Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

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In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Wildnis, Wind und Wellen - und Mashmallows...

Dunkle Wolken jagen über den Himmel. Noch sitze ich warm und bequem im Reisebus, der mich und meine beiden Neffen Victor und Milan von Leipzig nach Westschweden bringt. Der Tag ist noch jung, eine Nacht im Bus und auf der Fähre liegt hinter uns. Bald werden wir das Basiscamp am Foxen-See erreicht haben und dann wird es losgehen: eine Woche Wildniscamp mit zwei "Zwergen". Ohne Strom, ohne Dusche, ohne Smartphone. Dafür unsere eigene Insel im See, Grillen am Feuer und mit dem Rauschen des Windes einschlafen. Die Vorfreude ist groß.

 Im Basiscamp ist alles perfekt organisiert. Nach einem kräftigen Zweiten Frühstück nehmen wir unsere Ausrüstung und Verpflegung in Empfang. Alles stand fertig gepackt für uns bereit: Zelt, Kochausrüstung, Spaten, Säge und viel viel Feuerholz (und Klopapier :)).

 Mit zwei Kanus brechen wir auf. Ich mit dem Jüngsten in einem Boot und der Große auf Wunsch allein. In gut einer Stunde werden wir unsere Insel erreichen.

 So dachten wir... Kaum haben wir die schützende Bucht verlassen, merken wir, wie heftig der Wind über den riesigen See fegt. Die Wolken heute morgen hätten Warnung genug sein müssen. Der Große treibt etwas ab. Ganz wohl ist mir jetzt nicht mehr. Mit Mühe kämpfen wir uns wieder zusammen und dann gemeinsamen gegen einen übermächtigen Gegenwind, der uns fast kaum von der Stelle kommen lässt. Ich weiß mir nur noch einen Rat: rein ins Wasser! In Ufernähe springe ich aus dem Boot und stehe hüfthoch im eiskalten Foxen. Die Boote haben wir mittlerweile per Seil verbunden und ich schiebe sie entlang des Ufers, mehr recht als schlecht vorankommend auf dem steinig rutschigen Seegrund. Völlig fertig erreichen wir eine kleine Bucht, ziehen die Boote ans Land und lassen uns erschöpft auf die warmen Steine fallen.

 Wir wollen warten bis der Wind sich legt und dann weiter zur Insel. Doch merken wir recht schnell wie hoffnungslos das ist. Der Wind bläst weiter unerbittlich mit Stärke 7 bis 8. Der Zufall will es, dass wir uns an einer Stelle niederließen, wo ebenfalls ein Campplatz mit Feuerstelle ausgewiesen war. Ein Wink des Schicksals.

 Wir schleppen die Ausrüstung den Hang hoch, bändigen im Sturm flatternde Zeltbahnen und schaffen es irgendwie, uns unser kleines Reich aufzubauen. Am Abend brennt dann das erste Feuer. Bei Bratwurst, Bier und Cola kehren die Lebensgeister zurück. Unser erstes Abenteuer haben wir bestanden und ich bin stolz auf meine kleinen Kerle.

 Und die Woche Wildnis wird noch eine Reihe "härtester Prüfungen" für sie bereithalten: kein WLAN, Plumpsklo oder Vollbäder im eisekalten See. Und doch ist es unbeschreiblich schön, morgens allein mit der Natur aufzuwachen und dick eingepackt bei Tee und Kaffee den Tag zu besprechen. Es werden noch viele Bootstouren folgen, die wir aber nun zusammen in einem Kanu unternehmen, die es aber zum Teil nicht minder in sich haben. Auf der Rücktour von unserem Trip zur norwegischen Grenze wird der Wind so heftig und die Wellen so hoch, dass es unser Kanu weit aus dem Wasser hebt und ächzend auf dem Wasser aufschlagen lässt. Doch längst sind wir Drei erfahrene Seebären und kommen heil ans Ufer.

 Nach so viel Entbehrung gibt es dann auch mal eine Pause von der Wildnis. Über Land schlagen wir uns durch den dichten Wald ins nächste Dorf und von dort per Anhalter in die nächste Stadt. Das Wetter hat sich in der Wochenmitte auch beruhigt und es wird von Tag zu Tag wärmer. Insekten surren vielstimmig über die schwedischen Sommerwiesen und der Duft sonnenwarmer Wälder umgibt uns. Doch in der Stadt wird erst einmal kräftig Zivilisation getankt: Pizza, Eis und Internet. Am Abend bruzzeln dann Marshmallows über dem Feuer...

 Wir würfeln dann oder spielen Karten. Am Ende des Urlaubs wird der Sieger gekürt. Doch nicht nur diesen Wettbewerb gibt es. Spontan entscheiden wir uns an einem windig-sonnigen Morgen für eine "Wald- und Wildnis-Olympiade". Der Foxen bietet an diesem Tag wieder ausgezeichnete Bedingungen für die erste Disziplin: Wildwasserkanu. Doch nach einem ersten Versuch entscheiden wir uns um auf Wasserwaten. Disziplinen an Land gibt es natürlich auch. Gekrönt werden die Spiele mit dem "Prinzenrolle-Wettessen". Ich hätte nie gedacht, dass drei Kekse ohne Wasser so viel werden können...

 So viel und noch einiges mehr hielt diese Woche an Abenteuern, Spaß, Wildnis, Wärme, Kälte, Gemütlichkeit, Natur, Lachen und Fluchen, Feuer und Wasser für uns bereit.

Autor: Ralph A., 19. Juli 2017