, irgendwann morgens, in der Nähe von DANO 6: Wieder einmal bin ich vor dem Rest der Truppe wach. Nachdem ich mich frischgemacht habe, drehe ich eine kleine Runde über die Insel. Gebe mir Zeit, richtig wach zu werden. Zurück am Lager regt sich noch immer nichts, also kümmere ich mich um den Abwasch, welcher heute wirklich nur die Bezeichnung „campingsauber“ verdient hat. Rundherum herrscht eine geschlossene Wolkendecke und die letzten Tage haben uns gezeigt, dass das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Regen bedeuten wird. Als mir die Ideen ausgehen, womit ich mir noch die Zeit vertreiben könnte, wecke ich die Jungs und habe eine diebische Freude daran, Tim in seiner Hängematte zu schaukeln und Basti zumindest ein Stück weit aus dem Zelt zu ziehen. Noch bevor wir alles zusammenräumen können, setzt der Regen ein. Bastis Klamotten, welche eigentlich halbwegs trocken waren, sind nun wieder nass. Richtig nass. Provisorisch wird unter meinem Tarp ein Tisch aufgebaut, Wasser aufgekocht, es gibt Tee, Kaffee und heiße Schokolade. Dieses Milchpulver ist überraschend vielseitig. Der männliche Teil des Trupps futtert Müsli, während ich mich wieder einmal um das Wegproviant kümmere. Tatsächlich ist mir das mittlerweile eine liebgewonnene Morgenroutine geworden. Ich sehe das Team 9 ¾ gern gut versorgt. Als der Regen nachgelassen hat, bauen wir unser Lager ab. Eine kurze Lagebesprechung zeigt uns, dass wir insgesamt ca. 25 km bis zum Scandtrack-Camp zurücklegen müssen. Dafür haben wir noch zweieinhalb Tage Zeit. Das klingt sehr machbar, also lautet unser nächstes Ziel erneut: DANO 7 – Guppviksön. Die neun bis zehn Kilometer sollten locker hinzukriegen sein. Entspannt starten wir. Zwischendurch gibt es immer mal wieder kurze Pausen. Die Seele baumeln lassen. Schätzen, wie viele Kilometer man schon geschafft hat, vom heutigen Startpunkt aus gesehen. Nach zwei Dritteln der Strecke landen Tim und Basti irgendwo, weit entfernt von Tom und mir, kurz an. Pinkelpause. Wir paddeln währenddessen entspannt weiter. Bis wir am Horizont erspähen, wie gerade zwei Kanus die vor uns liegende Insel verlassen. Und wenn uns nicht alles nicht alles täuscht, ist dort das DANO! Mit Volldampf voraus rudern wir los. Nicht, dass uns noch irgendwer unseren Schlafplatz stibitzt. Das war erneut ein fliegender Wechsel mit den Vogtländern. Sogar die Feuerstelle ist noch warm. Und etwas Holz haben sie uns auch liegen lassen. Es ist 15:30 Uhr, als unser Team wieder vollständig ist. Der heutige Tag steht im Zeichen der Entspannung. Und mit etwas Glück könnte heute vielleicht auch noch eine Hose trocknen. Auf alle Fälle sind wir uns einig, dass in dieser Nacht auch unser Gepäck mit im Trockenen stehen wird. Zu oft ist es in den letzten Tagen nass geworden und Platz haben wir zu viert trotzdem noch genug. Nachdem unsere Schlafstätte bezogen ist, machen wir es uns erstmal gemütlich und legen einen – eigentlich nur für 20 Minuten angedachten, dann aber doch eher zwei Stunden dauernden – Powernap ein. Macht auch gar keinen Sinn aufzustehen, denn laut Tim regnet es eh schon wieder. Schade, die Hose war auf einem guten Weg trocken zu werden. Trotzdem müssen wir irgendwann raus. Einerseits um die herrliche Lichtstimmung und das wunderbar ruhige Wasser des Sees fotografisch festzuhalten. Andererseits aber auch, um uns etwas zu essen zu kochen. Da Tim sich schon vor zwei Tagen noch im Halbschlaf Kartoffelbrei zum Frühstück erbeten hat, kommen wir seinem Wunsch zumindest annähernd nach und kochen Kartoffelsuppe mit Würstchen zum Abendessen. Ich bereite vor, Basti übernimmt die Aufsicht der Kocher. Für mein Befinden funktionieren wir als Koch-Team ziemlich gut. Tim und Tom kümmern sich unterdessen ums Feuer. Auch diese Konstellation hat sich in den letzten Tagen mehrfach bewährt. Während das Feuer lodert, lassen wir uns das Essen schmecken. Da sich mittlerweile auch die Wolkendecke aufgelockert hat, entscheiden wir uns dafür, diesen Abend auf einen weiteren Regenschutz zu verzichten. Gemütlich in unsere Schlafsäcke und aneinander gekuschelt, schauen wir auf Toms Tablet einen Film. Während Matt Damon in „Elysium“ gegen die Zwei-Klassen-Gesellschaft kämpft, kraule ich meinen Bruder und Basti. Für Tim fehlt mir leider ein weiterer Arm. Außerdem ist der eh schon nach kurzer Zeit im Sitzen eingeschlafen und schnarcht jetzt leise vor sich hin. So spannend der Film auch war: Als er zu Ende ist, dauert es nur noch wenige Augenblicke, bis wir alle schlafen. So ein Outdoor-Urlaub kann ganz schön ermüdend sein.
„Reisen ist ein Rezept zur Genesung, welches kein Arzt ausstellen kann, nur man selbst!“ – Burkhard Meyer
31. Mai 2024, 7:40 Uhr, Guppviksön: Die Sonne lacht an unserem letzten Tag. Es ist eine gute Idee gewesen, das Tarp wegzulassen. Ich könnte mich an den Anblick gewöhnen. Eine Horde hinreißende Irre um mich herum und die mindestens genauso fantastische Natur Schwedens direkt vor der Nase. Was will man eigentlich noch mehr? Während ich so auf den See hinausschaue, wachen auch Tom und Basti langsam auf und wir kommen in den Genuss, ein davon schwimmendes Reh zu beobachten. Irgendwann treibt es mich aus dem DANO heraus. Körperhygiene steht an. Ich krame meine Sachen zusammen und gehe runter ans Ufer. Danach fühle ich mich bereit für die letzte größere Etappe, bevor wir morgen nur noch ein kurzes Stück bis zum Camp rudern werden. Auch Tim ist mittlerweile aus dem Schlaf der Gerechten erwacht. Wir lassen uns zum Frühstück Müsli, Kaffee und Tee schmecken. Tom spült seinen Hoodie im Eimer durch, um sich zumindest halbwegs wieder darin wohlfühlen zu können. Und mit etwas Glück wird er ja bei dem schönen Wetter wenigstens bis abends trocken. Für Bastis Hose sieht es heute Morgen tatsächlich gut aus. Hat ja nur drei Tage gedauert. Als wir in unsere Kanus steigen, haben wir tatsächlich erneut die kleine Hoffnung, dass wir noch ein DANO ergattern könnten. Aber das Glück sollte uns nicht hold sein, denn natürlich ist auch für heute wieder Regen gemeldet und sehr viele andere Teams haben sich in der Nähe des Scandtrack-Camps versammelt, um am nächsten Morgen auch rechtzeitig zurück zu sein. In der Nähe von DANO 11 finden wir schließlich unseren letzten Schlafspot. Also heißt es wieder: Alles abladen, jeder sucht sich einen Platz, wo er schlafen möchte und dann noch einmal die gemeinsame Zeit, die Ruhe, den letzten Urlaubstag genießen. Während Tom und Tim baden, paddle ich mit Basti raus auf den See. Er will ein bisschen angeln, ich möchte ein wenig Ruhe und Abstand zu dem wahnwitzigen Gequatsche der anderen beiden. Mal ganz davon abgesehen, schätze ich seine ruhige Gesellschaft. Außerdem scheint die Sonne noch und von der hat man am meisten, wenn man nicht unter einem Baum hockt. Während wir uns unterhalten, kommt Tim auf uns zu geschwommen und sorgt dafür, dass ich heute auch nochmal komplett eingeweicht werde. Endlich mal wieder eine richtig schön nasse Hose. Danke, Tim! Derweil wir so über den See treiben und leider keinen Fisch aus dem Wasser ziehen, überlegen wir uns einen Alternativplan für das Abendessen: Für uns beide gibt es Linsensuppe, die anderen zwei werden Tortellini mit Käse-Sahne-Sauce bekommen. Um letzteres kümmern sie sich dann tatsächlich selbst, sodass ich noch Kapazitäten habe, um noch einmal Stockbrotteig zuzubereiten. Nachdem wir uns das Abendessen schmecken lassen haben, gebe ich mein bestes, Bastis schmerzenden Rücken locker zu massieren, bis wir darauf hingewiesen werden, dass sich unser Feuerholz dem Ende zuneigt und wir langsam das Stockbrot machen sollten, bevor die Hitze nicht mehr ausreicht. Mit Stöcken, Teig und Nutella bewaffnet, machen wir uns also ans Werk und schaffen unsere eigene Variante der Elchkötteln. Ein bisschen größer. Ein bisschen leckerer. Wir wollen uns schließlich nicht hungrig essen. Dann heißt es auch an diesem Abend: Zähneputzen und ab ins Zelt bzw. in die Hängematten.
„Man reist nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.“ – Johann Wolfgang von Goethe
01. Juni 2024, 7:20 Uhr, in der Nähe von DANO 11: Wie könnte es anders sein – auch heute bin ich wieder vor den anderen wach. Da es gerade mal nicht regnet, packe ich leise mein Schlaf-Setup zusammen und räume den Rucksack schon mal passend für die Rückreise ein. Da sich noch immer nichts rührt, schnappe ich mir das Geschirr vom Vorabend und spüle es ab. Dann wecke ich die Jungs, denn es sieht auch an unserem letzten Tag nach Regen aus. Und dieser setzt auch ein, kaum, dass das wir alles abgebaut haben. Wir frühstücken eine Kleinigkeit, dann beladen wir unsere Kanus. Wir sind noch keine fünf Minuten unterwegs, da hören wir in der Ferne Gewittergrollen. Egal, solange wir keine Blitze sehen, geht es weiter in Richtung Camp. Wir sind alle getränkt in flüssigem Sonnenschein und wollen einfach nur noch den ganzen Kram abgeben. Tom und Basti sehnen sich nach Öl und Burgern. Bei letzterem ist dann auch Tim mit dabei. Mich könnte man damit nicht locken. Diese eine Woche Schweden hat mir eigentlich noch nicht gereicht und mir graut ein bisschen davor, jetzt gleich wieder in den hektischen Alltag einzutauchen. Die letzten vier Kilometer legen wir im Eiltempo zurück. Unterwegs treffen wir noch eine Entenfamilie. Kurz vor 13 Uhr legen wir am Steg an, räumen die Kanus aus und säubern sie. Das Prozedere im Camp beginnt. Als alles abgegeben ist und wir oben auf der Wiese angekommen sind, wo vor einer Woche unser Trip begonnen hat, führt uns der erste Weg an die Informationstafel, wo wir mir etwas Verwunderung feststellen müssen, das unser Bus erst 22 Uhr, statt wie geplant, 19 Uhr starten soll. Wir haben also noch viel Zeit und begeben uns nun, zum Abschluss unserer Reise, nach Lennartsfors in eine kleine Gaststätte. Mich hat zu dem Zeitpunkt scheinbar alle Kraft verlassen, die mich in den letzten Tagen ununterbrochen am Laufen gehalten hat. Müde, aber zufrieden, sitze ich da und lasse mich von den Gesprächen um mich herum berieseln. Bei Bier und Burgern lassen wir es uns gut gehen. Am Nachbartisch sitzen wieder die drei Vogtländer. Sie sind schon einige Zeit hier und die Betreiberin des Lokals ist bereits nicht mehr gewillt, ihnen weiterhin Bier auszuschenken. Irgendwann machen wir uns zu siebt auf den Rückweg. Basti und ich drehen noch eine kleine Extrarunde durch den Ort, während die anderen auf direktem Weg zurück zum Camp gehen, denn die drei Vogtländer müssen noch ihre Ausrüstung abgeben. Den restlichen Abend verbringen wir auf der Wiese und ruhen uns aus. Überraschenderweise gibt uns Jens, auch auf der Rückfahrt unser Busfahrer, schon 20:30 Uhr ein Zeichen, dass es in einer halben Stunde losgehen würde. Also versammeln wir uns alle um den Bus, verladen unser Gepäck und steigen dann ein. Als ich feststelle, dass ich schon wieder den Chaostrupp aus dem Vogtland um mich herum habe, suche ich das Weite. Jetzt noch über 20 Stunden lang dem Gequatsche zuhören zu müssen, ertrage ich gerade nicht. Basti sitzt drei Reihen weiter vorn und neben ihm ist noch Platz. Und auch wenn er sich wahrscheinlich darüber gefreut hat, auf der Rückreise mehr Platz zu haben, überlässt er mir diesen. Eine ganze Weile unterhalten wir uns noch, aber irgendwann werden wir müde, kuscheln uns aneinander und schlafen ein.
„Das Reisen macht dich erst sprachlos und verwandelt dich dann in einen Geschichtenerzähler.“ – Ibn Battuta
02. Juni 2024, 16:15, Uhr Irgendwo auf der Autobahn: In einer Dreiviertelstunde sind wir zurück am Flughafen in Leipzig/Halle. Hinter uns liegt eine lange Fahrt. Ich habe sie genutzt, um meine Gedanken zu sortieren, um Pläne zu schmieden und um Erkenntnisse zu gewinnen: Diese Reise war, seit einer langen Zeit, das Beste, was ich mir gegönnt habe.
Ich weiß, dass ich wiederkommen möchte. Möglichst mit den drei Jungs, denn man sagt, der Mensch braucht im Schnitt 160-200 Stunden, um eine gute Freundschaft zu jemandem aufzubauen. Das haben die acht Tage locker hergegeben. Und man kann nicht eine Woche zusammen verbringen, sich aufeinander verlassen, sich gegenseitig unterstützen und füreinander da sein, das Leben genießen, am Feuer sitzen, reden, lachen, singen, kuscheln, kochen, gemeinsam Unsinn machen und dann am Ende auseinandergehen, ohne neue Freunde gewonnen zu haben. Selbst, wenn man sich vorher nicht kannte. Danke, Scandtrack. Und noch viel wichtiger: Danke Tom, Tim und Basti, dass ihr diese Reise zu dem gemacht habt, was sie war.